Polizei fürchtet EskalationFCZ-Fans provozieren GC und kündigen Aufmarsch auf Josefwiese an
Vor dem Spiel gegen GC am Samstag wollen sich Fans aus der FCZ-Südkurve auf der Josefwiese treffen – am Versammlungsort des Zürcher Gegners. Die Polizei verbietet beide Fanmärsche.

Ist das eine neue Eskalationsstufe? Oder blosse Provokation? Die Fans aus der Südkurve haben angekündigt, sich vor dem Spiel gegen GC vom kommenden Samstag auf der Josefwiese zu versammeln und von dort aus gemeinsam zum Letzigrund zu marschieren. Dasselbe haben wenige Stunden später die Fans von GC angekündigt, für sie ist die Josefwiese ein üblicher Treffpunkt.
Für die Fans aus der Südkurve ist der Treffpunkt jenseits der Gleise dagegen sehr ungewöhnlich. Traditionellerweise treffen sie sich vor den Zürcher Derbys auf der Fritschiwiese oder in der Bäckeranlage, im Kreis 4 respektive im Kreis 3 gelegen. Das Gleisfeld trennt die Fanlager in der Regel eindeutig.
Polizei fürchtet Eskalation
Warum die FCZ-Fans diesen Treffpunkt ausgesucht haben, ist unklar. Sicher ist, dass damit ein Szenario möglich geworden ist, bei dem hunderte teils verfeindete Fans an einem Ort abseits des Stadions aufeinandertreffen könnten. Die Feindschaft der Fanlager hat jüngst vermehrt zu Gewalteskalationen geführt. Angriffe auf Unbeteiligte, Jagd auf GC-Fans und beim letzten Derby: Bannerklau und die Stürmung einer S-Bahn.
Die Stadtpolizei reagierte am Mittwochnachmittag auf die Eskalationsgefahr, die beim Aufeinandertreffen der Fanlager besteht. In einer am Mittwoch veröffentlichten Mitteilung schreibt sie von einem «enormen Sicherheitsrisiko» und verbietet deshalb die Fanmärsche zum Stadion. «Die Stadtpolizei Zürich hat entschieden, Besammlungen und Fanmärsche ab der Josefwiese nicht zu tolerieren», steht in der Mitteilung. Den Fans wird empfohlen, sich direkt zum Stadion zu begeben.
«Sehr viel Aufwand» – für leere Ankündigung?
Die Stadtpolizei bereite sich mit «sehr viel Aufwand» auf das Derby vom Samstag wie auch das Derby-Cupspiel vom Dienstag vor, schreibt der Sprecher der Stadtpolizei, Marc Surber, auf Anfrage. Neben der Stadtpolizei werden am Samstag auch Kräfte der Kantonspolizei Zürich sowie der Transportpolizei zum Einsatz kommen.
In Fankreisen wird derzeit gemutmasst, ob es sich bei der Ankündigung der Fussballfans um eine Finte handelt. Ähnliches gab es im Januar dieses Jahres, als Fussballfans aller Vereine ankündigten, nach Bern zu gehen, um gegen die Kollektivstrafe zu demonstrieren. Schliesslich blieb es bei einer leeren Ankündigung, mit der man die Polizei auf Trab zu halten vermochte.
Ein weiteres mögliches Szenario ist eine Machtdemonstration des FCZ-Fanlagers. Dies, wenige Tage nachdem die GC-Geschäftsführung bekannt gegeben hat, den Geschäftssitz von Niederhasli wieder nach Zürich zu verlegen. Dies könnte bei hartgesottenen FCZ-Fans deshalb schlecht angekommen sein, weil sie die Stadt in ihrem Territorial-Verständnis für sich alleine beanspruchen.
Finanzvorsteher Daniel Leupi (Grüne) verurteilt am Mittwoch diesen Anspruch der Südkurve auf Vorherrschaft in der Stadt deutlich. Auch die GC-Fans seien keine Lämmer, schreibt er in einer Kolumne im Tagblatt der Stadt Zürich. «Aber dass ein Teil der Anhänger eines Vereins versucht, die Anhänger des anderen systematisch, zum Teil gewalttätig, aus dem öffentlichen Leben zu verdrängen, das ist unerträglich», schreibt Leupi.
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