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Wegen Ukraine-Krieg und Sanktionen
Als erster grosser Schweizer Industriekonzern legt ABB sein Geschäft in Russland auf Eis

Im russischen Murmansk unterhält ABB ein Servicezentrum für Schiffsmotoren.
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Als erstes grosses Schweizer Industrieunternehmen zieht ABB Konsequenzen aus dem Krieg in der Ukraine. Der Konzern setzt sein Neugeschäft mit Russland, der Ukraine und Weissrussland aus und nimmt vorerst keine Aufträge mehr aus diesen Ländern an. Das bestätigt ABB auf Anfrage dieser Zeitung.

Gründe dafür sind der Krieg und die Sanktionen gegen Russland, welche die Geschäfte für westliche Unternehmen einschränken. Wie genau sich das auf ABB auswirkt, ist noch nicht in allen Einzelheiten abschätzbar. 

Daher will der Konzern lieber auf Nummer sicher gehen und erklärt: «Vor dem Hintergrund von Herausforderungen in der Lieferkette und bei der Logistik hat ABB die Annahme von neuen Aufträgen sowie Aktivitäten, die abhängig sind von Lieferungen von und nach Russland, der Ukraine und Weissrussland, ausgesetzt», so ein Firmensprecher. Welche Auswirkungen der Krieg auf die Abwicklung bestehender Aufträge hat, werde geprüft. 

Bereits am Montag hatte der Industrieverband Swissmem erklärt, die Sanktionen gegen Russland kämen für viele Schweizer Firmen einem Exportverbot gleich. Einzelne Unternehmen halten sich mit Einschätzungen bisher zurück, auch weil die Lage unübersichtlich ist. 

ABB betreibt in Russland zwei Produktionsstandorte – einen in der Nähe von Moskau und einen in Lipezk südöstlich von Moskau, wo elektronische Komponenten gefertigt werden. Zudem unterhält ABB verschiedene Servicezentren. In dem Land erwirtschaftet der Konzern zwischen einem und zwei Prozent seines Jahresumsatzes – das entspricht einer Grössenordnung von umgerechnet zwischen 265 und 530 Millionen Franken. Das Geschäft in der Ukraine und in Weissrussland ist deutlich kleiner. 

Auch andere Schweizer Firmen sind in Russland präsent. Bei Nestlé etwa betrug der Umsatz im vergangenen Jahr dort 1,7 Milliarden Franken; der weltgrösste Nahrungsmittelkonzern beschäftigt im Land 7000 Mitarbeitende.

Käse- und Schoggiexport läuft vorerst weiter

Der Milchverarbeiter Emmi exportiert Käse nach Russland. Bezogen auf den den Gesamtexport mache das aber nur einen marginalen Anteil aus, so ein Sprecher. Noch funktioniere das Geschäft mit den dortigen Kunden – trotz des angekündigten Ausschluss Russlands aus dem Bankenkommunikationssystem Swift.

Denn dieser sei aktuell noch nicht vollzogen. «Danach wird es darauf ankommen, über welche russischen Geschäftsbanken unsere Kunden Zahlungen abwickeln können bzw. welche Banken konkret von einem Ausschluss vom internationalen Zahlungssystem betroffen sind», heisst es von Emmi.

Auch bei Lindt& Sprüngli läuft das Russland-Geschäft, das rund ein Prozent des Umsatzes ausmacht, derzeit noch regulär. «Aktuell können wir weiterhin Produkte nach Russland liefern», sagte ein Sprecher von Lindt& Sprüngli.

Ein Sprecher des weltgrössten Uhrenherstellers Swatch Group erklärte, die Situation sei sehr volatil, und das Unternehmen verfolge die Entwicklung der Lage.

Die Lieferung von Medikamenten und Diagnostika seien derzeit von den Sanktionen ausgenommen, erklärte Roche. Roche und Novartis bemühten sich sicherzustellen, dass die Patientinnen und Patienten in Russland weiterhin Zugang zu Medikamenten haben. 

Erste deutsche Firmen ziehen sich zurück

Inwieweit Schweizer Firmen weiterhin in Russland bleiben, ist offen. Einige deutsche Firmen blasen bereits zum Rückzug – unter anderem Mercedes. Die Firma beendet die Zusammenarbeit mit dem russischen Lastwagenbauer Kamaz. Auch der deutsche Zulieferer ZF, der gemeinsam mit Kamaz Lastwagengetriebe gefertigt hatte, hat alle Lieferungen eingefroren. 

Kamaz-Lastwagen sind legendär und gehen nicht kaputt. Sie sind beliebt beim Militär und auch Teil der russischen Invasionstruppen in der Ukraine. Wohl auch deshalb haben deutsche Firmen die Zusammenarbeit über Nacht gekappt. 

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Russische Militärlastwagen auf der Halbinsel Krim im Jahr 2014.  
Der russische Präsident Wladimir Putin 2016 bei einer Feier in einem Kamaz-Werk. 
Russische Militärlastwagen auf der Halbinsel Krim im Jahr 2014.