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Bedrohte Artenvielfalt
Ja-Kampagne für die Biodiversitätsinitiative ist lanciert

Matthias Samuel Jauslin, Stiftungsrat Stiftung Landschaftsschutz, Franziska Grossenbacher, Stellvertretende Geschaeftsleiterin Stiftung Landschaftsschutz, Urs Leugger-Eggimann, Geschaeftsleiter Pro Natura, Sarah Pearson Perret, Leiterin der Geschaeftsstelle Romandie von Pro Natura, und Raffal Aye, Geschaeftsfuehrer BirdLife Schweiz, von links, von der Allianz sprechen an einer Medienkonferenz fuer ein Ja zur Biodiversitaetsinitiative, am Dienstag, 25. Juni 2024, in Bern. Uber dies Vorlage wird im September abgestimmt. (KEYSTONE/Peter Schneider)
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«Schützen, was wir brauchen»: Mit diesem Slogan wirbt das Ja-Komitee für die Biodiversitätsinitiative. Seine Kampagne hat es am Dienstag lanciert und den wirtschaftlichen Nutzen der Artenvielfalt und von schönen Landschaften betont. Die Biodiversität im Land sei bedroht, und das Handeln sei dringend.

Die Biodiversitätsinitiative will Bund und Kantone in die Pflicht nehmen. Sie verlangt, dass genügend Flächen und ausreichend finanzielle Mittel für den Erhalt der Biodiversität reserviert werden. Quantitative Vorgaben macht die Initiative nicht. Diese müsste das Parlament nach einem Ja beschliessen.

Weiter will die Initiative erreichen, dass die Natur, vielfältige Landschaften und schöne Ortsbilder geschont werden, auch ausserhalb von Schutzgebieten. Volk und Stände entscheiden am 22. September über das Volksbegehren.

«Alarmierende Verluste»

«Die schleichende Zerstörung unserer Natur und die Verluste von Landschaft und Baukultur sind alarmierend,» sagte Urs Leugger, Geschäftsleiter von Pro Natura, in Bern vor den Medien. Die Schweiz verfüge zwar über vielfältige Lebensräume, trage ihnen aber zu wenig Sorge.

Dass die Artenvielfalt schwindet, hat nach Angaben der Initiantinnen und Initianten mehrere Ursachen: das Entwässern von Feuchtgebieten, Gewässer-Verbauungen, die intensive Bewirtschaftung und Düngung von Böden, invasive Pflanzen und Tiere und zu wenige Ressourcen für die Pflege von Schutzgebieten.

Artenvielfalt habe einen Nutzen, sagte Sarah Pearson, Westschweizer Direktorin von Pro Natura. Von den hundert für die menschliche Ernährung bedeutendsten Kulturpflanzen seien achtzig Prozent auf tierische Bestäubung angewiesen. Seien Wildbienen und Hummeln am Werk, gebe es mehr und bessere Früchte. Das sei wissenschaftlich erwiesen.

Weniger sichtbar, aber genauso wichtig sei das Wirken von Pflanzen, Tieren, Pilzen und Mikroorganismen im Boden. Auch Bäume trügen ihren Teil bei, indem sie Russ und Staub aus der Luft filterten und CO2 speicherten. Wälder schützten zudem vor Steinschlägen und Lawinen.

Touristen kommen wegen Landschaft

Franziska Grossenbacher von der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz wies auf den touristischen Nutzen von Landschaften und schönen Ortsbildern hin. «Für über sechzig Prozent der Gäste aus dem In- und Ausland sind Natur und Landschaft der wichtigste Grund, die Schweiz als Destination zu wählen.»

Der Tourismus in der Schweiz habe 2022 43 Milliarden Franken Umsatz generiert. «Biodiversität und Landschaftsschutz sind nötig für unser Überleben, und sie rentieren auch», sagte Grossenbacher. «Schützen und Nutzen schliessen einander nicht aus», fügte Raffael Ayé, Geschäftsführer von Bird Life Schweiz, bei.

Er wies darauf hin, dass die Energiewende oder die Entwicklung in ländlich geprägten Berggebieten auch mit der Biodiversitätsinitiative umgesetzt werden könnten. Denn auch in nationalen Schutzgebieten seien Eingriffe möglich, wenn überwiegende Interessen von landesweiter Bedeutung vorlägen.

Kein Gegenvorschlag

Bundesrat und Parlament empfehlen die Initiative zur Ablehnung. Auf einen Gegenvorschlag verzichtete das Parlament. Für ihn komme daher nur noch ein Ja infrage, sagte der Aargauer FDP-Nationalrat Matthias Samuel Jauslin. Gekippt hatte den Gegenvorschlag im vergangenen Dezember der Ständerat.

In seiner Position gestärkt fühle er sich durch den Entscheid des Bundesrates, in den nächsten Jahren 276 Millionen Franken zugunsten von Natur und Landschaft zu streichen. Ausserdem habe das Parlament noch vor der Umsetzung die Bestimmung wieder gestrichen, 3,5 Prozent der Ackerflächen für Biodiversität vorzusehen.

Dass nach einem Ja zur Initiative grosse Teile der Schweiz unter Schutz stünden, sei billige Stimmungsmache, sagte Jauslin an die Adresse der Gegner. Bundesrat, Kantone, Städte und auch der Nationalrat seien der Auffassung, dass für den Erhalt der Biodiversität etwas getan werden müsse.

Hinter der Initiative stehen sieben Trägerorganisationen, über sechzig Partnerorganisationen, 24 kantonalen Komitees sowie über 150 lokalen Gruppierungen. Das Kampagnenbudget des Trägervereins beläuft sich auf derzeit rund drei Millionen Franken.

SDA/sme