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Meinung

Nach Trumps Vorbild
Der Stärkere gewinnt – wie Donald Trumps Machtrausch uns prägt

Der sri-lankische Bildhauer Upali Dias fügt letzte Details an einer Lehmbüste von US-Präsident Donald Trump hinzu, während er ein Referenzfoto betrachtet, in seiner Residenz nahe Colombo am 10. April 2025.
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«Die Länder rufen uns alle an – und küssen mir den Arsch. ‹Bitte, bitte, Sir, machen Sie einen Deal mit uns.›» (Donald Trump am Dienstag in einer Rede vor republikanischen Parteikollegen)

US-Präsidenten haben schon immer ihre Interessen durchgesetzt. Dass ein Politiker seine Lust an der rücksichtslosen Machtausübung derart zelebriert wie Donald Trump – das hingegen ist in der westlichen, demokratisch geprägten Welt nicht üblich. Mit seinem Verhalten hat Trump diese Woche selbst eigene Berater verwirrt.

Er richtete seinen Spott nicht nur gegen andere Länder. Interne Kritiker aus den Reihen der Republikaner, die Anfang Woche vor negativen wirtschaftlichen Konsequenzen der Zölle warnten, nannte Trump schwach und dumm. 

Es ist ein Verhalten, das die Grönländer bereits kennen. Kurz nach seiner Wahl sagte der US-Präsident, sein Land brauche die Insel Grönland für die internationale Sicherheit. «Wir werden sie bekommen – so oder so.»

Die neue Achse der Rücksichtslosigkeit

Der US-Präsident sieht seine Methoden, den Gegnern zu drohen, sie einzuschüchtern, als gangbare Verhandlungstaktik – und er ist stolz darauf. Diese Art des Herrschens sollte nicht nur Politikerinnen und Politiker beschäftigen, die mit den USA einen Deal anstreben. Sie hat Auswirkungen auf das Zusammenleben der Menschen in der westlichen Welt. Zuerst einmal zwischen den Ländern. 

Für den konservativen Autor und Politkommentator David Brooks reiht sich Trump mit seinem Verhalten ein in eine Reihe mit dem russischen Machthaber Putin und anderen autoritären Staatsführern. In einem viel beachteten Essay im Magazin «The Atlantic» schrieb Brooks von einer neuen Achse der Rücksichtslosigkeit, die gerade vor unser aller Augen entstehe.

Früher lebten wir in einer Welt, in der die Ideologien zwischen West und Ost aufeinanderprallten. Doch die alten Ideologien scheinen in dieser neuen Trump-Ära entwertet. Es geht nur noch um Macht. 

Trump häuft Macht an wie materiellen Reichtum: je mehr, desto besser. In seiner Welt ist Macht auch ein Statussymbol, das man zur Schau stellt, wie die Neureichen am Samstagnachmittag ihre Lamborghini in der Zürcher Innenstadt. Erst wenn sich andere daneben klein und unbedeutend fühlen, ist das Ziel erreicht.

Wo Trump ist, sind auch hysterische Warner nicht weit, die auf Vorrat den Untergang der westlichen Welt beklagen. Doch es wäre umgekehrt naiv, zu meinen, dass unser Zusammenleben immun ist gegen das Machtverständnis des starken Mannes. 

Es wird schwieriger, seinen Kindern zu erklären, dass man schwächere Mitschüler nicht plagt, wenn der mächtigste Mann der Welt genau daraus eine 24-Stunden-Realityshow macht. Und dass man auch jenen, die auf dem Pausenplatz drunterkommen, zu Hilfe kommen soll. Trumps Politik der Macht entwertet die kollektive ethische Verantwortung. Jeder schaut für sich – und wenn nur aus Angst, dass man sonst selber in den Fokus der Mobber geraten könnte.

Wenn in der Welt draussen Politiker Wahlen gewinnen, die ihre Gegner einschüchtern und verhöhnen, braucht es viel Anstrengung, Werte des Miteinander und der Kooperation hochzuhalten. Gerade weil es oft aufwendiger ist, sich mit anderen abzusprechen oder auf deren Bedürfnisse Rücksicht zu nehmen.

Natürlich konsumieren die wenigsten Primarschüler direkt Nachrichten, aber Trumps Verhalten diffundiert auch so bis auf die Pausenplätze. In den sozialen Medien verbreitet sich seine Auffassung von Macht und Männlichkeit rasend schnell. Dafür braucht es nicht einmal unbedingt Influencer. 

Hauptsache, den Männern gefallen: Das Schönheitsideal der Trump-Frauen

Wie die Trump-Welt unsere Gesellschaft subtil beeinflusst, zeigt sich an der Popkultur. US-Präsidenten haben diese schon immer geprägt. Es gibt bereits seitenweise Berichte über die neuen Stylingregeln des «Make America Great Again»-Konservatismus: Die Frauen im Trump-Universum sind gross, schlank, gebräunt und blond gefärbt. Während Trumps erster Amtszeit weigerten sich viele Designer, Melania Trump und Konsorten einzukleiden. Das ist vorbei. Das Geschäft hat längst über die Politik gesiegt. Bald werden auch in europäischen Fast-Fashion-Läden billige Kopien dieser Kleider zu kaufen sein. Und mit ihnen ein Schönheitsideal, das wir eben erst noch als gestrig belächelten: Erfunden, um den starken Männern zu gefallen. 

Donald Trumps Kulturbegriff kommt aus der Wirtschaft und dem Sport. Er liebt Kampfsport. Lange vor seiner Karriere als Politiker kürte er die «schönsten Frauen der Welt» (Miss Universe). Er machte Reality-Fernsehen, bei dem die Kandidaten um einen Job in einem Trump-Unternehmen buhlten und dabei jederzeit vor laufender Kameras gefeuert werden konnten.

Seine Schönheitswettbewerbe, Kampfsportanlässe und Reality-TV-Sendungen sind letzten Endes mehr als Unterhaltung. Sie stehen für das, was Donald Trump auch in der Politik betreibt: erbitterter Kampf. Der Stärkere gewinnt.