Bed Bath & Beyond20-jähriger Student verdient 110 Millionen Dollar mit «Meme-Aktie»
Der Amerikaner Jake Freeman kaufte rund 6 Prozent der amerikanischen Firma Bed Bath & Beyond. Ein Internet-Phänomen sorgte dafür, dass der Wert der Firma um 440 Prozent stieg.
Innert einem Monat über 100 Millionen mehr auf dem Konto; wovon viele Anlegerinnen und Anleger träumen, hat der 20-jährige Jake Freeman mit dem Kauf eines Aktientitels geschafft. Der Student kaufte im Juli rund 5 Millionen Aktien vom US-amerikanischen Detailhändlers Bed Bath & Beyond – kurz bevor der Kurs in die Höhe schnellte. Gekauft hat er die Wertpapiere des krisengeplagten Unternehmens zu einem Preis von weniger als 5,50 Dollar. Vorab stürzte die Aktie aufgrund von schlechten Ergebnissen des Unternehmens und der Entlassung des Geschäftsführers ab.
Den Kauf der Aktien gab Freeman mit einer deutlichen Botschaft an die Chefetage der Firma bekannt. Das Unternehmen stehe «vor einer existenziellen Krise, in der es um sein Überleben geht», sagte er. Es müsse «seine Cash-Burn-Rate senken, seine Kapitalstruktur drastisch verbessern und Barmittel beschaffen», fügte er hinzu.
Am Dienstag kletterte der Kurs der Aktie auf über 27 Dollar, woraufhin er seine Anteile mit einem Gewinn von 110 Millionen Dollar verkaufte, wie die «Financial Times» berichtet (hinter Bezahlschranke). Insgesamt hatte seine Position einen Wert von 130 Millionen Dollar.
«Ich war wirklich schockiert, dass es so schnell nach oben ging»
Freeman hatte ein Startkapital von 25 Millionen Dollar. Dieses soll er laut eigener Angabe hauptsächlich von Freunden und Verwandten erhalten haben, wie er der «Financial Times» sagte. Er investiere seit Jahren zusammen mit seinem Onkel Scott Freeman – ein ehemaliger Pharmamanager. Ausserdem habe er ein mehrjähriges Praktikum bei einem Hedgefonds in New Jersey absolviert. Kurz vor seinem 17. Geburtstag veröffentlichte Freeman zusammen mit dem Gründer des Fonds, Vivek Kappor, eine Abhandlung mit dem Titel «Irreducible Risks of Hedging a Bond with a Default Swap». Kappor war Führungskraft bei der Credit Suisse.
Trotz jahrelanger Erfahrung war der Student überrascht über den Erfolg seiner Beteiligung an Bed Bath & Beyond. «Ich war wirklich schockiert, dass es so schnell nach oben ging», erklärte Freeman der FT.
Nach dem Verkauf der Aktien sei Freeman mit seinen Eltern, die in der Nähe von New York City leben, essen gegangen und flog dann am Mittwoch zurück nach Los Angeles, um sein Studium fortzusetzen.
Online-Foren wie Reddit befeuerten den Aktienkurs
Freeman studiert angewandte Mathematik und Wirtschaftswissenschaften an der Universität von Süd-Kalifornien. Der 20-Jährige verkaufte seine Aktien zum perfekten Zeitpunkt. Am Donnerstag – zwei Tage nach seinem Verkauf – stürzte der Kurs ab. Die Aktie schloss am Donnerstag bei 18,55 Dollar, ein Minus von rund 20 Prozent, und sank nachbörslich um weitere 35 Prozent. Der Grund: Ein Tag zuvor gab der Investor und «Meme-Aktien-Champion» Ryan Cohen bekannt, dass er seinen Anteil von fast 12 Prozent an dem Unternehmen verkaufe.
Cohen hat unter Kleinanlegern eine treue Fangemeinde, weil er eine Schlüsselrolle im Gamestop-Rausch spielte. Mittlerweile ist er Vorstand des Einzelhandelsunternehmens für Computerspiele. Alleine auf Twitter hat er über 300’000 Follower. Während Finanzprofis beim Videospielehändler Gamestop auf fallende Kurse gewettet hatten, hielten die Kleinanleger dagegen und kauften im Januar 2021 massenhaft dessen Aktien. Der Wert stieg dabei von fast 5 Dollar auf über 480 Dollar – ein überraschender Anstieg für ein Unternehmen im Untergang. Der Kursanstieg sorgte für Aufregung und Volatilität, und die «Meme-Aktie» war geboren. Immer mehr Kleinanleger schlossen sich zusammen und suchten nach anderen Unternehmen, gegen die die Wall Street Leerkäufe (Englisch Shorts) tätigte.
Der Hintergrund für die Entwicklung des Kurses der Bed-Bath-&-Beyond-Aktie erinnert stark an die «Börsenrevolte» im Fall von Gamestop. Angeheizt wurde die Gamestop-Revolte damals durch Online-Foren wie Reddit. Dort posteten die Privatinvestoren Memes und riefen zum Kauf einer Aktie auf, im Kampf gegen Hedgefonds, die auf den Fall eines Wertpapiers setzen. Ihr Ziel ist es, einen sogenannten «Short Squeeze» herbeizuführen. Sprich: Durch den Kauf von Aktien steigt der Wert, und die Hedgefonds müssen die geshorteten Aktien teurer zurückkaufen.
Auch im Fall von Bed Bath & Beyond sei die Entwicklung des Kurses auf das Interesse von Kleinanlegern zurückzuführen, die vom geringen Streubesitz der Aktie angezogen würden, wie die «Financial Times» schreibt. Ausserdem wetten viele grosse Investoren auf einen Rückgang des Aktienkurses – wie auch damals bei Gamestop. Diese beiden Merkmale ziehen in der Regel vor allem das Interesse von Kleinanlegern an, die in Subreddit-Foren wie r/BBBY unterwegs sind.
In der Beschreibung des Forums steht: «Aktiengespräch über Bed Bath & Beyond Inc. (BBBY) und Buy Buy Baby. HODL.» Das Forum hat über 25’000 Mitglieder. Der Begriff HODL ist ein Meme, das aus einem Tippfehler des englischen Wortes Hold (halten) stammt. Hodler sind Krypto-Anleger, die eine Währung dauerhaften halten. Mittlerweile wurde aus dem Wort ein Akronym für «Hold On for Dear Life» (Durchhalten um jeden Preis) und bezeichnet das Halten von Aktien auch bei starker Marktvolatilität und schlechter Marktperformance.
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