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Meinung

Kommentar zur Klimakonferenz
Die Schweiz darf zum Unrecht in Berg-Karabach nicht schweigen

epa10912982 A view of laundry hanging on clotheslines at an abandoned residential area in Stepanakert, known also as Khankendi, the former regional capital of Nagorno-Karabakh, Azerbaijan, 10 October 2023 (issued 11 October 2023). Before Azerbaijan's military offensive last September, Nagorno-Karabakh's population was estimated at 120,000. After a military defeat by Azerbaijan followed by a mass exodus of nearly the entire region's population of ethnic Armenians, the enclave will 'cease to exist' as a self-proclaimed state from 01 January 2024, the region's separatist leader Samvel Shakhramanyan announced on 28 September 2023, after signing a decree to dissolve all its institutions. The territory, internationally recognized as part of Azerbaijan, has been at the center of a decades-long conflict between Armenia and Azerbaijan.  EPA/STRINGER
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Auf der Agenda der UNO-Klimakonferenz in Baku stehen die Bekämpfung des Klimawandels und die Reduktion der Abhängigkeit von fossilen Energieträgern. Auch eine Delegation der Schweiz um Bundesrat Albert Rösti reiste an die COP29, die vom aserbaidschanischen Regime schamlos ausgenutzt wird, um seine aggressive Politik gegenüber Armenien zu rechtfertigen. Die Wahl des Austragungsortes ist grotesk. Aserbaidschan ist ein Petrostaat. Mit den Einnahmen aus dem Export von Erdöl und Erdgas rüstet Aserbaidschan seine Armee massiv auf.

Präsident Ilham Alijew regiert das Land mit eiserner Faust. Bei der Nichtregierungsorganisation Freedom House erreicht Aserbaidschan in Sachen Freiheit nur 7 von 100 Punkten – sogar China ist freier. An der COP29 redet Alijew, ohne mit der Wimper zu zucken, von «Aserbaidschan als dem Land der Toleranz und des Multikulturalismus», während seine Gefängnisse voll sind von Regimekritikern, kritischen Journalisten und armenischen Gefangenen.

Im September 2023 eroberte Aserbaidschan das umstrittene Gebiet Berg-Karabach. Es war ein Krieg gegen die armenische Zivilbevölkerung. Durch Aushungern und Gewalt wurden mindestens 100’000 Armenier zur Flucht gezwungen. Seit dieser ethnischen Säuberung versucht Aserbaidschan, die kulturellen Spuren der indigenen armenischen Bevölkerung auszulöschen. Ein Urteil des internationalen Strafgerichtshofs, das die Rückkehr der vertriebenen Berg-Karabach-Armenier fordert, ignoriert man.

Aserbaidschan droht Schweizer Parlamentariern

Warum hören die Klimabesorgten anstandslos zu, wenn der Präsident des Gastgeberlandes anstatt über den Klimawandel über Berg-Karabach spricht, und zwar «als ein angestammtes Gebiet von Aserbaidschan», das «nach dreissigjähriger armenischer Besatzung befreit wurde»?

Jedenfalls bewegt das Schicksal der Karabach-Armenier das Schweizer Parlament. Diesen Herbst hat die Aussenpolitische Kommission (APK) des Nationalrats eine überparteiliche Motion angenommen, welche die Organisation eines Friedensforums zur Lösung der Situation der Berg-Karabach-Flüchtlinge fordert. Darauf hat Aserbaidschan so reagiert, wie es immer reagiert. Ein aserbaidschanischer «Parlamentarier» (das Parlament wird vom Regime kontrolliert) hat den Schweizer APK-Mitgliedern mit der Verschlechterung der Beziehungen gedroht, falls man sich weiter engagiert.

ARTASHAT, ARMENIA - OCTOBER 6: A displaced family from Nagorno Karabakh sitting on a bed in a temporary shelter on October 6, 2023 in Artashat, southeast of Yerevan, Armenia. Following a 9-month blockade, almost all of the ethnic Armenian population in Nagorno-Karabakh fled to Armenia after Azerbaijan launched a lightning offensive in September. With some 100,000 refugees, Armenia is now facing a humanitarian crisis while mitigating risks of Azeri aggression against its sovereign territory.  (Photo by Diego Herrera Carcedo/Getty Images)

Das Engagement der Parlamentarier steht aber in bester Schweizer Tradition. So setzte sich die Schweiz einst für die Opfer des Genozids an den Armeniern ein. Die Neutralität und die Solidarität gehören zusammen wie das Raclette und das Rechaud, so wollten es die Begründer der Neutralitätspolitik.

Im Gegensatz zum Parlament ist der Bundesrat gegenüber den massiven Menschenrechtsverletzungen von Aserbaidschan bislang sehr passiv. Was ist der Grund dafür? Sind es wirklich nur die Wirtschaftsbeziehungen? Aserbaidschan rangiert auf der Liste der Handelspartner der Schweiz nur auf Platz 91. Will man nicht wahrnehmen, dass der Konflikt auch eine weltanschauliche Dimension hat und es um die Auslöschung des christlichen Zeugnisses im Südkaukasus geht?

Simon Brechbühl ist Geschäftsführer von Christian Solidarity International.