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Tricks der Zugvögel
Je heller die Federn, desto weiter der Flug

Streifengänse fliegen von ihren Brutgebieten im Himalaja oder in Russland zum Überwintern häufig bis in den Süden Indiens.
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Vielen Vögeln sieht man die Strapazen an, wenn sie nach einer langen Reise von manchmal mehr als 10'000 Kilometern zurück im heimischen Brutgebiet eintreffen. Die Tiere wirken ausgezehrt, ihre Federn sind abgewetzt, stumpf und schmutzig. Jetzt haben Forscherinnen und Forscher einen überraschend einfachen Weg gefunden, um zu erfahren, wie weit ein Vogel zieht. Zumindest für die meisten Vogelgruppen scheint der Leitsatz zu gelten: Sag mir, wie du aussiehst, und ich sag dir, wie weit du fliegst.

Denn je grösser die Entfernung, die Vögel auf ihrem Zug vom Brutrevier in das Überwinterungsquartier zurücklegen, desto heller sei im Schnitt ihr Gefieder, lautet das Ergebnis eines Vergleichs von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern des Max-Planck-Instituts für Ornithologie in Seewiesen und Kolleginnen und Kollegen aus Australien und Neuseeland.

Für ihre Analyse quantifizierten die Forschenden die Gesamthelligkeit des Gefieders auf einer Skala von null (schwarz) bis 100 (weiss) für alle Vogelarten anhand von Bildern aus einem Standardwerk über alle Vögel der Erde und verglichen die Färbung mit dem Zugverhalten der Arten. Im Ergebnis seien Zugvögel fast immer deutlich heller gefärbt als Arten, die das ganze Jahr am selben Ort bleiben. Sogar die unterschiedlichen Zugentfernungen bilden sich im Gefieder ab. «Wir vermuten, dass dadurch das Risiko einer Überhitzung bei Sonneneinstrahlung verringert werden kann», sagt Studien-Koautor Kaspar Delhey.

Steilflug gegen Überhitzung

Einen spektakulären Trick, die Überhitzung durch die Sonneneinstrahlung zu verhindern, haben Biologinnen und Biologen um Sissel Sjöberg von der Universität Lund vor kurzem entdeckt. Sie fanden heraus, dass Drosselrohrsänger mit Anbruch des Tages einen Steilflug einlegen, mit dem sie ihre Flughöhe innerhalb kurzer Zeit auf teilweise mehr als 6000 Meter verdoppeln. In der Abenddämmerung gingen die Vögel dann wieder sehr rasch auf ihre eigentliche Reiseflughöhe herunter. Sinn dieser Manöver ist nach Vermutung der Forschenden, eine Überhitzung und damit das Risiko eines tödlichen Kreislaufschocks zu vermeiden.

Für Delhey und seine Kollegenschaft passen solche Erkenntnisse zu ihrer Farbtheorie. «Das Risiko einer Überhitzung könnte auch dadurch verringert werden, von vornherein weniger Sonnenstrahlung zu absorbieren.» Allerdings gibt es Ausnahmen von der Farbregel der Max-Planck-Forschenden. Denn einige sehr weit ziehende Vogelarten sind alles andere als weiss: So ist der Schreiadler, der oft mehr als 10'000 Kilometer von Nordosteuropa bis in das südliche Afrika zurücklegt, fast rein dunkel gefärbt.

Bei genauerer Betrachtung gibt es aber auch dafür eine plausible Erklärung. Die allermeisten der dunkel gefärbten Langstreckenzieher sind sogenannte Thermiksegler. Sie legen einen grossen Teil der Strecke zurück, indem sie die durch Sonneneinstrahlung entstehenden Aufwinde nutzen, um sich kräftesparend in höhere Luftschichten zu schrauben und dann im Gleitflug voranzukommen.