Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Winter in Tirol
Gute Gründe, im Advent nach Österreich zu reisen

Wenn man Glück hat, verwandelt sich der Weerberg um die Weihnachtszeit in ein Winterwunderland.
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk
In Kürze:
  • Die Silberregion Karwendel punktet mit winterlichen Wanderstrecken, Schlittelbahnen und familienfreundlichen Skigebieten.
  • Im Städtchen Schwaz beeindrucken das Franziskanerkloster und die gotische Hallenkirche.
  • Regionale Delikatessen gibt es zum Beispiel in der beliebten Schwazeria in der Altstadt.
  • Eine Kunsteisbahn und Adventsmärkte sorgen für festliche Stimmung.

Der Schnee liegt weich und schwer auf den Tannen, die den breiten Waldweg säumen. Er wird bald als Rodelbahn genutzt werden – ja, hier sagt man Rodeln, nicht Schlitteln –, aber noch ist das Weiss auf dem Weerberg oberhalb des österreichischen Inntals zu wenig hart. Jetzt ist hier nicht viel mehr als Stille – und diese Weihnachtsstimmung, von der besonders Städterinnen und Städter spätestens Anfang Dezember zu träumen beginnen.

Der Weg durch diesen wahr gewordenen Wintertraum führt uns auf die Nonsalm, wo Otto, der mit dem Pistenbully vorgefahren ist, bereits mit Speck, Käse und frischem Brot in seiner Hütte wartet. Otto heisst Kohler mit Nachnamen, aber hier in den Tuxer Voralpen östlich von Innsbruck, wo jeder jeden kennt, scheint niemand einen Familiennamen zu brauchen. Auch Fremde nicht. Wichtiger scheint zu sein, dass man einem Schnaps nicht abgeneigt ist.

Otto, der freundliche Mann mit Wollmütze, der jünger aussieht, als er ist, verlängert unseren Tee in seiner Hütte grosszügig mit Rum. Mehrmals war der Tiroler schon auf dem Grossglockner, diesem österreichischen Schicksalsberg, an dem regelmässig Leute verunglücken. «Weil sie sich nicht auskennen», sagt Otto. Bei ihm sei jetzt wieder mal der Piz Buin dran.

In der Silberregion Karwendel lässt es sich ausgezeichnet schlitteln, aber auch Ski fahren und Schneeschuh laufen.

Aber vorher sorgt der über 70-Jährige mit seiner Schneeraupe auf dem Weerberg noch dafür, dass bald auf einer Strecke von fünf Kilometern geschlittelt oder eben gerodelt werden kann. Es ist nur eine von mehreren Schlittelbahnen in der sogenannten Silberregion Karwendel.

Auch das Wandern mit und ohne Schneeschuhe sowie das Skifahren – mit Blick auf die schroffen Gipfel des Karwendelgebirges – sind hier eine Option. Klar, nur einige Kilometer weiter liegen die grossen, bekannten österreichischen Skigebiete (Sölden, Zillertal), aber gerade Familien sind in der Silberregion mit den kleinen, familienfreundlichen Hängen gut aufgehoben. 

Falls einem beim Aufenthalt in der Region neben Winterstimmung, Bergsport und Tiroler Küche der Sinn nach ein wenig Bling-Bling steht, fährt man zurück gen Innsbruck und schaut in Wattens bei den Swarovski-Kristallwelten vorbei.

Geheimtipp für Hobbyhistoriker – und für Ravioli-Fans

Ein anderes pittoreskes Bijou – inklusive Adventsromantik und viel Geschichte – liegt allerdings in der entgegengesetzten Richtung. Direkt neben der Inntalautobahn befindet sich das Städtchen Schwaz.

Das Städtchen Schwaz war einst bekannt für den Silberabbau und ist noch heute ein kleines Bijou.

Schmuck ist es hier. Und das nicht nur, weil unweit der Stadt das ehemalige Silberbergwerk liegt. 500 Jahre lang haben sich hier bis zu 10’000 Knappen abgeplagt, um Silber und Kupfer abzubauen, was Schwaz in der ersten Hälfte des 16. Jahrhunderts zur grössten Bergbaumetropole der Welt machte. Einst kamen 85 Prozent des weltweit geschürften Silbers aus Tirol.

Aber zurück ins Städtchen – wobei dieser Ausdruck zumindest im Habsburgerreich reichlich untertrieben gewesen wäre, war Schwaz doch einst die zweitgrösste Siedlung neben Wien.

