Vor Sizilien gesunkene JachtDas sagt die Crew der «Bayesian»
Nach dem Schiffsunglück mit sieben Toten wird gegen die Crew der Jacht ermittelt. Der Kapitän, der Matrose und der Maschinist haben gegenüber lokalen Medien Details zum Vorfall bekannt gegeben.
Wieso ist die «Bayesian» gesunken? Die Frage kann auch eine Woche nach dem Unglück nicht eindeutig beantwortet werden. Die Staatsanwaltschaft ermittelt derzeit gegen den Kapitän, den 51-jährigen Neuseeländer James Cutfield, sowie gegen den Matrosen Matthew Griffiths und den Maschinisten Tim Parker Eaton.
Die Crewmitglieder erzählen nun gegenüber Medien einzelne Details, was in den frühen Morgenstunden auf der Luxusjacht passierte, bevor sieben Menschen ums Leben kamen. Unter den Toten war der britische Milliardär Mike Lynch sowie dessen 18-jährige Tochter. Lynch hatte seine Familie und Freunde auf die Jacht eingeladen, um seinen Freispruch im Prozess um einen Milliardenbetrug zu feiern.
Niemand trug eine Schwimmweste
Der in der Unglücksnacht wachhabende Matrose Matthew Griffiths hat Medienberichten zufolge in den frühen Morgenstunden des 19. August Alarm geschlagen und den Kapitän geweckt. Dieser habe anschliessend das Kommando übernommen und den Befehl gegeben, die im Schiffsinneren Schlafenden zu wecken, sagte Griffiths laut der italienischen Nachrichtenagentur Ansa vom Sonntag.
Kapitän Cutfield bestätigte laut der Zeitung «Corriere della Sera», dass er von Griffiths geweckt worden sei. Weil ihm die «Situation nicht gefiel» habe er Befehl gegeben, die übrigen Schiffsinsassen zu wecken, sagte Cutfield demnach.
Da war noch keine Panik zu spüren. Griffiths begann, Kissen und Pflanzen zu arrangieren und Fenster und Luken zu schliessen. Niemand trug eine Schwimmweste. Doch die Situation verschlechterte sich schlagartig.
Das Schiff sei dann plötzlich auf die Seite gekippt, mehrere Besatzungsmitglieder seien über Bord gegangen. «Wir haben es geschafft, wieder an Bord zu kommen und haben versucht, eine Menschenkette zu bilden, um diejenigen zu retten, die es bis ans Deck geschafft haben», wurde Griffiths weiter zitiert. Cutfield habe an vorderster Stelle gestanden und allen geholfen.
Maschinist: «Alles war zu»
Maschinist Tim Parker Eaton sagte gegenüber dem «Corriere della Sera», er habe alle Generatoren und hydraulischen Ruderpumpen aktiviert. Auch die Luke sei zu gewesen. «Alles war geschlossen», so Eaton. Lediglich ein Zugang zum Maschinenraum sei offen gewesen, der aus seiner Sicht allerdings nicht ursächlich für den Schiffbruch sein konnte, da er sich gegenüber von der Kenterungsseite befand.
Die Anwälte der Verdächtigen könnten nun überprüfen lassen, ob es einen Fehler beim Segelschiff gab, das gemäss dem Erbauer unsinkbar sei. Oder sie könnten ein meteorologisches Gutachten in Auftrag geben, um die Stärke des Sturms zu messen, der das Segelschiff traf.
AFP/van
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