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Transfers, Strategie und Vision
Turbulente Tage beim FC Zürich: Jetzt äussert sich Sportchef Malenovic

Milos Malenovic, Sportchef des FC Zürich, auf dem Spielfeld während eines Testspiels gegen FC Dinamo Bukarest in Belek am 8. Januar 2025.
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In Kürze:
  • Der Sportchef des FC Zürich kritisiert die Berichterstattung über den Verein.
  • Der FCZ setzt verstärkt auf datenbasierte Analysen und junge Talente.
  • Malenovic sieht den Verein neben dem FC Luzern als Vorbild im Schweizer Fussball.

Vier Kameras sind aufgestellt. Über zehn Leute tummeln sich im Medienraum des FC Zürich. Das Interesse ist gross. Nein, weniger an Trainer Ricardo Moniz, der zuerst Platz nimmt. Vielmehr an Milos Malenovic. Der Sportchef besetzt kurze Zeit später den Stuhl von Moniz – und erklärt seine Transferstrategie.

Zuerst tut er aber seinen Unmut kund. «Ich möchte darauf hinweisen, dass ich nicht glücklich bin über einige Berichterstattungen der letzten Tage. Gewisse Stimmungsmache von bekannten Verlagen finde ich zum Teil sehr unprofessionell», sagt Malenovic. «Und wenn einfach ein Seich geschrieben wird, um eine gewisse Menschenmasse negativ zu beeinflussen – dann finde ich das schade.» Der Ton ist gesetzt.

Der Sportchef stört sich daran, dass seine Kompetenzen infrage gestellt und von einer Fluchtwelle beim FCZ geschrieben wurde. Dabei nimmt Malenovic auch den Abgang von Antonio Marchesano als Beispiel. Er selbst sei es gewesen, der den Mittelfeldspieler damals als Berater zu den Zürchern gebracht habe. «Ich habe eine spezielle Beziehung zu ihm. Da finde ich es wirklich lächerlich, wie man das versucht, zu verdrehen, dass Marchesano vor dem FCZ geflüchtet sei. Wegen wem? Meinetwegen?»

Spieler des FC Zürich, Cheick Conde, Jonathan Okita und Antonio Marchesano, jubeln im Stadion nach einem Super League Sieg gegen FC St. Gallen.

Der Grund für diesen Wechsel sei rein finanzieller Natur gewesen. Beinahe das Doppelte verdiene Marchesano nun bei den Waadtländern, so Malenovic. Der 34-jährige Tessiner soll nach seiner eineinhalbjährigen Anstellung bei Yverdon wieder zum FCZ zurückkehren, um im Club zu arbeiten. Nie mehr zurückkehren werden höchstwahrscheinlich Jonathan Okita und Cheick Condé. Okita hätte sich die Vorrunde sparen können, sagt Malenovic – er habe sowieso nur noch von einem Transfer geredet.

Viel Geschwindigkeit, viel Datenanalyse

Neben Marchesano wechselt auch Nikola Katic auf Leihbasis zu einem Club im Abstiegskampf. Für Plymouth Argyle stand der Bosnier am vergangenen Wochenende in der zweithöchsten Spielklasse Englands erstmals auf dem Platz. Ob Katic nach der Leihe wieder Teil des FCZ-Kaders wird, lässt Malenovic offen. «Er ist ein sehr guter Fussballer, der gute Leistungen gebracht hat, der aber vielleicht nicht mehr zum Fussball passen wird, den wir spielen wollen.»

Dynamisch, mit viel Geschwindigkeit, ein hochstehendes Team und datenbasierte Analysen: Das sind die groben Eckpunkte, wie die Zukunft des Clubs aussehen soll. Immer wieder spricht Malenovic von Daten. High-Intensity-Meter, Laufbereitschaft, Sprintanzahl, abgespulte Kilometer – auf solche Faktoren setzt er. Und wenn Spieler nicht liefern, sollen sie gehen.

Eine radikale Leistungskultur, die, so scheint es, vor keinem Spieler haltmacht. Auch nicht vor Ifeanyi Mathew, der zuletzt auf der Bank Platz nehmen musste und den Verein wohl spätestens im Sommer verlassen wird. «Was Daten betrifft und gewisse Details, auf die wir viel mehr Gewicht legen, gibt es junge Spieler, die in naher Zukunft die Nase vorn haben werden», sagt Malenovic und betont noch einmal: «Es zählen nur Potenzial, Leistung, Laufdaten und Spielintelligenz.» Keine Vorschusslorbeeren, keine Einsatzzeiten nur, weil jemand Identifikationsfigur ist.

Eine Annäherung an das Wort «Umbruch»

Leistung und Daten. Leistung und Daten. Immer wieder wird dieses Mantra wiederholt. Cheveyo Tsawas High-Intensity-Werte werden hervorgehoben, ebenso die 36 km/h Höchstgeschwindigkeit von Calixte «Junior» Ligue. Für Letzteren lagen laut Malenovic bereits in diesem Winter Angebote aus dem Ausland vor, die abgelehnt wurden, weil der Sprung für den 19-Jährigen noch zu früh sei.

