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Champions League
YB trifft auf den Weltclub: Fünf Kurzgeschichten zum FC Barcelona

( L-R) ; Ibrahim Affelay,Andre Iniesta,Lionel Messi,Daniel Alves,David Villa celebrate after the UEFA Champions League final between FC Barcelona and Manchester United FC at Wembley Stadium on May 28, 2011 in London, England.  (Photo by Vi-Images/VI-Images via Getty Images)
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In Kürze:
  • Die Young Boys spielen in der Champions League gegen Barcelona im Olympiastadion.
  • Lionel Messis Trikot ist trotz seines Weggangs weiterhin präsent im Stadion.
  • Die Offensive um Super-Teenager Lamine Yamal könnte zur grossen Herausforderung werden.

Nach der 0:3-Niederlage gegen Aston Villa bestreiten die Young Boys ihr zweites Champions-League-Spiel in Barcelona. Es muss viel zusammenkommen, damit die Berner dort etwas holen können. Aber nur schon das Antreten ist in Barcelona ein Erlebnis, denn dieser Club ist eine europäische Legende.

Der Club muss sich von Messi emanzipieren – und die Stadt auch

Am 17. Mai 2024 stand Ian Ehling in London vor potenziellen Käufern und sagte: «Ja, es ist eine Papierserviette.» Ehling ist Auktionator für das Auktionshaus Bonhams, hat auch schon Exemplare der Erstausgabe von Goethes «Faust» oder wissenschaftliche Manuskripte von Johannes Kepler versteigert. Was er persönlich von dieser Serviette hielt, ist nicht überliefert. Überliefert ist, dass er sie wenige Minuten später für 762’000 Pfund (rund 860’000 Franken) versteigerte.

epa11326488 Bonham's auction house staff hold up the Lionel Messi napkin 'contract' for auction at Bonham's in London, Britain, 08 May 2024. The napkin used as a contract or first promise by his father to secure the 13 year old Lionel Messi for Barcelona, is under auction 08-17 May. The napkin and subsequent contract changed the fortunes of Messi, who went on to become one of the greatest soccer players of all time. The napkin is expected to fetch in the region of 300,000 British pounds (around 350,000 euro) .  EPA/ANDY RAIN

Warum zahlt jemand so viel Geld für eine Serviette? 24 Jahre vor der Versteigerung hielt Carles Rexach, damals Sportdirektor beim FC Barcelona, auf dieser Serviette die Absichtserklärung fest, den damals 13 Jahre alten Lionel Messi zu verpflichten. Der Rest ist Fussballgeschichte: Messi hat in 778 Spielen für Barcelona 682 Tore geschossen und ist zu einem der besten Fussballspieler der Geschichte geworden.

Als er 2021 den Club verliess, musste sich nicht nur der FC Barcelona neu erfinden, sondern auch die Stadt selbst. Tourismusexpertin Nicole Kalemba sagte zu Messis drohendem Abgang in einer spanischen Zeitung: «Messis Abreise hätte ernsthafte Auswirkungen auf Barcelona als Touristenziel. Er ist global gesehen einer der wichtigsten Botschafter für die Stadt.» Allein Messis Anwesenheit habe Barcelona geholfen, eine Tourismusnachfrage zu generieren.

Es ist dann alles halb so dramatisch gekommen. Und ohnehin ist Messi nur physisch weg: Wenn YB am Dienstag ins Olympiastadion einläuft, werden Tausende sein Trikot tragen.

Ein Winterthurer verändert den Weltfussball

Hans Gamper als Spieler des FC Barcelona.

An der Fassade des Einfamilienhauses an der Jakobstrasse 7 in Winterthur ist unter der blauen Hausnummer eine Steintafel befestigt. Auf ihr steht: «Hier wurde am 22.11.1877 Hans Gamper geboren, Gründer des Futbol Club Barcelona.» Ein Schweizer also, ein Winterthurer, hat den FC Barcelona gegründet. Und das kam so.

Gamper wanderte als 21-Jähriger nach Barcelona aus, zwei Jahre, nachdem er 1896 den FC Zürich mitgegründet hatte. Auch in Barcelona wollte er Fussball spielen. Doch in Katalonien war es damals üblich, dass keine Ausländer mitmachten. Deswegen schaltete Gamper in der Zeitung «Los Deportes» ein Inserat mit acht Zeilen, die Fussballeuropa verändern sollten:

«Unser Freund und Kollege, Herr Kans Kamper, von der Fussballsektion der ‹Sociedad Los Deportes› und früherer Schweizer Meister, der gerne einige Spiele in Barcelona organisieren möchte, bittet alle, die diesen Sport lieben, sich mit uns in Verbindung zu setzen und am Dienstag- oder Freitagabend zwischen 21 und 23 Uhr auf dieser Redaktion vorbeizuschauen.»

Zwölf Personen trafen sich und gründeten den FC Barcelona. Unter ihnen Gamper und Walter Wild, ein anderer Schweizer, der als erster Präsident des Vereins in die Geschichte eingegangen ist.

