Wer wird neuer Chef der Armee?Ein Physiker, ein Gmögiger und der «Pandemie-General» – das sind die Favoriten für die Süssli-Nachfolge
Armeechef Thomas Süssli hat per Ende 2025 seinen Job gekündigt. Das Rennen um seine Nachfolge ist bereits eröffnet.
- Thomas Süssli hat per Ende Jahr seinen Rücktritt als Armeechef angekündigt.
- Laurent Michaud gilt als Favorit für seine Nachfolge.
- Auch Rolf A. Siegenthaler und Simon Müller werden Chancen zugerechnet.
- Zum erweiterten Favoritenkreis gehören Raynald Droz, Benedikt Roos und Willy Brülisauer.
Bis Ende Jahr will Thomas Süssli dem neuen VBS-Vorsteher noch zur Verfügung stehen. Aus seinem Umfeld hört man aber, dass er bereit wäre, früher zur Seite zu treten, sobald sein Nachfolger bereitsteht.
Bereits heute scheint sicher, dass dieser aus den Reihen der höheren Stabsoffiziere kommen wird. Alles andere als eine interne Lösung käme für viele Militärs einem Affront gleich. Diese Redaktion hat Armeeexperten gefragt, wer für sie als Nachfolger am ehesten infrage kommt. Dies sind die sechs Meistgenannten:
Laurent Michaud

Laurent Michaud geht als einer der Favoriten ins Rennen um die Süssli-Nachfolge. Der 59-jährige Romand führt derzeit das Kommando Operationen und wird nach dem Ausscheiden von Thomas Süssli und Hans-Peter Walser der einzige verbleibende Korpskommandant sein. Michaud gilt fachlich als absolute Koryphäe. Der an der Universität von Burgund ausgebildete Önologe spricht auch gut Deutsch und Italienisch. Was Michaud zum Verhängnis werden könnte, ist sein harscher Führungsstil. Dieser macht ihn auch unter seinen Kollegen umstritten. Intern wird er als äusserst durchsetzungsstark beschrieben, jedoch wenig integrativ. In der unsicheren sicherheitspolitischen Lage halten einige Experten einen Mann wie Michaud jedoch für genau den Richtigen.
Rolf A. Siegenthaler

Der 61-jährige Zürcher ist seit 1993 in verschiedenen Funktionen in der Armee tätig und seit Oktober 2022 Chef der Armeelogistik. Seine Frau ist die Aargauer Ex-Regierungsrätin Franziska Roth. Auch Siegenthaler selbst politisierte einst für die SVP im Zürcher Kantonsrat. Er kennt folglich nicht nur die militärischen, sondern auch die politischen Mechanismen gut, was als Chef der Armee von Vorteil wäre. Auch gilt Siegenthaler als sehr integer und guter Kommunikator. Seine Nachteile sind sein eher fortgeschrittenes Alter und auch, dass er als Logistikchef noch einiges zu tun hat. Das Erarbeiten einer funktionierenden Kriegslogistik gilt als Monsteraufgabe. Siegenthalers Abgang könnte in diesem Bereich eine neue Lücke aufreissen.
Simon Müller

Seit Januar 2024 führt Simon Müller das neu geschaffene Kommando Cyber der Armee. Der 49-jährige IT-Spezialist hat an der ETH Zürich Physik studiert und arbeitet seit über 20 Jahren in den Reihen der Armee. Es ist eher unüblich, dass man in diesem vergleichsweise jungen Alter schon nach ganz oben gelangt. Müller wird deshalb eher als übernächster Chef der Armee gehandelt, sofern es ihm gelingt, das Kommando Cyber gut aufzustellen. Kommunikativ und von seinem modernen Führungsstil her könnte er beim zukünftigen VBS-Vorsteher aber Eindruck schinden. Deshalb werden Müller bereits heute Chancen zugerechnet.
Benedikt Roos

Benedikt «Bänz» Roos bringt eine Eigenschaft mit, die auch bei Bundesratswahlen von Vorteil ist: Er gilt als äussert «gmögig». Der 59-jährige Berner kommt bei der Truppe gut an und pflegt einen motivierenden Führungsstil. Seit einem halben Jahr hat er das Kommando Heer inne. Zuvor war er Chef Armeeplanung – ebenfalls eine Aufgabe, bei der man sich viel mit Bürokratie sowie Politikerinnen und Politikern herumschlagen muss. Da blieb er «nur» zwei Jahre. Entsprechend ist es fraglich, ob er eine Aufgabe sucht, bei der man noch näher an der Verwaltung und am Parlament ist.
Willy Brülisauer

Der St. Galler ist Kommandant der Territorialdivision 4, also der Ostschweiz. Sollte Markus Ritter tatsächlich Bundesrat werden, hätte Brülisauer womöglich einen Lokalbonus beim neuen VBS-Vorsteher. Mit 57 Jahren ist Brülisauer im richtigen Alter. Auch soll er derzeit am Französischbüffeln sein, was in der Armee immer ein Anzeichen dafür ist, dass man zu einem weiteren Karrieresprung ansetzt.
Raynald Droz

Durch die Pandemie ist Raynold Droz zu einem schweizweit bekannten Gesicht geworden. In der Armee macht der Spruch die Runde, dass viele Frauen nur seinetwegen bei den wöchentlichen Corona-Medienkonferenzen zugeschaut haben. Der 59-jährige Romand ist seit diesem Jahr Kommandant der Territorialdivision 1, also der Kantone der Westschweiz. Droz wurde erst im vergangenen Jahr vom Brigadier zum Divisionär befördert. Eine weitere Beförderung in so kurzer Zeit wäre aussergewöhnlich.
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