Schön anzuschauen sind noch heute die grösste gotische Hallenkirche Tirols, der bemalte Kreuzgang des Franziskanerklosters und die Altstadt mit ihren verzierten Häuserfassaden. Jakob Fugger wirkte hier genauso wie der Arzt und Alchemist Paracelsus, der in Schwaz die Krankheiten von Bergleuten untersuchte.

Wenn einem da nicht andächtig zumute wird: So sieht die grösste gotische Hallenkirche Tirols von innen aus.

Flaniert man durch die autofreie Franz-Josef-Strasse, findet man kleine Läden, die vom prämierten Obstler bis zu hochwertigen Wollsocken vor allem Lokales anbieten. Wunderbarerweise haben hier Zara, H&M und Co. – durchaus beabsichtigt – keine Chance, sich einzumieten.

Wer Angst hat, er oder sie könnte bei einem Besuch in Schwaz in einer Art angestaubtem Freiluftmuseum gelandet sein, sollte unbedingt einen Besuch in der Schwazeria einplanen. Im kleinen Ladenlokal in der mittelalterlichen Innenstadt herrscht überraschend viel Aufbruchstimmung und Lebendigkeit. Die altehrwürdige Silberstadt kann auch anders.

Zwei Männer mit viel Energie und 1000 Ideen: Michael Huber und Andrea Menichelli betreiben gemeinsam die Schwazeria.

Zu verdanken ist das Michael Huber und Andrea Menichelli. Beide Männer sind Mitte dreissig und betreiben das kleine Lokal mit regionaler Feinkostabteilung. Kennen gelernt haben sie sich vor einigen Jahren in München und gründeten schon von dort aus eine kleine Pastamanufaktur in Tirol. Jetzt versorgen sie die Menschen mitten in Schwaz mit feinen Speisen und ausgesuchten Weinen.

Ergebnis eines Schlutzkrapfen-Workshops in der Schwazeria: Diese Tiroler Ravioli sind mit Käse und Kartoffeln gefüllt.

Im Weinkeller bringt Menichelli Interessierten zudem bei, wie man Schlutzkrapfen (die Tiroler Version der Ravioli) herstellt. Er organisiert kulinarische Reisen von Irland bis Georgien, ausserdem spielt der gebürtige Römer, der Geologie und Klavierbau studiert hat, virtuos Piano. Er ist in Mailand Teil eines renommierten Laienorchesters und fand unlängst, dass es in Schwaz Zeit für ein Klavierfestival sei. Auch das hat er auf die Beine gestellt. 

Ach, und dann sind da noch zwei Steinhäuser in Italien, in denen die beiden Männer Gäste empfangen wollen. «Ich möchte alles zusammenbringen, was ich als Hobby mache», sagt Menichelli und strahlt. Und während man noch überlegt, woher der Mann die Zeit für all seine Projekte nimmt, sagt er: «Ich bin ein sehr glücklicher Mensch, aber auch sehr müde.»

Weihnachtsstimmung kommt nicht nur hier in der Haupteinkaufsstrasse auf, sondern auch am Maximiliansplatz.

In der Schwazeria würden wir gern bleiben. Aber es lohnt sich, gegen Abend auch bei den Ständen in der Franz-Josef-Strasse haltzumachen oder noch am kunstvoll beleuchteten Adventsmarkt (bis 23.12.) am Maximiliansplatz ein paar Strassen weiter vorbeizuschauen. Baumschmuck und Räuchermännchen sucht man in den Holzbuden vergebens, stattdessen gibts Glühwein, Leckereien und eine grosse Bühne, auf der täglich andere Musikerinnen und Musiker auftreten. Neu wartet erstmals auch eine Kunsteisbahn auf Gäste.

Die Burg Freundsberg thront auf einem Hügel ca. 170 m über der Talsohle des Inntals.

Von der Innenstadt aus dauert es bis zur Burg Freundsberg etwa eine halbe Stunde zu Fuss. Sie thront über Schwaz auf einem schon von weitem sichtbaren, steil abfallenden Hügel. Ist man oben angekommen, werden im Restaurant gegen den allfälligen Aufstiegshunger bodenständige Gerichte von saurer Wurst über Tiroler Tapas bis zu Spinatknödeln gereicht.

Aber auch wer auf dem Hügel wegen eines üppigen Mahls nicht ins Food-Koma gefallen ist, den überkommt eine andächtige Ruhe. Und spätestens beim Blick auf die glitzernden Lichter des Städtchens und das nächtliche Inntal stehen die Chancen gut, dass es einem ganz weihnachtlich zumute wird.

Nächtlicher Blick von der Burg Freundsberg auf das Städtchen Schwaz und das Inntal.

Die Recherchereise für diesen Artikel wurde unterstützt vom Tourismusverband Silberregion Karwendel.