Personalengpässe im ÖVZugausfälle und ausgedünnte Busfahrpläne wegen Omikron
Im Tessin und in der Westschweiz fallen wegen Corona Busfahrerinnen und Lokführer aus – auch weil sie in Quarantäne müssen. Andere Branchen wappnen sich für den Ernstfall.
Die Omikron-Welle führt bereits zu ersten Personalengpässen bei wichtigen Infrastrukturfirmen. Betroffen sind derzeit vor allem Verkehrsbetriebe. Wegen zahlreicher Krankheitsfälle und Quarantänemassnahmen fallen Züge und Busse in der Westschweiz und im Tessin aus oder fahren nur eingeschränkt.
Betroffen ist der Bahnverkehr zwischen Nyon am Genfersee und Genolier am Fuss des Jura. Dort hat die Waadtländer Regionalbahn Compagnie du chemin de fer Nyon–St-Cergue–Morez SA (NStCM) die Anzahl der Zugverbindungen halbiert. Als Grund gab sie in einem Communiqué an, dass Lokomotivführer und Lokomotivführerinnen an Covid erkrankt oder in Quarantäne seien.
Die Walliser Regionalbahn Transports de Martigny et Régions (TMR SA) hat ihren Betrieb teilweise auf den Sonntagsfahrplan umgestellt. Damit ist auf einigen Buslinien die erste Fahrt gestrichen. «Zwischenzeitlich sind bis zu 40 Prozent der Chauffeure ausgefallen», sagte Direktor Martin von Känel dieser Zeitung. Allerdings sei nur ein Drittel davon selbst an Covid-19 erkrankt. Zwei Drittel seien in Quarantäne.
Im Tessin ist der Zugverkehr zwischen Como und Chiasso beziehungsweise Mendrisio ausgedünnt. Zudem verkehren einzelne Buslinien in und um Locarno nur eingeschränkt. Oft wird nur der Sonntagsfahrplan angeboten. Gemäss einer Sprecherin des regionalen ÖV-Betreibers Ferrovie Autolinee Regionali Ticinesi (Fart) ist mehr als jeder zehnte Chauffeur oder Chauffeuse ausser Gefecht gesetzt – die meisten davon wegen Corona.
Einschränkungen dauern bis übers Wochenende
Läuft alles nach Plan, sollten die meisten Linien am Wochenende oder in der ersten Hälfte der kommenden Woche wieder ihren Betrieb aufnehmen oder hochfahren. Fahrgästen wird empfohlen, sich auf den Websites der ÖV-Betriebe, der SBB oder an den Haltestellen zu erkundigen.
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Im Tessin und in der Westschweiz sind die Corona-Ansteckungszahlen derzeit am höchsten. Das BAG hatte den Kantonen vorgeschlagen, die Quarantänezeit von zehn auf sieben Tagen zu verkürzen. Mit dem Schritt sollen Personalengpässe mit weitreichenden Auswirkungen auf die Gesellschaft möglichst verhindert werden. Die von den Ausfällen im Bahn- und Busverkehr betroffenen Kantone übernahmen den Vorschlag umgehend, wie am Montag bekannt wurde.
Postauto kann Personalausfälle noch kompensieren
Auch andere ÖV-Betreiber sind betroffen, wenn auch weniger stark. Bei Postauto Schweiz seien seit 27. Dezember schweizweit rund 25 Fahrerinnen und Fahrer erkrankt, sagt eine Sprecherin. Am stärksten betroffen sind der Jura und das Tessin. «Der Betrieb läuft überall noch normal, andere Mitarbeitende sind eingesprungen», erklärte die Sprecherin.
Sollten die Krankheits- und Quarantänefälle bei Postauto weiter ansteigen, kämen in einem ersten Schritt Mitarbeitende aus anderen Bereichen zum Einsatz, die beispielsweise ein Busbrevet haben. Reicht das nicht, müsste das Fahrpersonal länger arbeiten, sofern das gesetzlich erlaubt ist. In einem dritten Schritt würden Mitarbeitende aus anderen Postauto-Betrieben aushelfen, und erst als vierte Massnahme würde das Angebot eingeschränkt.
«Bei einer Häufung von Ausfällen wird es für die VBZ schwierig, den gesamten Fahrplan aufrechtzuerhalten.»
Auch regionale Linienbetreiber haben sich mit verschiedenen Eskalationsszenarien auf die erwartete Welle vorbereitet. Ein Sprecher der Verkehrsbetriebe Zürich VBZ erklärte, bei einer Häufung von Ausfällen werde es für die VBZ schwierig, den gesamten Fahrplan aufrechtzuerhalten. Auf ein solches Szenario bereite sich das Unternehmen vor. Bei Bernmobil gibt es krankheitsbedingte Ausfälle wegen Corona oder der saisonalen Grippe. Probleme oder Ausfälle seien dadurch jedoch nicht entstanden, sagt ein Sprecher.
Bei den SBB und der Fluggesellschaft Swiss gibt es derzeit keine Einschränkungen, wie die Unternehmen erklärten.
«Alles im grünen Bereich» im Detailhandel und bei der Post
Alles noch okay, hiess es auch aus anderen Branchen. Es sei «alles im grünen Bereich», schrieb ein Migros-Sprecher. Bei Coop halte sich die Anzahl der Ausfälle in Grenzen, so eine Sprecherin. Alle Verkaufsstellen seien geöffnet. Und bei Lidl gab es zwar einem Sprecher zufolge in den vergangenen Tagen unternehmensweit leicht mehr Fälle. Die Lage bleibe jedoch ruhig.
Auch bei der Post hat sich die Situation noch nicht verschlechtert, wie eine Sprecherin auf Anfrage sagte. Allerdings warte man gespannt auf den Schulstart und ob die Schulen tatsächlich alle offen bleiben. Ein Krisenstab im Logistikbereich sei schon seit Anfang der Pandemie eingerichtet. Dieser könnte im Notfall reagieren. Im Fokus stünden dann der Einsatz von Temporären und Aushilfen aus anderen Bereichen. Zudem wäre im allergrössten Notfall auch der Einsatz von Zivilschutzleistenden eine Möglichkeit.
Auch bei den Energieversorgern sind derzeit keine Einschränkungen bekannt. Bei Roche gebe es nur einzelne Corona-bedingte Ausfälle, die das Unternehmen aber gut decken könne. Zu Unterbrüchen komme es nicht, erklärte eine Sprecherin.
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