Rubrik «Darüber spricht das Netz»Behördenwillkür oder Querulant?
Die Onlineartikel der ZSZ geben in den Kommentarspalten zu reden. Diese Woche diskutierten Leserinnen und Leser über Dachfenster in Uetikon und einen Sprungturm in Thalwil.
Zwei illegal eingebaute Dachfenster haben diese Woche in Uetikon für Aufruhr gesorgt. Die Gemeinde lässt seit Montag die Fenster zwangsmässig entfernen, weil sie grösser sind als erlaubt. Der Hausbesitzer hatte dagegen zum Protest aufgerufen, und die Polizei sorgte vor Ort für Ordnung.
Den Artikel über diesen denkwürdigen Anlass kommentierten die Leserinnen und Leser eifrig. Über 150 Kommentare gingen ein. «Beamtentum und Gesetze lassen grüssen», schreibt etwa Felix Thomann. Er gehört zu jener Fraktion, die von den Behörden mehr Augenmass erwartet hätte. Und Werner Stocker ärgert sich darüber, dass diese zwei Dachfenster stören sollen, während «die mit Solarpaneelen ausgelegten Dächer oder die 120 Windräder, die der Kanton Zürich in Natur- und Naherholungsgebieten aufstellen will», dies offenbar nicht täten.
Patrick S. M. ergänzt: «Was für eine Komödie! Was für eine Vergeudung von Energie, Zeit, Geld und Nerven!» Wer denn überhaupt auf die Idee komme, dass man die Grösse von Dachfenstern regeln müsse?
Leser Luke kennt die Antwort darauf. Er weist darauf hin, dass die Mehrheit der Bevölkerung einst Ja gesagt hat zu den Auflagen, die in der Bau- und Zonenordnung festgehalten sind. Es gehe um Missachtung von Rahmenbedingungen. Der Vorfall habe deshalb «nichts mit Behördenwillkür oder Beamtenstaat zu tun, sondern mit dem Respekt vor demokratischen Entscheidungen», schreibt er.
Die Meinungen über den Vorfall sind also geteilt. Pedantisch und rechthaberisch sind Wörter, die oft fallen. Die einen meinen damit die Behörden, die anderen wiederum den Hausbesitzer und Architekten.
Da haben die Thalwiler am anderen Seeufer ganz andere Sorgen – oder sind sie vielleicht doch recht ähnlich? Dort gibt es zwar keinen Streit um Dachfenster, aber um einen drei Meter hoher Sprungturm. Er hätte ab der kommenden Saison in der Badi stehen sollen. Doch eine Einsprache verzögert das Projekt.
Leserin Nira K. findet dies allerdings nicht schlimm: «Es hat doch auch sein Gutes. Vielleicht etwas weniger Lärm und Rummel im See, um die Natur geniessen zu können.» Das Geschrei der Jungen kenne ja leider keine Grenzen mehr. Anders sieht dies Kommentator Domenico: «Man muss sich langsam überlegen, ob es zielführend ist, wenn eine Einzelperson von subjektiven Partikularinteressen getrieben derartige für die Allgemeinheit vorgesehene Projekte sabotieren kann.»
Man merke: Ob in Thalwil oder in Uetikon – bei den einen gilt der aufbegehrende Bürger als Spielverderber, bei den anderen als Retter. Und auch in den Behörden kann man offenbar beides sehen. Da komme mal noch einer draus.
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