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700 Stellen weg
Krise trotz Boom und Klagen der Angestellten: Was läuft da bei Playmobil?

LONDON, ENGLAND - JUNE 26:  Playmobil 'Royal Guards' are displayed in Hamley's toy shop on June 26, 2014 in London, England.  The figurine, exclusive to Hamley's in the UK and retailing for 6 GBP, is included in Hamleys' predictions for the top selling toys for Christmas 2014.  (Photo by Rob Stothard/Getty Images)
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Hierzulande dürfte die Horst Brandstätter Group nur wenigen bekannt sein, ihre Produkte dürften aber sehr viele schon in den Händen gehabt haben. Nun streicht die durch die Spielzeugmarke Playmobil bekannte Firma aus der Nähe von Nürnberg bis 2025 bis zu 700 Stellen. Sie fallen bei dem Spielzeughersteller weg, aber auch bei der Schwestermarke Lechuza, die Kunststoff-Pflanzenkübel produziert. Das Unternehmen gab dies just einen Tag nach Eröffnung einer Jubiläumsausstellung zu 50 Jahre Playmobil bekannt.

Der Abbau sei nach einer «umfassenden Untersuchung aller Geschäftsbereiche und unter Berücksichtigung der Geschäftsentwicklung» beschlossen worden, so die Firma am Montag. Von nicht näher definierten «wirtschaftlichen Herausforderungen» und einer «herausfordernden Situation in den beiden vergangenen Geschäftsjahren» mit Umsatz- und Ergebniseinbussen ist die Rede.

Corona, Rezession, die Weltwirtschaft – kaum eines der gängigen Schlagworte fehlt. Nach Einschätzung von Experten und Beobachtern der Spielwarenbranche sind es allerdings weitgehend hausgemachte Gründe, die das jahrzehntelang florierende Unternehmen immer mehr in Schieflage bringen.

Der Markt wächst eigentlich

Seit 2015 der langjährige Firmenpatriarch Horst Brandstätter starb, läuft es nicht mehr rund in der Playmobil-Welt. Zuletzt verlor Playmobil nach Informationen aus Insiderkreisen Marktanteile in wichtigen Spielwarenmärkten. Im Geschäftsjahr 2021/22 sank der Playmobil-Umsatz um 6 Prozent, während die Spielwarenbranche insgesamt über Corona hinweg um 8,5 Prozent zulegte.

Negativ zu Buche schlugen in der jüngeren Vergangenheit auch teure Pannen wie ein aufwendig produzierter Playmobil-Kinofilm, der floppte. Seit Jahren kommen und gehen die Manager in Zirndorf, zuletzt warf im August Firmenchef Steffen Höpfner resigniert das Handtuch.

ARCHIV - 31.01.2023, Bayern, Nürnberg: Unterschiedliche Figuren stehen während der Neuheitenschau der Spielwarenmesse am Stand von Playmobil. Der Playmobil-Mutterkonzern baut weltweit rund 700 Stellen ab, davon rund 370 in Deutschland. (zu dpa «Mehrere Hundert Stellen bei Playmobil-Mutterkonzern fallen weg») Foto: Daniel Karmann/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ (KEYSTONE/DPA/Daniel Karmann)

Was sich seit Brandstätters Tod hält, sind Klagen über eine von mangelnder Wertschätzung geprägte Unternehmenskultur. Das schlägt sich nach Ansicht von Kritikern auch auf die Kreativität und das Engagement der Beschäftigten nieder. Die Gewerkschaft beklagt immer wieder Mobbing, Streit und Intrigen. Vor kurzem erst vermeldete sie, dass «Angst und Demütigungen an der Tagesordnung» seien und beispielsweise junge Mütter, die aus der Elternzeit zurückkämen, drangsaliert würden. Das Unternehmen weist alle Vorwürfe stets als falsch zurück, doch die Klagen kommen immer wieder hoch.

Kritik an der Geschäftsleitung

Dass es wirtschaftlich nicht gut läuft und die Arbeitsbedingungen so kritikwürdig sind, liegt Insidern zufolge an der Führungsstruktur. Die Firma gehört einer von Brandstätter noch zu Lebzeiten gegründeten Stiftung.

Starke Figur auf dem Papier ist im Brandstätter-Kosmos Marianne Albert, eine frühere persönliche Assistentin von Horst Brandstätter. Vor dessen Tod vor acht Jahren bekleidete sie keine nennenswerten Führungsaufgaben in der Firma; über ihren beruflichen Werdegang und ihre Qualifikation schweigt sich das Unternehmen hartnäckig aus.

Der nunmehr angekündigte Stellenabbau werde «sozialverträglich und nach Möglichkeit einvernehmlich erfolgen», so das Unternehmen in seiner Pressemitteilung. Die Vermutung liegt nahe, dass dieser Schritt in Zusammenhang mit einer Untersuchung der Unternehmensberatung McKinsey steht, die seit vielen Wochen die Firma Brandstätter durchforstet. Doch auch dazu machte das Unternehmen keine Angaben.