Jährliche Reise der VögelTausende Personen zählen Zugvögel auf ihrem Weg in den Süden
Im Rahmen der Zugvogeltage haben am vergangenen Wochenende über 3’000 Personen in der Schweiz 93’000 Vögel gezählt. Die alljährliche Reise der Vögel in den Süden beschäftigt die Menschen seit jeher.
Während der Aktion Eurobirdwatch haben am vergangenen Wochenende über 3’000 Menschen in der Schweiz mehr als 93'000 Vögel gezählt. Gezählt wurde an 53 Ständen in allen Regionen der Schweiz.
Der Buchfink war mit über 30'000 Individuen die am häufigsten vertretene Art. Weiter seien über 13'000 Stare und rund 11'000 Mehlschwalben gezählt worden, teilte die Naturschutzorganisation Birdlife am Montag mit. Laut Birdlife wurden auf Passhöhen auffällig viele Admirale gezählt. Nicht nur Vögel, sondern auch Schmetterlinge und andere Insektenarten fliegen weite Strecken nach Süden, um zu überwintern.
Als Vögel im Winter auf dem Mond flogen
Schon die alten Griechen bemerkten, dass die Vogelarten um sie herum mit den Jahreszeiten wechselten. Aristoteles schloss daraus, dass sich sich Gartenrotschwänze bei Wintereinbruch in Rotkehlchen verwandeln. Von Störchen und Schwalben glaubte Aristoteles, dass sie den ganzen Winter in Verstecken schlafen und erst im Frühling wieder aufwachen.
Ähnlich abenteuerlich blieben die Theorien bis weit nach dem Mittelalter. Der Schwedische Bischof Olaus Magnus vermutete im 16. Jahrhundert, Vögel würden im Winter an den Boden von Seen sinken. Dies Theorie hielt sich bis in die 1800er-Jahre.
Der Einige Gelehrte lehnten die weithin akzeptierte Winterschlaftheorie ab. So zum Beispiel der englische Wissenschaftler Charles Morton. Für ihn war klar: Vögel fliegen im Winter auf den Mond. In einem im Jahr 1703 erschienen Essay argumentierte Morton, dass niemand jemals einen Zugvogel während den Wintermonaten gesehen hätte und dass es daher wahrscheinlich sei, dass sich die Vögel in dieser Zeit gänzlich von der Erde entfernten. Ausserdem würden die heimkehrenden Vögel bei ihrer Rückkehr im Frühjahr plötzlich über den Schiffen auftauchen, als ob sie vom Himmel fielen.
Beringung der Vögel
Ein entscheidender Durchbruch in der Forschung zum Vogelzug brachte die Beringung. Im Jahr 1899 begann der dänische Vogelkundler Hans Christian Cornelius Mortensen systematisch, Vögel mit Aluminiumringen gekennzeichnet. Dies hat die Erforschung des Vogelzugs revolutioniert. Damit war es möglich, herauszufinden, wohin die Vögel genau ziehen. Von den meisten Arten sind heute die Herkunfts- und Zielgebiete sowie die Zugrouten bekannt.
In der Schweiz werden Vögel seit genau 100 Jahren beringt. Im Jahr 1924 wurde die Vogelwarte Sempach im Haus eines begeisterten Ornithologen als Beringungszentrale gegründet. Auch heute beringt die Schweizer Vogelwarte noch jährlich über 100’000 Vögel in der Schweiz.
Die Swissair flog 1974 bedrohte Schwalben in südliche Gefilde
Der Herbst vor 50 Jahren war eine harte Zeit für einheimische Vögel. Tausende Mehl- und Rauchschwalben starben wegen eines plötzlich einsetzenden und lange dauernden Wintereinbruchs. Als Teil der Rettungsaktion flog die Swissair bedrohte Tiere in Kartons in den Süden.
Auf diese Weise wurden mehr als eine Million Schwalben im Flugzeug transportiert. Sie galten als sogenanntes «Beigut» auf den Flügen. Dies war jedoch nur der spektakulärste Teil der Rettungen. In der Schweiz, aber auch in Deutschland, lancierten Umweltverbände sowie zahlreiche freiwillige Helferinnen und Helfer eine umfangreiche Artenschutzaktion.
Dazu wurden die Vögel eingefangen: Nächtelang holten Vogelfreunde Schwalben aus ihren Nestern und von Schlafplätzen weg, um sie mit Hackfleisch und Mehlwürmern zu füttern. Mit dieser Wegzehrung versehen, wurden die Vögel per Auto, Bahn und vor allem per Flugzeug in wärmere Gefilde geschickt – etwa in den Mittelmeerraum.
SDA/sas
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