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Auswirkungen der «Stadtflucht»
Auch auf dem Land werden Mietwohnungen knapp

Bauland ist rar, deshalb wird in die Höhe gebaut: Der Bäretower in Ostermundigen, mit über 100 Metern das höchste Wohngebäude in der Schweiz.
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Der Schweizer Immobilienmarkt ist stark ausgetrocknet. Nicht nur Hauskaufende haben es derzeit schwer, ein bezahlbares Objekt zu finden. Für Mietende hat sich die Situation weiter zugespitzt, die Mietpreise sind insgesamt um 1,3 Prozent gestiegen. Und Ende vergangenes Jahr waren 11,4 Prozent weniger Wohnungen inseriert als in der Vorjahresperiode, wie es im Bericht des Immobilienberaters Wüest Partner heisst. Ein so starker Rückgang an verfügbaren Mietwohnungen wurde zuletzt 2013 verzeichnet. 

Die Gründe dafür sind einerseits die starke Zuwanderung, die seit 2018 sukzessive zugenommen hat. Andererseits ist die Knappheit der abnehmenden Neubautätigkeit geschuldet. Letzteres führt Robert Weinert von Wüest Partner auf drei Gründe zurück: «Erstens dürften die spürbar steigenden Leerstände der letzten Jahre einige Investierende zu mehr Zurückhaltung beim Neubau bewegt haben. Zweitens wird das Bauland im Zuge der Umsetzung der revidierten Raumplanung immer knapper. Und drittens gab es in der jüngsten Vergangenheit auch einige operative Schwierigkeiten bei der Realisierung von Neubauprojekten.»

So seien bei Grossprojekten, die beim Neubau einen immer höheren Anteil ausmachten, zahlreiche Einsprachen erhoben worden – zum Teil wurden sogar bereits erteilte Baubewilligungen zurückgezogen. «Ausserdem haben auch temporäre, pandemiebedingte Einschränkungen und Lieferengpässe bei den Baumaterialien zu einer Verlangsamung der Bautätigkeit geführt», so der Immobilienexperte. Ein weiterer Faktor ist, dass sich immer mehr kleinere Haushalte bilden. Je stärker sich dieser Trend zu kleineren Wohngemeinschaften durchsetzt, desto grösser wird der Wohnungsbedarf. 

Erholung in Zürich und Basel dank Homeoffice

Doch nicht überall ist die Wohnungsnot gross – in Zürich und in Basel zeichnet sich aktuell eine bessere Situation ab als 2019 vor Beginn der Pandemie. Grund dafür ist die starke Neubautätigkeit in diesen Städten sowie die «Stadtflucht», nachdem die unmittelbare Nähe des Wohnortes zum Arbeitsplatz durch das vermehrte Arbeiten im Homeoffice an Bedeutung verloren hat. Dieser Trend – weg von der Stadt, hin aufs Land oder in die Agglomeration – wird sich wohl noch länger halten, auch wenn einzelne Unternehmen ihre Angestellten wieder ins Büro berufen haben. 

Schwierig wird es auch für Personen, die in touristischen Regionen oder in steuergünstigen Gemeinden eine Mietwohnung suchen. So hat sich das Angebot in Graubünden, im Oberwallis, in Zug, Schwyz und Nidwalden stark ausgedünnt. «In Graubünden wurde verhältnismässig wenig gebaut, was auch mit der Zweitwohnungsinitiative zusammenhängt», erklärt Weinert. Auch im Oberwallis war die Bautätigkeit gering, und durch das grosse Stellenwachstum bei Lonza ist auch die Nachfrage entsprechend gewachsen. Innert Kürze stieg die Belegschaft von 2800 auf 4500 Festangestellte an.

Flüchtlingswelle könnte auf Wohnmarkt spürbar sein

Laut Wüest Partner dürfte sich an der grossen Nachfrage nach Wohnungen auch im laufenden Jahr nichts ändern. Das wirkt sich auch auf die Mieten aus: Diese dürften nach Einschätzung der Experten nur noch schwach sinken. Während letztes Jahr ein Rückgang von 2,6 Prozent bei den Angebotsmieten verzeichnet wurde, wird für dieses Jahr nur noch ein Rückgang von 0,5 Prozent erwartet. 

Es ist auch davon auszugehen, dass die Zuwanderung weiter anziehen wird, da die Schweiz als attraktiver und sicherer Arbeitsmarkt gilt. Und auch die Flüchtlingswelle aus der Ukraine werde zu spüren sein. «Je länger der Krieg andauert und je mehr Flüchtlinge in der Schweiz angekommen, desto mehr klassische Mietwohnungen werden auch zur Beherbergung der Flüchtlinge genutzt werden. In welchem Umfang das der Fall sein wird, ist jetzt noch schwierig abzuschätzen», so Weinert.