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Anschlag in Mülhausen
Nach einem Jahr ohne Terroropfer wird Frankreich von Anschlag getroffen

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron spricht auf der Internationalen Landwirtschaftsmesse in Paris über einen Messerangriff in Mulhouse am 22. Februar 2025.
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Im Zentrum von Mülhausen, gleich vor dem gedeckten Markt der ostfranzösischen Stadt, hat am Samstagnachmittag ein 37-jähriger Algerier mit einem Messer auf mehrere Polizisten eingestochen, nachdem er «Alluh-akbar», Gott ist gross, gerufen hatte. Ein 69-jähriger Portugiese, der gerade sein Gemüse an einem Marktstand gekauft hatte, stellte sich dazwischen, wurde mehrmals in die Brust getroffen und erlag seinen Verletzungen am Tatort. Drei Polizisten wurden verletzt, zwei von ihnen schwer.

Es war kurz vor 16 Uhr, eine Solidaritätskundgebung für die Demokratische Republik Kongo begann gerade, als Brahim A. zur Tat schritt. Wie ein Marktstandbesitzer dem Fernsehsender BFM TV berichtete, hatte sich der Mann schon seit Stunden auf dem Markt aufgehalten und wirr vor sich her geredet. Dann sei alles ganz schnell gegangen.

Die Polizei konnte Brahim A. überwältigen und verhaften, ohne dass dafür ein Schuss fiel. Die Anti-Terror-Staatsanwaltschaft hat ein Ermittlungsverfahren wegen Mordes mit terroristischem Motiv eröffnet, so klar scheinen die Anzeichen in diesem Fall zu sein. Drei weitere Personen wurden für ein Verhör in Untersuchungshaft genommen.

«Das ist ein islamistischer Terroranschlag», sagte Frankreichs Staatspräsident Emmanuel Macron, kaum waren die ersten Eilmeldungen publik, und unterbrach seinen Besuch bei der Landwirtschaftsmesse. «Daran gibt es keine Zweifel.»

Algerien weigerte sich, den Täter zurückzunehmen

Brahim A. ist der Polizei hinlänglich bekannt. Im vergangenen Jahr hatte er wegen Verherrlichung des Terrorismus während vier Monaten in Haft gesessen. Seit er das Gefängnis verlassen hatte, stand er unter Hausarrest, er musste sich täglich auf dem Kommissariat melden. Am Samstag weigerte er sich offenbar, die Kontrollpapiere zu unterschreiben.

Brahim A. stand auch auf jener Liste von Personen, die der französische Staat beobachtet, weil er davon ausgeht, dass sie sich weiter radikalisieren könnten. Und er sollte das Land verlassen: Frankreich hatte eine sogenannte Obligation de quitter le territoire français, besser bekannt unter dem Akronym OQTF, gegen ihn ausgestellt. In Frankreich werden weniger als zehn Prozent der Personen unter OQTF pro Jahr tatsächlich des Landes verwiesen, was immer wieder zu grossen Debatten führt.

Innenminister Bruno Retailleau beteuerte, Frankreich habe Algerien zehn Mal aufgefordert, Brahim A. zurückzunehmen – und Algerien habe sich jedes Mal geweigert. Der Mann leide an Schizophrenie, sagte Retailleau. Er kündigte an, Rechtsänderungen prüfen zu wollen. Er sprach sich dafür aus, verurteilte und «sehr gefährliche» Menschen, die nicht aus dem Land gebracht werden könnten, in Abschiebehaft zu nehmen.

In Frankreich hatte es seit Dezember 2023 keine Todesopfer durch Terroristen mehr gegeben. 2024 war, was die Franzosen eine «année blanche» nennen – ein Jahr ohne Terroropfer. Es war das erste seit 2015 und den grossen Anschlägen in Paris: auf die Redaktion von «Charlie Hebdo» im Januar und auf die Konzerthalle Bataclan, das Stade de France und die Caféterrassen des 10. und des 11. Arrondissement im November.