Meldung zu Trumps ZöllenWie ein Tweet die Börse zum Entgleisen brachte
Mitten in den Börsensturm platzte am Montag die Nachricht, dass Donald Trump erwägt, die angekündigten Zölle für 90 Tage auszusetzen. So kam es zu der Falschmeldung.

Der Montag dieser Woche war ein turbulenter Tag an den globalen Aktienmärkten. Nach Kursstürzen in Asien starteten auch Europas Börsen tiefrot in die Woche. Der Swiss Market Index gab bis zum Ende des Handelstags mehr als 5 Prozent nach. Dazwischen kam es zu einer veritablen Kurs-Achterbahn, befeuert durch eine Flut von Meldungen zum Zollstreit zwischen den USA und ihren Handelspartnern.
Die heftigsten Schwankungen an den Börsen löste am Montagnachmittag das Gerücht aus, US-Präsident Donald Trump könnte die am Donnerstag verkündeten Zölle 90 Tage aufschieben. Verbreitet hatte es ein Account mit dem Namen «Walter Bloomberg» auf der Plattform X. Unter Berufung auf den Chef von Trumps Wirtschaftsberater Kevin Hassett liess Bloomberg verlauten, Trump erwäge eine 90-tägige Pause im Handelskrieg.

Falschmeldung lässt Kurse steigen
Auch wenn Walter Bloomberg mit der bekannten Nachrichtenagentur gleichen Namens nicht verbandelt ist, hatte seine Meldung Gewicht. Wie «Techcrunch» berichtet, galt Bloomberg bislang als vertrauenswürdig und gut informiert. Der US-Aktienindex Dow Jones sprang nach der Meldung von minus fünf Prozent innerhalb kürzester Zeit auf plus zwei Prozent. Auch der breitere S&P 500 schlug um 3,4 Prozent nach oben aus. Eine Wertverschiebung in Höhe von mehreren Billionen US-Dollar innert weniger Minuten.
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Donald Trumps «Rapid Response»-Presseteam dementierte die Meldung rasch und sprach von «Fake News». Die Aktienkurse pendelten sich daraufhin wieder auf dem vorherigen Niveau ein. Es ist schwer zu sagen, ob es tatsächlich der Walter-Bloomberg-Tweet war, der den heftigen Ausschlag auslöste. Wie die Falschmeldung aber ins Börsenchaos am Montag geriet, lässt sich nachvollziehen.
Gemäss Recherchen von «Techcrunch» lag der Ursprung des Gerüchts in einem Interview mit Kevin Hassett auf dem TV-Sender Fox News. Auf die Frage eines Moderators, ob Hassett einen Aufschub der Zölle um 90 Tage befürworten würde, antworte dieser: «Wissen Sie, ich denke, der Präsident wird entscheiden, was der Präsident entscheiden wird.»
Wie sich die Meldung verbreitete
Diese Aussage wurde allem Anschein nach vom Sender CNBC falsch interpretiert und auf dem Banner einer Nachrichtensendung als «Trump erwägt eine 90-tägige Aussetzung der Zölle für alle Länder ausser China» wiedergegeben. Diese Meldung wiederum wurde von der Nachrichtenagentur Reuters aufgenommen, von wo sie an die Wallstreet-Händler und Walter Bloomberg gelangte, der daraus seinen Tweet machte.
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Bloomberg, der seinen Post nach dem Widerruf aus Washington löschte, machte denn auch Reuters für das Missgeschick verantwortlich. Die Nachrichtenagentur teilte gegenüber «Techcrunch» mit, man habe die Nachricht von CNBC übernommen. Dort hiess es in einer Erklärung: «Während wir die Nachrichten über die Marktbewegungen in Echtzeit verfolgten, haben wir eine unbestätigte Information auf einem Banner ausgestrahlt.» Die Reporter hätten dies aber schnell bemerkt und noch in der Sendung korrigiert.
Der Kurssprung vom Montag legte nicht nur die enorme Nervosität zutage, die aktuell auf den Aktienmärkten herrscht. Sie liess auch Spekulationen über ein mögliches Motiv dahinter auftauchen. Die renommierte Wirtschaftszeitung «Financial Times» stellte etwa die Frage in den Raum, ob Walter Bloomberg mit der Falschmeldung die Kurse aktiv zu beeinflussen versuchte. Um den Markt vor dem Absturz zu retten, um Chaos zu erzeugen oder um vom Kurssprung zu profitieren.
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