Nach tödlichem ZyklonGefahr von Krankheitsausbrüchen wegen fehlenden Trinkwassers in Mayotte
Während Rettungskräfte nach Überlebenden suchen, haben Tausende Menschen alles verloren. Nun soll Hilfe geliefert werden.
Nach dem verheerenden Zyklon Chido auf Mayotte dauern die Hilfs- und Bergungsarbeiten auf der kleinen französischen Inselgruppe im Indischen Ozean an. «Was Frankreich in Mayotte erwartet, ist kolossal: Die Insel ist verwüstet», sagte der amtierende Innenminister Bruno Retailleau. «Der Staat ist seit der ersten Stunde mobilisiert, um den Opfern zu helfen und zu verhindern, dass weitere Krisen das Unglück noch vergrössern.»
Am Mittwoch hat die Verteilung von 23 Tonnen Trinkwasser für die Bevölkerung begonnen. Der französische Minister für Angelegenheiten in Übersee, François-Noël Buffet, sagte, per Flugzeug nach Mayotte transportierte Hilfe werde verschiedenen Orten der Inselgruppe im Indischen Ozean zugeteilt. Mit dem örtlichen Wasserversorgungssystem sei die Gefahr «schlechter Qualität» verbunden, sagte er.
Der Zyklon am Samstag war der schlimmste Sturm in Mayotte seit fast 100 Jahren. Ganze Wohnviertel wurden zerstört. Der Zyklon hatte laut französischem Wetteramt Windgeschwindigkeiten von mehr als 220 Kilometern pro Stunde. Viele Bewohner ignorierten Warnungen, weil sie nicht damit rechneten, dass der Sturm so stark sein würde. Nach Behördenangaben sind womöglich Hunderte oder Tausende Menschen ums Leben gekommen. Der französische Premierminister François Bayrou teilte am Dienstag mit, mehr als 1.500 Menschen seien verletzt worden. Mehr als 200 von ihnen sei der Gesundheitszustand kritisch.
Mayotte liegt etwa zwischen der Küste des südostafrikanischen Landes Moçambique und dem Inselstaat Madagaskar. Etwa 310’000 Menschen leben auf der Inselgruppe.
In Moçambique, auf dem afrikanischen Festland vor Mayotte, wo der Sturm eine Geschwindigkeit von bis zu 240 Kilometern pro Stunde erreichte, hat das Institut für Nationales Katastrophenmanagement bislang 27 Tote vermeldet. Die Bergungsarbeiten seien jedoch weiter im Gange, hiess es. Der Umfang der Zerstörung könne noch immer nicht komplett eingeschätzt werden.
Nach Angaben des Kinderhilfswerks der Vereinten Nationen, Unicef, sind mindestens 175’000 Menschen von dem Zyklon betroffen, vor allem in den nördlichen Provinzen Cabo Delgado und Nampula. Chido zerstörte demnach rund 24’000 Häuser sowie zahlreiche Schulen und Gesundheitseinrichtungen. Nach Angaben des staatlichen Stromversorgers EDM sei die Energieversorgung von etwa 200’000 Menschen unterbrochen worden.
Auf der französischen Insel Réunion machten sich Angehörige von Überlebenden des Zyklons auf Mayotte Sorgen um ihre Familienmitglieder. Auf Mayotte hätten Menschen keine Lebensmittel oder Waser und einige Häuser hätten kein Dach mehr, sagten sie. «Wir haben auch Angst vor Krankheitsausbrüchen, weil die Leute Wasser von jedem Ort trinken, wo sie es herbekommen und es ist nicht unbedingt trinkbares Wasser», sagte die Angehörige Anrafa Parassouramin.
Gesundheitsministerin Geneviève Darrieussecq hat Bedenken wegen der Gefahr einer Cholera-Epidemie in Mayotte geäussert.
Macron will Mayotte besuchen
Laut französischem Militär sollte am (morgigen) Donnerstag ein Marineschiff mit 180 Tonnen Hilfe und Zubehör eintreffen. Der französische Präsident Emmanuel Macron will nach Angaben seines Büros am Donnerstag nach Mayotte reisen. Dort soll er ein Krankenhaus und ein verwüstetes Viertel besuchen. «Unsere Landsleute durchleben das Schlimmste nur wenige Tausend Kilometer entfernt», teilte Macron mit. Einige Einwohner von Mayotte werfen der französischen Regierung seit langem vor, die Inselgruppe zu vernachlässigen.
DPA/nag/sas
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