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Meinung

Unberechenbare US-Zollpolitik
Donald Trump treibt die Weltwirtschaft in den Wahnsinn

Donald Trump steigt aus Air Force One am Flughafen Morristown, New Jersey, 22. März 2025 aus.
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Auf Donald Trump ist Verlass. Er bleibt berechenbar, vor allem in seiner Unberechenbarkeit. Als habe er nicht hundertfach erklärt, warum hohe Zölle der einzig wahre Weg seien, um Amerikas Wirtschaft zu schützen, stoppte er am Mittwochabend vorerst ebenjene Tarife, die er wenige Tage zuvor gegen nahezu alle Länder der Welt verhängt hatte.

Man kann nur erahnen, warum Trump es sich plötzlich anders überlegt hat. Vielleicht war es Elon Musk, der seit Tagen die trumpsche Zollpolitik kritisiert. Vielleicht waren es die Milliardäre an der Wall Street, die von ihm abrückten und, wie Bill Ackman, vor einem «atomaren Winter» für die amerikanische Wirtschaft warnten.

Vielleicht waren es aber auch die sogenannten Märkte, die Trump in einer für ihn wohl nur schwer erträglichen Weise das Vertrauen entzogen haben. Die Anleger mobilisierten in ihrem Herdentrieb den wirksamsten Protest, den es gegen Trump seit dessen Amtsantritt gab. Erst liessen sie die Aktien in einer Weise abstürzen, wie es dies seit dem Lehman-Crash 2008 nicht mehr gegeben hat – und besonders heftig traf es amerikanische Aktien. Und dann stiessen sie in grossem Stil auch noch US-Staatsanleihen ab, jene Papiere also, mit denen die USA sich in der ganzen Welt die Billionen für ihren hochdefizitären Staatshaushalt leihen.

Für Trump ist die Weltwirtschaft ein Monopoly-Spiel

Das ist ein berechtigter Misstrauensbeweis gegenüber Trumps aberwitziger Politik. Der amerikanische Präsident springt mit der Weltwirtschaft, diesem hochkomplexen System aus Handels- und Finanzströmen, um, als befände er sich in einem Monopoly-Spiel, bei dem man einfach die Regeln ändern oder aus Wut auf die Mitspieler das Spielbrett umwerfen kann.

Eingriffe in das System der Weltwirtschaft sind möglich. Es hat sie in den vergangenen Jahrzehnten immer wieder gegeben – durch Staaten, durch Notenbanken oder die Europäische Union, die eine gemeinsame Währung geschaffen hat. Aber solche Eingriffe sollten gut überlegt, wohldosiert und nicht zuletzt gut kommuniziert sein. Beim Narzissten im Oval Office und seinen Claqueuren mangelt es an allem. Wer Zölle einführen will, muss wissen, was er damit auslöst – nicht zuletzt für die eigenen Bürger. Drei Viertel aller Smartphones, aller Spielzeuge, aller Spielkonsolen in amerikanischen Wohnzimmern stammen aus China.

Trump treibt mit seinem chaotischen Hin und Her die Unternehmen, die Anleger und auch die Konsumenten in den Wahnsinn. Er beraubt sie jeder halbwegs klaren Grundlage für langfristige Entscheidungen, vom Kauf einer privaten Immobilie bis zum Bau einer Fabrik. Kein Wunder, dass Ökonomen und Unternehmer nun vor einer globalen Rezession warnen.

Europa sollte die 90 Tage gut nutzen

Die Europäer werden diesen Präsidenten und seine Impulse nicht verändern können. Sie sollten ihm aber einen klaren, selbstbewussten Kurs entgegensetzen und die 90 Tage, die Trump nun bei den Zöllen abwarten will, dazu nutzen, weitere kluge Angebote zu machen – so wie schon jenes, im transatlantischen Handel sämtliche Zölle auf Autos und Industrieprodukte abzuschaffen.

Zugleich müssen die Europäer alles tun, um sich ökonomisch und technologisch so weit wie möglich unabhängig von den USA zu machen. Es bedarf dazu gewaltiger Investitionen in digitale Technologien, in die Raumfahrt, die Sicherheit, die Energieversorgung.