Rodrigo Duterte und seine Tochter SaraPhilippinische Präsidentschaft ist Familiensache
Sara Duterte-Carpio hat gute Chancen, Staatschefin zu werden. Angeblich will sie nur, wenn der Vater nicht als Vize kandidiert. Oder werden die beiden doch noch gemeinsam antreten?
Wer die nächste Präsidentin oder der nächste Präsident der Philippinen wird, entscheidet sich erst im März 2022. Doch schon jetzt ist eine Kandidatenkür am Laufen, die es mit jeder Castingshow aufnehmen kann. Der neueste Stand von Dienstagmittag, Manila Ortszeit: Sara Duterte-Carpio will es doch versuchen.
Die Tochter des amtierenden Präsidenten Rodrigo Duterte (76) wird von Parteifreunden gedrängt, sich um das Amt zu bewerben, obwohl sie bisher verkündete, nicht zur Verfügung zu stehen. Doch heute sagte ihr Parteisprecher Anthony del Rosario der Zeitung «Philippine Star»: «Präsident Duterte hat gute Programme gestartet. Das bedeutet aber nicht, dass man es nicht noch besser machen kann.» Das war ein Appell an die Tochter, sich für das Amt des Vaters zu bewerben.
Am letzten Donnerstag noch hatte ihr Vater die Entscheidung seiner Partei akzeptiert, für das Amt des Vizepräsidenten anzutreten. Laut Verfassung darf er keine zweite Amtszeit als Präsident dienen. «Ich werde nicht für einen nationalen Posten kandidieren, nachdem wir uns einig geworden sind, dass nur einer von uns für so einen Posten antreten kann», gab Sara Duterte-Carpio daraufhin in einem Statement bekannt.
Auch die Tochter kann zuschlagen
Sara Duterte-Carpio (43) fährt gerne Motorrad und ist verheiratet mit einem Anwalt. Sie war bereits Nachfolgerin ihres Vaters als Bürgermeisterin von Davao. Es gibt Fernsehaufnahmen, die sie dort in einem Slum zeigen, wie sie eine Diskussion mit einem Sheriff beendet, indem sie ihm viermal auf den Kopf schlägt, mit vollem Körpereinsatz und geschlossener Faust.
Da lässt sich eine pädagogische Linie erkennen: Rodrigo Duterte rühmte sich, persönlich mindestens drei Kriminelle erschossen zu haben, und wurde 2015 mit dem Versprechen einer knallharten Law-and-Order-Politik Präsident. Allein in den ersten sechs Monaten seiner Amtszeit sollen etwa 7000 Drogendealer getötet worden sein, ermittelte Amnesty International.
Möglicher Präsidentschaftskandidat ist auch der ehemalige Box-Weltmeister Manny Pacquiao, der sich von Duterte gelöst hat.
Viele Beobachter auf den Philippinen vermuten, dass Sara Duterte-Carpio auch die Listigkeit von ihrem Vater geerbt hat. Der verkündete 2015 seine Ambitionen erst in letzter Minute, nachdem ein anderer Präsidentschaftskandidat ausgeschieden war – und er gewann. Viele politische Beobachter nehmen nun an, dass Sara Duterte-Carpio diesen Coup wiederholen wird.
Nun sind die Dutertes nicht die einzigen Menschen, die zur Präsidentschaftswahl antreten könnten. Ein 73-jähriger Senator und ehemaliger Generaldirektor der Nationalpolizei gab als Erster seine Kandidatur bekannt. Die PDP-Laban-Partei, der Rodrigo Duterte vorsitzt, wollte ebenfalls in der vergangenen Woche einen Senator als Präsidenten ins Rennen schicken, dieser aber zog sich zurück, um den Dutertes die freie Wahl zu lassen.
Duterte ist weiterhin beliebt
Auch eine internationale Berühmtheit gehört dieser Partei an: der ehemalige Box-Weltmeister Manny Pacquiao (42). Er war als Flügelmann von Duterte gross geworden, hat sich mittlerweile aber gelöst und attackiert den Präsidenten in jüngster Zeit heftig: wegen des Pandemieversagens der Regierung und Korruptionsskandalen, die die Philippinen regelmässig erschüttern. Die Partei selber stünde vor einer Spaltung, sollte Pacquiao gegen Duterte antreten wollen – egal ob gegen Sara oder Rodrigo.
Die Umfragen allerdings zeigen, dass Rodrigo Duterte nach wie vor beliebt ist. Und dass seine Tochter derzeit die besten Chancen hätte, ihn als Präsidentin zu beerben. Bis zum 8. Oktober können Kandidaten sich um das höchste Amt bewerben.
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