Belohnung für Covid-PiksAldi und Lidl zahlen bis zu 200 Dollar Impf-Prämie
US-Firmen wollen ihre Angestellten schnellstmöglich gegen das Coronavirus impfen lassen. Wer sich weigert, riskiert seinen Job. Einige Chefs machens umgekehrt – und entlöhnen Willige.
In den USA ist unter Konzernen ein Impf-Wettlauf entbrannt. So möchten viele als Erster die begehrten Dosen für ihre Mitarbeiter bekommen. Unternehmen wollen sich so schnell wie möglich vor weiteren personellen Engpässen oder Produktionsstillständen aufgrund von Covid-19 schützen.
Deshalb haben in den vergangenen Wochen bereits dutzende Unternehmen und Branchenverbände Regierungsstellen um eine Priorisierung ihrer Angestellten ersucht, wie der «Spiegel» berichtet. Dazu gehören der Fahrdienst «Uber» und der Lieferdienst «Doordash».
Gewisse Konzerne bemühen sich mit fraglichen Methoden um die Gunst der Regierung. So nutzte «Amazon»-Topmanager Dave Clark seine Beglückwünschung an den frisch inaugurierten US-Präsidenten Joe Biden gleich als Gelegenheit, ihm eine Offerte vorzustellen. In einem Brief schlägt Clark Biden einen Weg vor, wie dieser sein Versprechen, 100 Millionen Amerikaner in seinen ersten 100 Tagen als Präsident impfen zu lassen, erreichen könnte.
In einem vermeintlichen Akt der Grosszügigkeit stellt Clark die rund 800’000 Angestellten von «Amazon» zur Verfügung. Ginge es nach Clark, sollten seine Mitarbeiter «den Covid-19-Impfstoff zum frühestmöglichen Zeitpunkt erhalten.»
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Doch die Frage, die sich bei diesem Wettrennen unweigerlich stellt, ist, ob Angestellte überhaupt dazu bereit sind, sich impfen zu lassen. Schliesslich zeigen Umfragen, dass die Impfbereitschaft in Amerika vergleichsweise gering ist, auch wenn die Zustimmung zu steigen scheint. Im September 2020 wollte sich nur jeder Zweite impfen lassen, im November waren es dann 60 Prozent. Ergo zögern 40 Prozent der Amerikaner oder lehnen eine Impfung gegen das Coronavirus explizit ab.
Selbst medizinisches Personal weigert sich teilweise. Der Krankenhausbetreiber «Henry Ford Health System» zog eine bedenkliche Bilanz: Von 33’000 Angestellten lehnten 7200 das Impfangebot ab.
Unternehmen planen Impf-Obligatorium
Die tiefe Impfbereitschaft ist problematisch, müsste sich laut Immunologe und oberster Seuchenbekämpfer Dr. Anthony Fauci doch rund 70 bis 80 Prozent der US-Bevölkerung impfen lassen, um eine Herdenimmunität zu erreichen. Am einfachsten liesse sich dies durch einen Impfzwang erzielen. Nach Ansicht von Verfassungsexperten könne dieser zwar nicht von der Zentralregierung in Washington, aber sehr wohl von einzelnen Bundesstaaten und Kommunen verhängt werden.
Dies geschah zum Beispiel 2019, als New York für vier Postleitzahlgebiete in Brooklyn die Immunisierung gegen Masern verordnete. Verstosse wurden mit bis zu 1000 Dollar Bussgeld geahndet. Dass solche staatlichen Weisungen auch in der Bekämpfung gegen das Coronavirus erteilt werden, zeichnet sich noch nicht ab. Laut Fauci würden stattdessen jeweils Krankenhäuser oder Unternehmen ihren Angestellten die Impfung vorschreiben.
Diesem Aufruf sind bereits einige gefolgt. Laut «New York Times» fordern beispielsweise die Pflegeheimbetreiber «Juniper Communities» und «Atria Senior Living» inzwischen von den meisten ihrer Angestellten einen Impfnachweis. Auch die Fluggesellschaft «United Airlines», die 60’000 Mitarbeiter beschäftigt, plant ein Impf-Obligatorium.
Wer sich nicht impfen lässt, fliegt
Tatsächlich gibt es für solche Vorschriften eine juristische Grundlage. Die zuständige Stelle, die U.S. Equal Employment Opportunity Commission, stufte die Covid-Impfung zur Überraschung vieler Juristen nicht als «medizinische Untersuchung» ein, für die strengere Einschränkungen gelten. Demnach können Arbeitgeber eine Impfung verlangen, wenn diese «Job-bezogen und im Einklang mit betrieblichen Notwendigkeiten» ist. Konkret heisst dies: Wer sich nicht impfen lässt, kann gefeuert werden.
Das einzige Schlupfloch: Arbeitnehmer können die Impfung aus medizinischen oder religiösen Gründen ablehnen, zudem gilt das Gesetz nur bei Betrieben mit mindestens 15 Angestellten.
Viele Unternehmen wollen ihren Angestellten jedoch lieber nicht mit der Peitsche drohen und setzen auf Zuckerbrot. Diesem Motto folgte, als einer der ersten Konzerne, die Supermarktkette «Dollar General». Die rund 160’000 Beschäftigen sollen für eine Impf-Bestätigung vier Stunden Arbeitszeit vergütet bekommen. Zudem versprach das Unternehmen den Angestellten, bei Abwesenheit aufgrund von allergischen Reaktionen auf den Impfstoff, den Lohn weiterhin zu zahlen.
200 Dollar Belohnung
Der Lebensmittellieferdienst «Instacart» will seinen impfwilligen Angestellten eine fixe Belohnung von 25 Dollar auszahlen. Auch der deutsche Discounter «Aldi» und sein Konkurrent «Trader Joe’s» versprachen ihren Mitarbeitern zwei Stundenlöhne pro Impfdosis. Weitaus attraktiver ist das Angebot von «Lidl»: Wer sich piksen lässt, bekommt einen 200-Dollar-Scheck. Laut dem Discounter seien nach internen Umfragen 80 Prozent der Angestellten dazu bereit.
Doch nicht alle Konzerne sind so spendabel. Gewisse wollen mit einer Pizzalieferung oder einer temporären Kinderbetreuung punkten. Der in Georgia ansässige Pflegeheimbetreiber «PruittHealth» schenkt seinen Mitarbeitern einen Gutschein für ein Frühstück im Kettenrestaurant «Waffle House». Brian Kemp, Gouverneur des Bundesstaates, hält dies für ein unschlagbares Angebot: «Wenn sie das nicht dazu bringt, sich in die Schlange einzureihen, wüsste ich nicht, was sonst.»
lif
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