Zürcher Derby vom SamstagabendKnallkörper, Sturmmasken, Messer – was die Polizei bei GC-Fans alles sicherstellte
Die Stadtpolizei Zürich tolerierte den FCZ-Fanmarsch in der Innenstadt und kesselte die GC-Fans im Industriequartier ein – was unverhältnismässig wirkte, geschah nicht ganz unbegründet.
Man bereite sich mit «sehr viel Aufwand» auf das Derby vor, hatte die Stadtpolizei Zürich Mitte Woche verlauten lassen. Es war gerade bekannt geworden, dass sich die FCZ-Fans am Versammlungsort des Gegners GC treffen wollen. Am Samstagmorgen wurde klar, was die Polizei damit meinte: In einem unkonventionellen Manöver hat sie die gesamte Josefwiese im Zürcher Kreis 5 – er ist traditionellerweise der Treffpunkt der GC-Fans – komplett abgesperrt und Fanmärsche von hier verboten.
Polizei stoppt GC-Fanmarsch auf Duttweilerbrücke
Bereits am Freitagabend hatten die FCZ-Fans ihre Pläne angepasst und verkündet, man treffe sich bei der Tramstation Museum für Gestaltung. Also immer noch im traditionellen GC-Revier. Von dort folgte dann der grosse Fanmarsch in Richtung Stadion – begleitet und toleriert von einem grossen Polizeiaufgebot.
GC zog nach: Die Fans marschierten vom Turbinenplatz aus – in deutlich geringerer Zahl. Dabei kam es zu Zwischenfällen mit Knallpetarden und Feuerwerk, worauf die Stadtpolizei den GC-Fanmarsch auf den ersten Metern – der Duttweilerbrücke – einkesselte. Dass die Stadtpolizei wegen weniger Böller rigoros durchgriff und alle rund 600 Teilnehmenden des Marsches kontrollierte, erklärte sie in einer Mitteilung mit der Erfahrung vom vorletzten Derby im Oktober. Damals zündeten die GC-Fans über hundert der Böller: «Man musste davon ausgehen, dass es auf der weiteren Umzugsroute zu weiteren Zündungen der gefährlichen Knallkörpern kommen könnte.»
«Tiefpunkt der Saison»
Die GC-Fans wurden gemäss Polizei «grossmehrheitlich» ohne weitere Massnahmen vor Ort wieder entlassen. Drei Personen seien für weitere Abklärungen auf eine Wache gebracht worden. Man habe jedoch umfangreiches Vermummungs- und pyrotechnisches Material sichergestellt.
Die Folge der aufwendigen, mehrstündigen Kontrolle: Die GC-Kurve im Letzigrund blieb am Spiel komplett leer. «Ein Tiefpunkt der Saison» nannte dies ein aufgebrachter Amir Abrashi nach dem Spiel. Der GC-Captain fand es eine «Frechheit», dass die Polizei die Fans mit ihrem Vorgehen von der Partie faktisch ausgeschlossen habe.
Polizei veröffentlicht Foto der sichergestellten Knallkörper
Das Vorgehen der Polizei wurde in GC-Fankreisen schnell als unverhältnismässig kritisiert, das Tolerieren des FCZ-Marsches in der Innenstadt bei gleichzeitiger Einkesselung der GC Fans als unfair taxiert. Die Stadt habe kapituliert vor der FCZ-Südkurve, die mit ihren gewalttätigen Aktionen GC-Fans aus der Öffentlichkeit verbannen wolle, sagte eine der eingekesselten Personen dieser Redaktion.
Beweisfotos der Polizei zu den sichergestellten Gegenständen zeigen jedoch, dass die Sorge der Stadtpolizei durchaus berechtigt war. Bereits auf den ersten 300 Metern hätten GC-Fans gesundheitsschädliche Knallpetarden gezündet, bekräftigt die Stadtpolizei auf Nachfrage. Diese seien beim Fanmarsch des FCZ hingegen kaum zum Einsatz gekommen. Diese speziellen Feuerwerkskörper seien extrem laut und gefährdeten akut die Gesundheit von Drittpersonen.
Die GC-Clubleitung teilte mit, dass man das Zünden von Knallpetarden seit jeher ablehne und das Strafmass dafür erst kürzlich auf fünf Jahre Stadionverbot erhöht habe. Auch habe die Fankurve nach dem letzten Derby Flyer verteilt, in denen Nulltoleranz gegenüber dem Zünden von Knallpetarden ausgerufen wurde.
Die Feindschaft der beiden Fanlager hatte in den vergangenen Wochen vermehrt zu gewalttätigen Aktionen geführt. Darunter Angriffe auf Unbeteiligte, die Jagd auf GC-Fans und – als sich die beiden Zürcher Clubs zum letzten Mal in Zürich gegenüberstanden: Bannerklau und die Stürmung einer S-Bahn.
Neben einem Grossaufgebot der Stadtpolizei sind wegen des Derbys vom Samstag und auch am kommenden Derby-Cupspiel am Dienstag die Kantonspolizei Zürich sowie die Transportpolizei im Einsatz. Die Stadtpolizei reagierte damit auf die Eskalationsgefahr, die beim Aufeinandertreffen der beiden Fanlager besteht. Sie sprach von einem «enormen Sicherheitsrisiko».
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