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Abstimmung zum Jagdgesetz
Auch Linke zielen auf Ausländer

Laden, zielen, abdrücken: Jagdtouristen können für einige Tausend Franken im Wallis Wild erlegen. 
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Kampagnen der SVP polarisieren regelmässig, so auch jetzt wieder, sechs Wochen vor der Abstimmung über die Volksinitiative zur sogenannten Begrenzungsinitiative. Hohe Wellen schlägt ein Video mit einem Mädchen, das sich besorgt gibt über den Zustand eines Landes, das unter der Zuwanderung leide. Die Grünen zum Beispiel werfen der SVP vor, mit ihrer Initiative Ausländer einmal mehr als Sündenböcke hinzustellen.

Indes, auch die Gegner des revidierten Jagdgesetzes, vornehmlich links-grüne Kreise also, spielen im Abstimmungskampf mit dem Bild des Ausländers, der in die Schweiz kommt und Schaden anrichtet. In einem ihrer Inserate beklagen sie, die Trophäenjagd sei mit dem neuen Gesetz weiterhin erlaubt, dazu der Titel, in knallig roter Schrift: «Steinbock-Jagd für Ausländer». Der Kanton Wallis kassiere je nach Hornlänge 5000 bis 12’000 Franken, «das deutsche Jagd-Reisebüro» 2980 Euro pro geschossenen Bock.

Trophäenjagd in der Schweiz

Es ist in der Tat eine Realität, dass Ausländer ins Wallis reisen, um dort für mehrere Tausend Franken auf einer organisierten Trophäen-Safari den König der Alpen zu schiessen, begleitet von einem lokalen Wildhüter. Allerdings tun dies auch Schweizer.

Letztes Jahr haben die Walliser Behörden 72 solcher Tagesjagdbewilligungen ausgestellt. Davon sind 38 an ausländische Jäger gegangen, also etwas mehr als die Hälfte. Den Rest erhielten Jäger aus dem Wallis (29) und anderen Kantonen (5). Ein Jahr zuvor waren es die die ausländischen Gäste, die in der Mehrheit waren. Die ausländischen Jäger seien daran interessiert, eine Tierart zu erlegen, die es bei ihnen nicht gebe oder die zwar vorkomme, der Bestand aber eine Bejagung nicht zulasse, sagt der Walliser Jagdinspektor Peter Scheiber. «Das Hauptinteresse besteht an der Trophäe dieser Wildart – wie beim einheimischen Jäger auch.»

«Die Gegner des neuen Jagdgesetzes versuchen verzweifelt, das revidierte Jagdgesetz zu diskreditieren.»

Franz Ruppen, Nationalrat SVP

Das Inserat hat in der Öffentlichkeit bislang kaum Aufmerksamkeit erregt. Nun aber wird Kritik laut. «Die Gegner des neuen Jagdgesetzes versuchen verzweifelt, das revidierte Jagdgesetz zu diskreditieren», sagt der Walliser SVP-Nationalrat Franz Ruppen und spricht von einem «Argumentationsnotstand». (Lesen Sie hier einen Überblick zum Jagdgesetz).

Warum haben die Gegner des Jagdgesetzes nicht neutral von Jagdtouristen geschrieben? Und ist ihre Empörung über die SVP und deren Kampagne nicht verlogen? Daniel Jositsch bezeichnet den Vorwurf als unzutreffend: «Es geht nicht um Ausländer, sondern dass im Ausland dafür Werbung gemacht wird, zur Trophäenjagd in die Schweiz zu reisen», sagt der Zürcher SP-Ständerat. «Das zeigt: Das Schutzniveau hierzulande ist so tief, dass wir einen entsprechenden Anziehungspunkt darstellen.»

Jositsch verweist auf einen bekannten deutschen Veranstalter von Jagdreisen. In einer Broschüre wirbt dieser, die Gastjäger erwarte im Wallis, einer «Naturlandschaft, wie man sie nur noch selten in Europa findet», eine «einmalige Gelegenheit zur Jagd auf Alpensteinbock». Jositsch sieht keinen Grund, das Inserat mit dem Titel «Steinbock-Jagd für Ausländer» zu stoppen. Die Fakten seien «absolut korrekt».