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Benzin und Heizöl dürften teurer werden
Ausgerechnet jetzt: Förderländer drehen den Ölhahn zu, Ölpreis steigt

Die Entscheidung der Opec+ ist eine schlechte Nachricht für Autofahrerinnen und Autofahrer. Sie können nur hoffen, dass die Benzinpreise nicht wieder so hoch steigen wie im März nach dem Ausbruch des Krieges in der Ukraine.
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Wer in den vergangenen Tagen und Wochen getankt hat, konnte Hoffnung schöpfen, dass die Rekordpreise an den Zapfsäulen erst mal der Vergangenheit angehören. Da und dort kostete Benzin wieder weniger als zwei Franken pro Liter. Auch Heizöl ist nicht mehr so teuer wie noch vor einigen Monaten.

Die Hoffnung auf weiter sinkende Preise hat am Mittwoch jedoch einen Dämpfer erhalten. Das von Saudiarabien und Russland angeführte Ölkartell Opec+ hat beschlossen, die Produktion ab November um zwei Millionen Barrel pro Tag zu senken. Es ist die umfangreichste Drosselung seit Ausbruch der Corona-Pandemie. 

Folgen für den Rest der Welt

Mit dem Entscheid gehen die Förderländer auf Konfrontationskurs zu weiten Teilen der restlichen Welt. Etliche Regierungen haben Massnahmen gegen die hohen Energiepreise erlassen. US-Präsident Joe Biden hatte darauf gedrungen, dass die Opec+ auf die Produktionskürzungen verzichtet und sogar mehr Öl fördert, damit die immer noch hohen Spritpreise weiter sinken. Seine Bemühungen liefen jedoch ins Leere. 

Der Ölpreis legte nach dem Entscheid knapp zwei Prozent auf 93.6 Dollar je Fass zu. Einen guten Teil der Preissteigerung hatte die Börse bereits vorweggenommen, als erste Eckpunkte der Pläne bekannt geworden waren. Seit Ende vergangener Woche ist der Ölpreis insgesamt knapp zehn Prozent gestiegen.

Das heizt auch die allgemeine Teuerung weiter an. Bereits in den vergangenen Monaten hatten die hohen Energiepreise zu einer rasch steigenden Inflation beigetragen. Diese bringt vor allem Menschen mit niedrigen Einkommen in Not.

Berg-und-Tal-Fahrt

Der Ölpreis ist in den vergangenen Jahren stark geschwankt. Mit Ausbruch der Corona-Pandemie war er regelrecht abgesackt. Grund war die weltweit deutlich geringere Nachfrage durch Produktionsunterbrüche und weniger Verkehr. Die Opec+ hatte reagiert und ihre Förderung im April 2020 drastisch gekürzt.

Den Grossteil der vergangenen beiden Jahre verbrachten die Länder damit, den Ölhahn wieder schrittweise aufzudrehen. Die Nachfrage wurde angesichts der Wirtschaftserholung stärker, und auch der Ölpreis legte zu. Der Kriegsausbruch in der Ukraine hatte im laufenden Jahr schliesslich zu einem regelrechten Höhenflug geführt: Der Preis für ein Fass Rohöl lag noch im Sommer bei rund 120 Dollar.

Seither hat sich die Lage etwas beruhigt, der Ölpreis gab nach und lag wenige Tage vor dem Entscheid der Opec+ bei weniger als 90 Dollar. Grund dafür waren auch die schlechteren Wirtschaftsaussichten. Der deutliche Rückgang war den Förderländern aber offenbar nicht recht – schliesslich verdienen sie dann weniger an ihrem Öl. Zum ersten Mal seit Ausbruch der Pandemie fand das Treffen wieder vor Ort am Opec-Sitz in Wien und nicht online statt. 

Der Opec-Hauptsitz in der Wiener Innenstadt. Journalistinnen und Journalisten warten, bis die Mitgliedsländer ihren Entscheid bekannt geben. 

Russland profitiert vom steigenden Ölpreis

Brisant an der Entscheidung ist insbesondere die Beteiligung Russlands, das wie die übrigen Förderländer von den steigenden Ölpreisen profitiert. Russland ist der drittgrösste Ölproduzent der Welt und hatte 2016 eine Allianz mit der Opec geschmiedet. Sie wird von Saudiarabien – dem weltweit zweitgrössten Produzenten – angeführt. Mit dem Bündnis wollen die beiden Länder eine gewichtigere Rolle gegenüber dem weltgrössten Ölproduzenten erreichen: den USA. Die in der Opec+ organisierten Länder haben einen weltweiten Marktanteil von etwa 40 Prozent. 

Die EU-Länder wollen verhindern, dass Russland von den steigenden Ölpreisen profitiert: Sie haben am Mittwoch ein neues Sanktionspaket gegen Russland beschlossen, das unter anderem eine Preisobergrenze für russisches Öl vorsieht. 

Die USA sind anders als Russland und Saudiarabien an einem tiefen Ölpreis interessiert – obwohl auch sie dann weniger am Ölverkauf verdienen. Zum einen ist die US-Wirtschaft deutlich weniger abhängig von den Öleinnahmen als Saudiarabien und Russland. Zum anderen ist das Thema für Präsident Biden wichtig: Denn seine politischen Gegner geben seiner Politik die Schuld an den hohen Spritpreisen. Wenn sie weiter steigen, dürfte das den Demokraten vor den Kongress-Zwischenwahlen im November schaden. 

Förderländer rechtfertigen sich

An einer Pressekonferenz nach dem Entscheid wiesen die Opec+–Länder den Vorwurf zurück, mit ihrer Entscheidung anderen Ländern zu schaden. Sie hätten dabei nicht nur ihr eigenes Wohl, sondern auch das der Staatengemeinschaft im Blick. Doch eine sichere und nachhaltige Ölförderung habe auch ihren Preis. «Wir bringen die Energiemärkte nicht in Gefahr, wir bieten Sicherheit», erklärten sie.

Wie schnell sich die Opec-Entscheidung auf die Benzin- und Heizölpreise in der Schweiz auswirkt, wird sich  zeigen. Die Vereinigung der Schweizer Mineralölimporteure wagte dazu keine Prognose. Sie wies darauf hin, dass die Rohölkosten zwar einen deutlichen, aber nicht den einzigen Anteil an den Preisen ausmachen. Hinzu kommen noch staatliche Abgaben.