Handyhersteller überholt GM und FordXiaomi landet mit seiner Porsche-Kopie einen Verkaufshit
Bis zu sieben Monate müssen Kunden auf den Speed Ultra 7 von Xiaomi warten. Der Erfolg seines ersten Elektroautos katapultiert den chinesischen Handyhersteller an der Börse kurzzeitig vor Ford und General Motors.
Wer sich für einen Elektrosportwagen der chinesischen Marke Xiaomi entscheidet, muss derzeit mit Wartezeiten von bis zu sieben Monaten rechnen, wie Reuters berichtet. Das Unternehmen, das hierzulande für seine günstigen Smartphones im Apple-Look bekannt ist, hat vergangene Woche in Peking sein erstes Elektroauto – den Speed Ultra 7 (SU7) – eingeführt und innert 24 Stunden Vorbestellungen für 88’898 Exemplare entgegengenommen.
Beim Elektroauto geht das chinesische Unternehmen den gleichen Weg wie beim Start des Smartphones Mi. Dieses hatte Firmen-CEO Lei Jun 2014 in schwarzem T-Shirt und Jeans, analog zu Apple-CEO Steve Jobs, vorgestellt.
Nun also ein Sportwagen: einer, der dem Elektro-Porsche Taycan zum verwechseln ähnlich sieht, dabei aber eine rund doppelt so hohe Reichweite hat. Sein Äusseres ist klassischer und ausgewogener gezeichnet, als sich das die Designer in Stuttgart beim 110’000 Franken teure Porsche getraut haben – und dies für umgerechnet 30’000 Franken.
800 Kilometer mit einer Batterieladung
Ziel sei es gewesen, das schnellste Auto zu einem solchen Preis zu bauen, erklärte Lei. Ihm zufolge beschleunigt die Sportlimousine in der schnellsten Ausführung von null auf 100 in 2,78 Sekunden. Von den Konkurrenten schafft etwa Teslas schnellstes Model S den Sprint laut Herstellerangaben in 2,1 Sekunden. Mit einer Batterieladung soll der SU7 mit dem grössten Akku rund 800 Kilometer weit kommen.
Für Porsche und weitere deutsche Autobauer könnte das Vorpreschen des Chinesen schmerzhafte Folgen haben: Hat Xiaomi doch 2021, wenige Jahre nach dem Start seiner Smartphone-Sparte Apple vom zweiten Platz der grössten Handy-Hersteller gestossen. Und es entbehrt nicht einer gewissen Ironie, dass der iPhone-Konzern die Arbeit an einem eigenen Elektroauto nach mehrjähriger Entwicklung erst kürzlich eingestellt hat.
Die Aktien von Xiaomi legten im Anschluss an die Vorstellung des SU7 an der Hongkonger Börse deutlich zu. Sie stiegen am Dienstag um bis zu 16 Prozent. Das Papier hatte bereits am ersten Handelstag nach der Markteinführung am Donnerstag den höchsten Stand seit Januar 2022 erreicht.
Zum Tageshöchststand am Dienstag wurde das chinesische Unternehmen mit 55 Milliarden Dollar bewertet – höher als die traditionellen US-Automobilhersteller General Motors und Ford mit 52 beziehungsweise 53 Milliarden.
Der SU7 wird gemeinsam mit dem chinesischen Autohersteller BAIC produziert. Das Unternehmen hatte vor drei Jahren den Einstieg in den Markt für Elektroautos angekündigt und mit der Entwicklung des ersten eigenen Fahrzeugs begonnen.
China ist der weltweit wichtigste Markt für E-Autos und entsprechend hart umkämpft. Der chinesische Autobauer BYD und der US-Konzern Tesla kämpfen um die Marktführerschaft. Zudem sind in den vergangenen Jahren zahlreiche neue chinesische E-Automarken entstanden. Viele der Firmen bieten hohe Rabatte auf ihre Fahrzeuge, um im Geschäft zu bleiben.
Deutsche Hersteller geraten auch zu Hause unter Druck
Die deutschen Autobauer, die in China lange vor allem mit Verbrennungsmotoren erfolgreich waren, geraten unter Druck. Nicht nur auf dem Heimatmarkt nehmen ihnen die Chinesen Marktanteile mit ihren E-Autos ab. Einige chinesische Unternehmen haben bereits begonnen, nach Europa und in andere Auslandsmärkte zu expandieren.
Und weitere branchenferne Konzerne drängen in China auf den E-Auto-Markt. Der Telekommunikationsriese Huawei oder Baidu etwa, ein chinesisches Pendant zu Google, sind an Elektroautos beteiligt. Auf dem Markt herrscht ein erbitterter Preiskampf – und Technologiekonzerne wie Xiaomi, mit ihren prall gefüllten Kassen, haben einen langen Atem. Auch wenn Analysten schätzen, dass das Unternehmen in diesem Jahr noch mit jedem verkauften Exemplar rund 10’000 Dollar Verlust einfährt.
DPA/SDA/lop
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