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Meinung

Kommentar zur EU-Agrarpolitik
Der Sieg der Bauern ist eine Niederlage

08.01.2024, Hessen, Wiesbaden: Bauern aus Hessen sind mit ihren Traktoren auf der Mainzer Straße unterwegs. Als Reaktion auf die Sparpläne der Bundesregierung hat der Bauernverband zu einer Aktionswoche mit Kundgebungen und Sternfahrten ab dem 8. Januar aufgerufen. Sie soll am 15. Januar in einer Großdemonstration in der Hauptstadt gipfeln. Foto: Arne Dedert/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Arne Dedert)
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Die Bauern haben ihre Pferdestärken spielen lassen, und sie haben viel erreicht. Unter dem Eindruck von Traktorenkorsos und wenige Monate vor der Europawahl stellt die EU-Kommission eine zentrale Umweltauflage zur Disposition: Um an europäische Agrarsubventionen zu kommen, sollen grosse Betriebe vorerst nicht mehr 4 Prozent ihrer Fläche sich selbst überlassen. Nein, in diesem Jahr sollen sie alles beackern, düngen und besprühen dürfen, auf dass ihre Erträge sich bessern. Kaum rollen die Traktoren, opfert Brüssel die Natur dem Profit.

Nichts anderes bedeutet dieses Zugeständnis. Denn die 4-Prozent-Regel hatte nie zum Zweck, die Landwirte zu ärgern oder ihre Erträge zu schmälern. Sie sollte dafür sorgen, dass es jenseits einer immer intensiveren Landwirtschaft auch noch Flächen oder Hecken gibt, auf denen Vögel, Insekten, Nagetiere oder Wildkräuter überhaupt eine Chance haben. Inmitten von Flächen, auf denen mit allerlei Ackerchemie das Gewünschte beschleunigt und das Unerwünschte am besten gar nicht wachsen kann, sollten so zumindest Flecken und Streifen bleiben, die etwas mit Natur zu tun haben. Die demonstrierenden Landwirte haben diese Pflicht erfolgreich plattgewalzt.

Wie leicht ihnen das gelungen ist, sagt viel über Europas Agrarpolitik. In ihren guten Jahren sorgt sie dafür, dass es die Milliarden und Abermilliarden an Förderung nur zu Bedingungen gibt. Im Idealfall helfen sie, Natur und Ertrag besser in Einklang zu bringen. Von diesem Ziel ist Europa weit entfernt, aber zumindest die Richtung stimmte zuletzt. Kaum aber geht es den Landwirten – nach dem guten Jahr 2022 – mal nicht mehr ganz so gut, kaum nutzen sie die erntefreie Zeit für ein paar Demos, sind alle guten Vorsätze vergessen.

Allen muss klar sein, dass dieser Sieg eine Niederlage ist. Leidet die Natur, leiden letztlich auch die Landwirte, denn auf Leistungen der Natur sind sie angewiesen. Ganz Europa ist es.