Wechsel im BasketballUnfreiwilliges Tauschobjekt: Plötzlich sitzt er im Privatjet nach Los Angeles
Luka Doncic von den Dallas Mavericks zählt zu den Besten seines Fachs, aber nicht unbedingt zu den diszipliniertesten. Nun muss er den Verein wechseln.
Die orangefarbene Kugel muss durch den Ring, so einfach geht Basketball. Oder, wie Dirk Nowitzki einmal philosophierte: «Ich kann relativ gut ’nen Ball in ein Körbchen reinschmeissen.» Nun, der Deutsche konnte es sogar so gut, dass sie ihm eine Statue hingestellt haben. Sie steht in Dallas vor der Halle der Mavericks, jenem NBA-Club, bei dem Luka Doncic (25) Nowitzkis Nachfolger werden sollte.
Doch der Mann aus Ljubljana ist jetzt unfreiwillig zum Tauschobjekt geworden. Und zwar im Zuge eines Vereinswechsels, den Fans in Texas auf Demonstrationen als «schlechtesten Trade der Geschichte» bezeichnen.
Die Mavs haben mit Doncic einer der weltbesten Basketballer abgegeben, und das ohne grosse Not. In der vergangenen Saison noch brachte Doncic seinen Club fast im Alleingang in den Final, trotzdem fand er sich nun im Privatjet nach Los Angeles wieder, gegen seinen Willen zu den LA Lakers verschachert, mitten in der Saison.
Es sollen Tränen geflossen sein. Schwer zu ergründen alles, aber offenbar waren die Verantwortlichen in Dallas der Ansicht, dass selbst einer der Weltbesten nicht gut genug für sie war. Dass sein Lebenswandel und seine Fitness einem Titelgewinn im Weg stehen.
Da mag was dran sein, und doch gilt es als ausgemacht, dass Doncic die Körbewerferei in den kommenden zehn Jahren derart dominieren wird, wie LeBron James oder Kobe Bryant es in den vergangenen zwei Jahrzehnten taten. Oder zuvor Michael Jordan und Magic Johnson, deren Dynastien mit den Chicago Bulls und den Lakers sogar die Popkultur geprägt haben.
Er findet immer den richtigen Kniff
In den Ländern auf dem Balkan gehört Basketball seit Jahrzehnten zum täglichen Leben, inklusive legendärer Freiplätze wie jenem in Belgrad in einer Burg. Das Sport-Biotop Slowenien war für Doncic bald zu klein, seine Perspektiven zu gross, mit 12 ging es in die Jugend von Real Madrid, mit 16 zu den Profis.
Spätestens da offenbarte sich die zweite Besonderheit: Dieser Zwei-Meter-Typ, der kurz darauf an die Seite von Nowitzki nach Dallas wechselte, spielt Basketball wie kein Zweiter auf diesem Planeten. Doncics Einzigartigkeit besteht darin, sich das ganze Spiel zu eigen zu machen. Mit dem Ball in der Hand kann er sich Gegner zurechtlegen, er seziert ihre Bewegungen und kontrolliert im Dribbling das gesamte Geschehen. Die Rolle des «Spielmachers» ist bei ihm wörtlich zu verstehen. Alles tanzt in seinem Takt, er findet immer den richtigen Angriffskniff, selbst wenn er von zwei oder drei Gegnern umringt ist.
In Doncics Welt ist alles Slow Motion, er dimmt mit seiner Übersicht das Tempo herunter und kann Pässe in unerforschte Winkel entsenden. Im Spiel der Überathleten entzieht er sich so den Zwängen der Physis. Wobei die bei ihm selbst nun Thema ist, auf entscheidende Weise sogar. Wenn er nicht gerade andere auswackelt, zieht er gern an anderen Dingen als Hanteln. Wie gut er erst wäre, wenn er mal komplett austrainiert seinem Beruf nachginge, wenn auch bei ihm jede Körpersehne auf Leistung getrimmt wäre, nörgeln Kritiker.
Aus Sicht der Mavericks ist es das Ende einer Geschichte vom «schlampigen Genie». Der Rest der Sportwelt mag denken: Das werden sie noch bereuen in Dallas, wo sie seit Nowitzki doch wissen müssten, dass es sich lohnt, an einem Auserwählten festzuhalten.
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