Der FC Barcelona führt Gamper sowohl als fünffachen Präsidenten als auch als «legendären Spieler» auf seiner Website. Dort steht: «Seine Qualitäten waren besser als jene der meisten anderen zu dieser Zeit. Viele Menschen staunten über seine Fähigkeiten.»

Kleine Enttäuschung, bevor der erste Ball gespielt ist

Berner Fans, die nicht jede freie Minute mit Fussball zubringen, dachten am Tag der Auslosung vielleicht: «Camp Nou!» Fast 100’000 Menschen finden darin Platz, es ist das grösste Stadion weltweit, das nur für Fussballspiele genutzt wird. Der FC Lugano hat hier gespielt, 1968 im Cupsieger-Cup, eine Basler Stadtauswahl (1959) sowie der FC Zürich (1967) im Pokal der Messestädte oder der FC Basel 2008 in der Champions League.

Die Nächsten an der Reihe wären die Young Boys gewesen. Wären, denn die Berner Fans – und die Berner Spieler – müssen damit leben, dass das Camp Nou und Umgebung gerade für 1,5 Milliarden Euro umgebaut werden. Der FC Barcelona spielt deswegen im Olympiastadion.

Auch in diesem Stadion, das als kleiner Trost, wartet Geschichte: Es wurde 1929 für die Weltausstellung gebaut, 1992 fanden hier die Leichtathletik-Wettkämpfe der Sommerspiele statt.

Dem Team mit dem teuersten Teenager fehlt der Goalie

Auf seiner Website hat der FC Barcelona gewisse seiner Spieler mit einem Stempel versehen: «Made in La Masia». Das Label erhält, wer durch die berühmte Barça-Schule gegangen ist. Pep Guardiola hat dort gelernt, auch Messi, Carles Puyol oder Andrés Iniesta und Xavi, der Vorgänger des aktuellen Trainers Hansi Flick.

Einer der jüngsten Abgänger von La Masia ist Lamine Yamal, 17 Jahre alt und gerade der teuerste Teenager der Fussballwelt. An der EM in Deutschland löste der Spanier den Schweizer Johan Vonlanthen als jüngsten EM-Torschützen ab: Bei seinem Ausgleichstreffer gegen Frankreich war er 16 Jahre und 362 Tage alt. Einen Tag nach seinem 17. Geburtstag wurde er Europameister und zum besten Jungspieler des Turniers gewählt.

Das Referenz-Portal «Transfermarkt» weist für ihn einen Wert von 120 Millionen Euro aus. Zum Vergleich: Der teuerste Teenager der Young Boys heisst Zachary Athekame und wird auf 1,8 Millionen Euro geschätzt. Wenn die Berner Yamal kaufen und in Athekames zahlen wollten, bräuchten sie also 67 Athekames.

epa11619597 FC Barcelona's Robert Lewandowski (R) celebrates with his teammate Lamine Yamal after scoring the 0-1 goal during the Spanish LaLiga soccer match between Villarreal CF and FC Barcelona, in Villarreal city, eastern Spain, 22 September 2024.  EPA/ANDREU ESTEBAN

Dieser Teenager kommt also auf die Young Boys zu. Fehlen wird hingegen der Goalie Marc-André ter Stegen. Er ist Anfang September zum Nachfolger von Manuel Neuer im deutschen Nationalteam erkoren worden. Das bedeutet bereits nichts mehr. Denn bei ter Stegen ist im Spiel gegen Villarreal die Patellasehne gerissen. Nicht nur die Deutschen müssen wieder über ihren Nationalgoalie reden. Sondern auch Barcelona braucht für mehrere Monate einen Ersatz.

In den ersten zwei Spielen seit ter Stegens Verletzung spielte Iñaki Peña, 25 Jahre alt, auch er aus der eigenen Schmiede La Masia.

Barcelona erzielt ein Tor mehr als Real Madrid – pro Runde

In Barcelona beackern sie gerade ein paar Nebenschauplätze. Etwa die Affäre rund um das Fan-Banner beim ersten Champions-League-Spiel gegen Monaco. «Flick heil» stand dort. Wegen dieser Aktion, verantwortet von einigen wenigen Menschen, wird der Club von der Uefa bestraft: Er muss 10’000 Euro Busse zahlen und darf für das nächste europäische Auswärtsspiel, jenes gegen Roter Stern Belgrad, keine Tickets an eigene Fans abgeben.

epa11631093 FC Barcelona's head coach Hans-Dieter Flick looks on during the Spanish LaLiga soccer match between CA Osasuna and FC Barcelona at El Sadar stadium in Pamplona, Spain, 28 September 2024. EPA/Villar Lopez

Ansonsten aber herrscht in Barcelona gerade munterste Welt. Unter dem neuen Trainer Hansi Flick hat Barcelona sieben von acht Ligaspielen gewonnen. 25 Tore erzielten die Katalanen dabei. Das ist pro Runde durchschnittlich eines mehr als Real Madrid.

Die Young Boys können ihr Hoffen auf einen Exploit eigentlich nur an zwei Spielen festmachen: Barcelona verlor die erste Champions-League-Partie gegen Monaco und am Wochenende in der Liga gegen Osasuna 2:4.