Teure KurspflegeAktienrückkäufe sind Ausdruck von Ideenlosigkeit
Konzerne wie Nestlé und Novartis geben ihren Eignern Milliarden über Aktienrückkäufe zurück. Was aktionärsfreundlich gemeint ist, hat mehr mit Einfallslosigkeit zu tun.

Kapitalmärkte sind eine simple Sache: Auf der einen Seite gibt es Menschen und Institutionen mit Geld, das Rendite sucht. Auf der anderen Seite stehen Unternehmen, die Geld brauchen, um in aussichtsreiche Geschäfte zu investieren.
Daher sind Aktienrückkäufe ein unsinniges Instrument: Denn hierbei geben die Unternehmen den Anlegern Geld zurück. Sicher, es zählt zum Kern des Kapitalismus, Aktionärinnen und Aktionäre über die Dividende am Geschäftserfolg einer Firma zu beteiligen.
Doch Aktienrückkäufen haftet mehr der Ausdruck der uninspirierten Kurspflege als der Pflege der Aktionäre an. Eine hohe und regelmässige Dividende ist Ausdruck dafür, dass ein Unternehmen ein gesundes Geschäft betreibt, da der Erfolg wiederkehrt. Das setzt das Management unter Druck.
Daher sind Aktienrückkäufe so beliebt: Denn hier kann das Management auf die «Auszahl»-Taste drücken, je nach Kassenlage.
In den USA zählt es seit langem zur Gewohnheit, Aktienrückkäufe gar über Schulden zu bezahlen. Weil die Renditen der gekauften Aktien höher sind als die Zinsen, macht dies auf dem Papier Sinn.
Doch es fällt auf, dass gerade Firmen mit aggressiver Rückkaufpolitik wie General Electric und Boeing in ihrem Kerngeschäft grosse Schwierigkeiten bekommen haben. Sie hätten das Geld besser ins Kerngeschäft investiert statt in die Kurspflege.
Auch grosszügige Aktienrückkäufe können nicht übertünchen, wenn es im Kerngeschäft nicht läuft. Zudem wirken sie oft wie ein Zeichen der Einfallslosigkeit, wie nun bei Novartis: Wir wissen nicht, wie wir das Geld sinnvoll in neue Medikamente oder Zukäufe investieren können, also geben wir das Geld aus der Hand.
Es kann kein Zufall sein, dass namhafte Konzerne wie die Zurich-Versicherung daher auf dieses zweifelhafte Instrument verzichten.
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