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Duterte-Kandidat zieht zurück
Wird der Diktatoren-Sohn jetzt philippinischer Präsident?

Ebnet ihm Sara Duterte den Weg in den Präsidentenpalast? Ferdinand «Bongbong» Marcos Junior bei einem Auftritt 2017.
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Der von Amtsinhaber Rodrigo Duterte ausgewählte Kandidat für das Präsidentenamt der Philippinen, Christopher Go, hat seine Kandidatur zurückgezogen. «Meine Familie will es auch nicht, also dachte ich, vielleicht ist meine Zeit noch nicht gekommen», sagte der Senator am Dienstag. Der enge Vertraute des umstrittenen Präsidenten hatte erst vor gut zwei Wochen, kurz vor Fristende, seine Kandidatur bekanntgegeben. Beobachter hatten Go keine grossen Chancen eingeräumt.

Die Verfassung verbietet Präsident Duterte ein zweites Mandat an der Spitze des südostasiatischen Lands. Das Feld der Kandidaten für seine Nachfolger wird nun noch kleiner. Die besten Aussichten hat derzeit Ferdinand Marcos Jr., Sohn des früheren Diktators Ferdinand Marcos. In den Umfragen liegt der 64-jährige weit vorne, gefolgt von der amtierenden Vizepräsidentin und Duterte-Kritikerin Leni Robredo, dem ehemaligen Schauspieler und Bürgermeister Francisco Domagoso und dem Box-Star und Senator Manny Pacquiao.

Duterte hat enge Verbindungen mit der umstrittenen Familie des ehemaligen Diktators Marcos. Zuletzt hatte er sich aber kritisch über Marcos Jr. geäussert und ihn als «schwachen Anführer» bezeichnet, «der viel Gepäck mit sich rumschleppt». Lange war spekuliert worden, Dutertes Tochter Sara könnte für das Präsidentenamt kandidieren. Überraschend erklärte sie dann jedoch lediglich ihre Kandidatur als Vizepräsidentin von Marcos.

Was die einen als Power-Duo feiern, betrachten die anderen als doppelten Horror; ein Kritiker nannte das Paar dictatorannical, ein Wortspiel, in dem die Begriffe diktatorisch und tyrannisch miteinander verschmelzen.

Viele fürchten die Rückkehr der finsteren Zeit

Marcos jedenfalls, den sie Bongbong nennen, schürt bei liberalen Kräften Ängste, dass er die finsteren Zeiten seines Vaters zurückbringen könnte. Seine Umfragewerte waren zuletzt besser als die aller anderen Kandidaten, nur Sara Duterte ist noch populärer. Warum sie nur als Vize kandidiert, darüber wird heiss debattiert, aber erstmal ist es so, dass sie dem Marcos-Clan den Weg zurück an die Staatsspitze ebnet.

Es erscheint bizarr, dass der Spross eines Despoten, der Gegner gnadenlos verfolgte und schamlos Milliarden abzweigte, sich nun Hoffnungen auf das höchste Staatsamt machen kann. Zumal sich Marcos Jr. nie politisch von seinem Vater distanzierte. Aber es gibt Gründe für diesen Erfolg: Marcos kann nun so tun, als werde er vollenden, was der populäre Duterte begonnen hat.

Es gibt eine starke Sehnsucht nach Recht und Ordnung, nach Politikern, die hart durchgreifen, so wie es Duterte mit seinem Anti-Drogen-Krieg tut. Er ist der Vollstrecker, und von Marcos erwarten nun viele, dass er weitermacht. Duterte wiederum wird von seinem Nachfolger erwarten, dass er ihn vor der Justiz abschirmt, damit er für seine Verbrechen nicht ins Gefängnis muss.

So könnte eine Hand die andere waschen – wenn das der Deal ist. Genau wissen das nur wenige, denn reiche Clans dominieren die Politik, die stets undurchsichtig und immer für eine abrupte Wendung gut ist. Marcos hat lange auf den Moment hingearbeitet, die Familie ist noch immer reich und gut vernetzt. 2016 war Bongbong als Vize ins Rennen gegangen, damals hatte er noch verloren. Seither gibt er den Betrogenen, was er zwar nicht beweisen kann, aber was seine Gefolgschaft mobilisiert.


Ein paar Stolperfallen

Mutter Imelda Marcos, die 3000 Paar Schuhe in ihren Regalen ansammelte, soll sich immer gewünscht haben, dass ihr Sohn das Erbe ihres Mannes antritt. Es wäre eine späte Genugtuung für die 92-Jährige. Stolpern könnte Marcos Jr., 64, allerdings noch über versäumte Steuererklärungen. Das ist gerichtlich bestätigt und es gibt eine Petition, ihn zu disqualifizieren. Auch um sein Oxford-Studium wird gestritten, das er offenbar nie mit einem Bachelor abgeschlossen hat, wie er es als Senator behauptete.

In einem Schwarz-Weiss-Film, den Vater Marcos einst für seine Karriere drehen liess, spielt der Sohn als Junge bereits mit: «Ich bin Bongbong Marcos», sagt er in die Kamera. «Wenn ich gross bin, will ich Politiker werden.» So begann schon früh die Inszenierung seines Lebens, als sei es eine Vorsehung, dem Vater nachzueifern.

Es geht, wie der Politologe Richard Heydarian sagt, um nicht weniger als die Rettung der Familienehre. Der Sohn soll nun in jenen Palast einziehen, aus dem der Vater 1986 vom protestierenden Volk so schmachvoll verjagt worden war.

/Arne Perras