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Rüffel vom Schweizer Preisüberwacher
Bankgebühren sind in der Schweiz zu teuer

Trotz kräftigen Gewinnen: Die Banken haben wenig Anreize, die Auswirkungen der Zinswende vollumfänglich an ihre Kundinnen und Kunden weiterzugeben.
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Die Zinswende im September 2022 hat den meisten Geldhäusern satte Mehreinnahmen beschert. Kundinnen und Kunden erreicht dies aber nur beschränkt. Zwar erhöhen verschiedene Banken seit dem vergangenen Herbst schrittweise ihre Sparzinsen. Bei den Gebühren für die Führung von Konten und Wertschriftendepots ist dagegen nichts geschehen.

Eigentlich sollten die Gebühren jetzt jedoch sinken. Denn die Banken hatten sie während der Negativzinsen zwischen 2015 und 2022 mit dem Argument erhöht, dass ihre Erträge aus dem Hypothekargeschäft unter Druck geraten seien. Für die Banken, die vor allem den Schweizer Markt bedienen, ist dies das wichtigste Geschäftsfeld. Mit höheren Gebühren haben sie damals versucht, beim Rückgang der Margen Gegensteuer zu geben.

Der Preisüberwacher macht Druck

Nun fordert Preisüberwacher Stefan Meierhans, dass die Finanzinstitute mit der Normalisierung der Zinssätze auch die Gebühren wieder senken. Er kritisiert den Stillstand. «Erhöht die Nationalbank die Leitzinsen, sind die Banken sehr rasch mit der Anpassung nach oben, zum Beispiel bei den Hypotheken. Bis die Gebühren wieder gesenkt werden, geht es viel langsamer», sagt Stefan Meierhans.

Bereits mehrmals hat er sich der Bankgebühren angenommen. Zum ersten Mal 2015, als die Nationalbank die Negativzinsen einführte. Seine letzte Marktbeobachtung hat er im vergangenen Jahr veröffentlicht. In seinem Bericht stellte der Preisüberwacher fest, dass in den vergangenen Jahren ein Trend zu höheren Bankgebühren zu beobachten war, speziell bei den Gebühren für die Kontoführung.

Meierhans ist zudem beim Staatssekretariat für Wirtschaft vorstellig geworden. Er hat ihm seine gesamten Erkenntnisse übergeben. Das Staatssekretariat könnte nun laut Meierhans einen Musterprozess gegen eine Bank anstrengen.

Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert die Preispolitik der Banken. Sie seien zu langsam mit der Weitergabe von Kostensenkungen.

Als eine der wenigen Banken hat die Aargauer Kantonalbank bereits im April ihre Gebühren auf Privat- und Firmenkonten abgeschafft. Mit einem Preissturz auf breiter Front können Kundinnen und Kunden in naher Zukunft jedoch nicht rechnen. Das zeigt eine Umfrage, welche diese Redaktion bei grösseren Schweizer Inlandbanken durchgeführt hat.

Kein weiteres Finanzinstitut hat angegeben, aktuell eine Senkung der Gebühren in Betracht zu ziehen. Die UBS etwa teilt mit, sie beobachte die Gegebenheiten auf dem Markt. Valiant verweist darauf, die Gebühren für Produkte und Dienstleistungen würden nicht im Zusammenhang mit der Höhe der Zinsen stehen, sondern sich an Faktoren wie der Marktlage oder den eigenen Kosten der Bank orientieren.

Der Wettbewerb spielt nicht richtig

«Die Banken haben wenig Anreize, in der Sache Vorreiter zu sein. Es ist ein Anzeichen dafür, dass der Wettbewerb hier nicht richtig spielt», sagt Adriel Jost, Ökonom am Institut für Schweizer Wirtschaftspolitik.

Zugute kommt den Banken eine gewisse Trägheit der Schweizer Kundinnen und Kunden. Sie wechseln ihre Hausbank nur selten, da dann Daueraufträge erneuert, neue Zahlungsdaten hinterlegt und dem Arbeitgeber ein neues Lohnkonto mitgeteilt werden muss. Dieser Aufwand schreckt viele ab.

Wollen Kundinnen und Kunden tatsächlich die Bank wechseln, sehen sie sich mit hohen Hürden konfrontiert. Preisüberwacher Meierhans kritisiert insbesondere die Gebühren, die bei der Schliessung eines Kontos fällig werden. Oder jene, die anfallen, wenn Aktien und andere Wertschriften von einem Finanzinstitut zum anderen transferiert werden. 

Dafür werden bei Schweizer Wertschriften gemäss dem Vergleichsdienst Moneyland im Durchschnitt pro einzelnem Titel 87 Franken fällig. Geht es um Aktien aus dem Ausland, werden durchschnittlich 98 Franken fällig. In den Augen der Banken sind die Gebühren dagegen gerechtfertigt. Sie beziehen sich auf den Aufwand, der ihnen durch das Ausbuchen der Titel aus dem Depot entsteht. Diese müssten manuell transferiert werden, schreibt die Zürcher Kantonalbank. Die Postfinance verweist darauf, dass es marktüblich sei, diese Transfers kostenpflichtig zu machen.

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Tiefere Gebühren allein haben im Alltag kaum einen Einfluss darauf, ob Kundinnen und Kunden ihre Bank wechseln. «Wegen ein paar Franken Gebühren pro Monat wechselt kaum jemand die Bank», sagt Andreas Akermann, Bankspezialist beim VZ Vermögenszentrum. «Bezieht man aber in die Rechnung auch die tatsächlich bezahlten Zinsen sowie die Gebühren für weitere Bankdienstleistungen mit ein, ist das Einsparpotenzial oftmals immens.»

Sich in den Gebührenordnungen der Banken zurechtzufinden, ist jedoch nicht immer einfach. Gerade bei den Sparzinsen macht es einen Unterschied, wie viel Geld jemand bei einer Bank hat. Denn die vorteilhaften Bedingungen gelten oftmals nur bis zu einem bestimmten Betrag.

Mehr Bewegung auf dem Schweizer Finanzplatz sieht Akermann nun wegen der Übernahme der Credit Suisse durch die UBS. Das habe dazu geführt, dass Kundinnen und Kunden vermehrt ihre eigene Bankbeziehung überprüft hätten und sich einen Wechsel überlegten. «Für viele war das ein Augenöffner.»