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Merkwürdige Menschen in schönen Kulissen

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Julia Fullerton-Batten ist so etwas wie das Gegenteil einer Reportagefotografin. Sie lichtet nicht die Wirklichkeit ab, wie sie ist, sondern erschafft sich mit ihren Bildern eine eigene. Darauf zu sehen sind merkwürdige Menschen in künstlich wirkenden Umgebungen und Räumen; Farbe, Licht, Kostüm, Make-up und Posen sind aufs Präziseste gestaltet.

Zum Beispiel auf der Fotografie aus der Serie «Old River Thames»: Hier stellt die 53-Jährige ein Ensemble von Personen ans Themse-Ufer, verleiht der realen Szenerie aber das Flair eines historischen Seebads – und animiert den Blick zum Entdecken, ganz wie auf einem Wimmelbild, wo jede Figur eine eigene Geschichte zu erzählen scheint. Die Fotografie wirkt wie die Momentaufnahme aus einem Film, den sich die Betrachtenden selber dazudenken.

Das Narrative zeichnet Julia Fullerton-Battens Arbeit generell aus. Jede Einzelheit weckt Assoziationen, die Mienen ihrer sorgfältig gecasteten Protagonistinnen und Protagonisten sind vielsagend. Entsprechend sieht es aus wie an einem Filmset, wenn die Fotografin zu Werke geht: Neben einer stattlichen Anzahl von Personal, das sich um allerlei Details kümmert, stehen zahlreiche Lichtständer herum.

Dies unterstreicht, wie viel Wert Fullerton-Batten auf die Beleuchtung legt. So viel, dass sie in der Postproduktion ihre Bilder nämlich nicht mehr gross zu bearbeiten braucht – der Eindruck der Künstlichkeit, der vor allem von der Lichtführung herrührt, entsteht schon bei der Aufnahme.

Julia Fullerton-Batten ist in Deutschland geboren und später nach England gezogen. «Interpretations» ist ihre erste Einzelausstellung in der Schweiz. Gezeigt werden Bilder aus sieben Werkreihen; darunter gibt es welche, die von den alten Meistern inspiriert sind und aussehen, als seien die Sujets im Kerzenlicht aufgenommen worden. Dazu kommt eine Hommage an Kontorsionisten – Menschen, die ihren Körper extrem verbiegen können – oder eine Studie zum männlichen Körper.

Fullerton-Batten versteht es aber nicht nur, völlig entrückte Atmosphären zu kreieren, sondern spiegelt damit auch mal die alltägliche Realität. Die Serie «Looking Out From Within» etwa ist unter dem Eindruck der Pandemie entstanden: Fullerton-Batten fotografierte darin Personen, die am Fenster stehen und nach draussen schauen. Das melancholische Lebensgefühl des Lockdowns, die Vereinzelung der Welt, bringt sie damit in ästhetisierter Form auf den Punkt.

«Interpretations» Julia Fullerton-Batten, IPFO Haus der Fotografie Olten, bis 4. Februar 2024.