Calixte Paul Ligue Junior vom FC Zürich während eines Spiels der Super League gegen den FC Luzern in Luzern am 26. Januar 2025.

Am vergangenen Wochenende musste der gelernte Offensivspieler beim 0:1 gegen Basel sogar als Innenverteidiger agieren, da sonst keiner mehr auf der Bank sass. Trainer Moniz hatte ursprünglich mit Nemanja Tosic geplant, doch dieser wechselte kurz vor der Partie auf Leihbasis zu Deportivo La Coruña. In Spaniens zweithöchster Liga soll er, der beim FCZ seit seinem Wechsel im vergangenen Sommer nie richtig angekommen ist, Spielpraxis sammeln.

Eine Wohlfühloase ist dieser Club unter der sportlichen Führung des 40-Jährigen wahrlich nicht – das ist ganz in dessen Sinne. Was nicht gefällt, braucht Veränderung oder muss gehen. Die sieglosen Spiele vor der Winterpause galten als einer der Auslöser für den weiteren Umbruch. «Wir waren nicht überzeugt, dass wir so, wie wir die Vorrunde beendeten, noch etwas erreichen können», sagt Malenovic, der mit dem Wort «Umbruch» weniger Probleme hat als sein Präsident Ancillo Canepa, der stets davor zurückschreckt, diesen Winter als weiteren Umbruch zu bezeichnen.

Ein neuer Spieler fürs Zentrum

Zu diesen nicht zu negierenden Veränderungen gehören neben Steven Zuber mit Jean-Philippe Gbamin und Vincent Nvendo zwei weitere neue Spieler. Gbamin, ein 29-jähriger Mittelfeldspieler, der auch in der Abwehr eingesetzt werden kann, kommt von Nantes, wo er nur noch selten zum Einsatz kam. Nvendo, ein 19-jähriger Stürmer, wechselt von Étoile Carouge zur U21 der Zürcher, um in naher Zukunft zur ersten Mannschaft zu stossen. Die Taktik, junge Spieler – auch aus dem Ausland – in die Jugendmannschaft zu integrieren, verfolgen die Zürcher damit konsequent weiter.

Als Grund dafür nennt Malenovic auch, dass für junge Spieler aus dem Ausland keine Ausbildungsentschädigung bezahlt werden muss – für Spieler, die in der Schweiz ausgebildet wurden, wird ab dem 12. Lebensjahr eine Entschädigung von 40’000 Franken pro Jahr fällig. «Schweizer Talente stehen immer an erster Stelle, aber meistens können wir sie uns nicht leisten.»

Mit der Jugendarbeit seines Clubs ist der Sportchef dennoch sehr zufrieden. «Wir haben in jedem Spiel drei, vier, fünf, sechs eigene Spieler auf dem Platz. Also sind wir eigentlich mit dem FC Luzern das Vorbild im Schweizer Fussball.» Und auch sonst blickt Malenovic positiv auf die Leistungen in diesem Kalenderjahr zurück, betont, auf dem richtigen Pfad zu sein, und lässt offen, ob noch weitere Spieler dazustossen werden.

FCZ-Youngster Denoon wieder zurück im Team

Dies sei auch abhängig vom weiteren Verlauf des Verfahrens gegen Daniel Denoon. Wegen des Verdachts auf Vermögensdelikte kam der 21-Jährige am Dienstag in Polizeigewahrsam. Mittlerweile ist er aber wieder auf freiem Fuss. «Der gestern von der Stadt- und Kantonspolizei Zürich verhaftete FCZ-Spieler wurde heute im Anschluss an die staatsanwaltschaftliche Einvernahme aus der Haft entlassen. Das Verfahren gegen den Mann wegen des Verdachts auf Vermögensdelikte läuft weiter», schreibt die Staatsanwaltschaft auf Anfrage dieser Redaktion. Es gilt weiterhin die Unschuldsvermutung. «Wir waren alle einmal jung. Zwar waren wir nicht alle im Knast, aber da müssen wir nun abwarten. Es handelt sich bei ihm anscheinend um eine ältere Geschichte», sagt Malenovic.

Am Mittwochabend teilen die Zürcher in einer Medienmitteilung weitere Informationen mit: «Beim fraglichen Tatbestand handelt es sich um einen Gesetzesverstoss, den er vor einigen Jahren als Jugendlicher begangen hat. Deshalb haben wir beschlossen, dass der Spieler ab sofort wieder am Trainings- und Spielbetrieb der ersten Mannschaft teilnehmen kann.»

Damit wird Denoon auch am Donnerstagabend im Spiel gegen Winterthur wieder im Kader stehen. Gegen den Tabellenletzten brauchen die Stadtzürcher, die seit Ende November auf ein Tor aus dem Spiel heraus warten, endlich wieder drei Punkte. Zwei Siege resultieren aus den letzten zehn Spielen. Mit der Entwicklung des Vereins ist Milos Malenovic trotzdem «sehr zufrieden».

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