Strafzölle vs. FreihandelTrump sollte ausnahmsweise mal auf Musk hören
Die Börsen brechen ein, der US-Präsident ruft seine Landsleute zum Durchhalten auf: «Das Endergebnis wird historisch.» Wenn das so ist, dann sei ein historischer Vergleich erlaubt.

Elon Musk hat recht. Das Beste, was jetzt passieren kann, ist eine «Null-Zoll-Situation», aus der eine Freihandelszone zwischen Europa und den USA entsteht. Ausgerechnet Musk, bisher einer der engsten Berater von Donald Trump, spricht sich für das aus, was der US-Präsident mit seiner Zolldoktrin zu Grabe trägt: Freihandel. Man kann nur hoffen, dass Trump auf Musk hört.
Ob dem Präsidenten klar ist, was er angerichtet hat, kann nur er wissen; aber immerhin scheint er noch mitzubekommen, was da draussen los ist. Nach seiner Handelskriegserklärung im Rosengarten des Weissen Hauses brachen weltweit die Aktienkurse ein, die Wallstreet verzeichnete den grössten Absturz seit Ausbruch der Coronapandemie. Das muss auch Trump zumindest ein wenig beeindruckt haben, anders ist der Aufruf des Präsidenten an seine Landsleute wohl kaum zu verstehen: «Haltet durch – es wird nicht leicht, aber das Endergebnis wird historisch.»
Musk spricht für die amerikanische Wirtschaft
Die Frage ist nur, was das Endergebnis sein soll. Musk ist nicht der Einzige, der Trumps Protektionismus infrage stellt. Der Chef von Tesla, Spacex und Starlink spricht für die amerikanische Wirtschaft. Die Zölle treffen die Unternehmen massiv. Da ist der Sportartikelhersteller Nike, der Schuhe in Vietnam produziert, die nach Trumps Willen bei der Einfuhr in die USA mit 46 Prozent Zoll belegt werden. Da ist der Technologiekonzern Apple, der Telefone in China herstellen lässt (34 Prozent Zoll). Und da ist natürlich Musk selbst: Tesla baut seine Autos nicht nur in den USA, sondern auch in China und Europa (20 Prozent Zoll). Trumps Zölle machen die Produkte teurer, und sie bringen auch Lieferketten gewaltig durcheinander. Das Volumen des Welthandels wird dramatisch zurückgehen – und damit auch der Wohlstand, den dieser bringt.
Wenn Trump davon spricht, dass das Endergebnis historisch sein soll, dann muss er sich auch einen historischen Vergleich gefallen lassen. Die Zölle, die er angekündigt hat, sind in der Grössenordnung des verheerenden Smoot-Hawley-Gesetzes aus dem Jahr 1930. Damals verhängte US-Präsident Herbert Hoover Einfuhrzölle auf mehr als 20’000 Produkte, um insbesondere heimische Farmer vor billigeren Importen zu schützen. Die Folge: Der Welthandel brach ein, die Vereinigten Staaten rutschten in die Grosse Depression; Hoover galt schnell als einer der unbeliebtesten Präsidenten und wurde 1932 nicht wiedergewählt, vor allem wegen seiner Wirtschaftspolitik. Kein Wunder also, dass nun Ted Cruz, der republikanische Senator aus Texas und ein Verbündeter Trumps, vor einem «Blutbad» für seine Partei bei den Midterm-Wahlen im kommenden Jahr warnt.
Trumps Wirtschaftspolitik ist von Nostalgie geprägt
Schon wahr, 2025 ist nicht 1930. Die Weltwirtschaft hat mittlerweile einen Grad an Globalisierung erreicht, der immens ist. Nur: Diese Entwicklung, von der auch amerikanische Unternehmen stark profitiert haben, möchte Trump wieder zurückdrängen. Er sieht lediglich die Nachteile, etwa die Deindustrialisierung in weiten Teilen der USA. Trump will, dass wegen der Zölle wieder mehr Waren in Amerika produziert werden – und damit neue Jobs entstehen. Es ist eine Wirtschaftspolitik, die von Nostalgie und Identität geprägt ist: Der hart arbeitende Amerikaner soll wieder stolz auf die Produkte sein, die er in seinem Land herstellt.
Man kann davon ausgehen, dass Trump fest daran glaubt, dass es genau so kommen wird. Als Präsident der grössten Volkswirtschaft der Welt ist er überzeugt, dass sich Amerika im globalen Handelskrieg durchsetzt. Es gibt allerdings ein Land, das seit seinem Beitritt zur Welthandelsorganisation (WTO) im Jahr 2001 selbst zu einer ökonomischen Supermacht aufgestiegen ist: China. Die Volksrepublik ist – anders als die EU – nicht nur wirtschaftlich in der Lage, es mit den USA aufzunehmen, sondern auch militärisch. Die logische Konsequenz: Peking reagierte auf Trumps Zölle nach dem Motto «Wie du mir, so ich dir».
Der beste Weg im Handelsstreit wäre: Erst mal ruhig bleiben
Die EU und die Schweiz sollten diesem Beispiel nicht folgen. Für die EU reichen vorerst Vergeltungszölle nach WTO-Regeln und die Bereitschaft, mit Trump zu verhandeln. Ein von manchen EU-Staaten favorisierter Schlag gegen die grossen US-Techkonzerne wäre zum jetzigen Zeitpunkt kontraproduktiv. Trump würde gezielt reagieren, etwa mit den bereits angedrohten 200 Prozent Zoll auf Champagner. Frankreich wäre in heller Aufregung und die Gefahr gross, dass die EU nicht mehr geschlossen gegenüber den USA auftritt. Schon jetzt gibt es in der Gemeinschaft höchst unterschiedliche Meinungen, wie man auf Trumps Zölle reagieren soll.
Der beste Weg wäre: erst mal ruhig bleiben, die eigene Wettbewerbsfähigkeit stärken, weltweit Handelsabkommen vorantreiben – und hoffen, dass Trump doch auf Musk hört. Wäre ja möglich, dass die Zölle nur der erste Aufschlag für Verhandlungen sind, die dazu führen können, dass Zölle auch wieder sinken. Im Idealfall Richtung null.
Wer jetzt meint, das sei reines Wunschdenken, dem sei gesagt: Ja, Trump ist unberechenbar. Und vielleicht genau deshalb in der Lage, Handelsbarrieren abzubauen. Um damit das zu schaffen, was er versprochen hat: Amerika noch reicher zu machen.
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