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Präsidentenrücktritt auf den Philippinen
Duterte macht den Weg frei für seine Tochter

Präsident Rodrigo Duterte (l.) möchte im nächsten Jahr sein Amt an seine Tochter Sara Duterte-Carpio übergeben.  Hier traten sie 2018 gemeinsam bei einem Anlass in Boao, in Südchina auf. 
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Das Rennen um die nächste Präsidentschaft auf den Philippinen ist eröffnet. «Ich sage meinen Landsleuten nun, dass ich ihrem Willen folge und heute meinen Ruhestand bekannt gebe», erklärte der amtierende Präsident Rodrigo Duterte (76) am Samstag auf einer Pressekonferenz. Am Tag davor hatte Christopher «Bong» Go seine Kandidatur für das Amt des Vizepräsidenten eingereicht, das Duterte eigentlich anstrebte.

Nur zwei Wochen zuvor hatte sich Go dem Wunsch seiner Parteikollegen noch widersetzt, für das Amt des Präsidenten anzutreten, um es Rodrigo Duterte zu ermöglich, Vizepräsident zu werden. Dessen Tochter, Sara Duterte-Carpio (43), werden wiederum Ambitionen auf das Amt des Präsidenten nachgesagt. In Umfragen führt sie, nur hat sie zuletzt mehrfach vehement ausgeschlossen, sich gemeinsam mit ihrem Vater bewerben zu wollen. Nach seinem Rückzug und Gos Kandidatur wäre der Weg auf das oberste Amt für sie frei.

Wer sich nun an eine Telenovela erinnert fühlt, könnte in den kommenden Monaten noch reichlich Verwirrendes zu hören bekommen, denn gewählt wird erst im Mai. Vergangene Woche hat auch der vielfache Ex-Weltmeister Manny Pacquiao seinen Rücktritt vom Boxen bekannt gegeben, mit 42 Jahren, und damit gleichzeitig seinen seit langem erwarteten Eintritt in das Rennen um die Präsidentschaft verkündet.

Go trug dem Chef die Dokumente hinterher

Manny Pacquiao, einst von Rodrigo Duterte in die Politik geholt, überwarf sich mit seinem Förderer und will seine Kampagne vor allem mit dem Versprechen der Korruptionsbekämpfung befeuern – ein riesiges Problem für die etwa 110 Millionen Menschen in dem Inselstaat. Grosse Chancen werden dem ehemaligen Champion allerdings nicht eingeräumt, als Boxer ist er ein Volksheld, als Politiker wird er bislang nicht ernst genommen. Da kämpfen beide Dutertes in einer höheren Gewichtsklasse.

Der Politiker Christopher «Bong» Go (r.) wird vom Präsidenten Rodrigo Duterte begleitet, als er die Unterlagen für die Kandidatur zum Vizepräsidenten abgibt. 

Auch Senator Christopher «Bong» Go (47) galt bislang eher als so etwas wie der Assistent von Duterte. In den vergangenen Jahren fiel Go dadurch auf, dass er dem Chef Dokumente und Medikamente hinterhertrug. Auch am Freitag, als er seine eigene Kandidatur für die Vizepräsidentschaft einreichte, erschien Go in Begleitung von Duterte im Sofitel Hotel in Pasay, Manila, in dem die Anwärter sich seit dem 1. Oktober registrieren lassen können. Beobachter gehen deshalb nun davon aus, dass er sich wie eine Spielfigur vom noch amtierenden Präsidenten herumschieben lässt. «Unter den Umständen, dass Präsident Duterte sich entschieden hat, seine Nominierung zurückzuziehen, bin ich hier, um mich dem Wettbewerb um die Vizepräsidentschaft zu stellen», sagte Go. «Ich werde kein Ersatzrad sein», zitiert ihn der Nachrichtendienst der Regierung.

Sara Duterte-Carpio wiederum reichte am Samstag ihre Papiere ein, um sich für eine weitere Amtszeit als Bürgermeisterin von Davao zu bewerben, wo sie ihrem Vater bereits nachgefolgt war. Es ist allerdings anzunehmen, dass Rodrigo Duterte nicht nur Senator Go, sondern auch seine Tochter gezielt einsetzt, um in den kommenden Wochen maximale Aufmerksamkeit zu binden und den Wahlkampf zu beeinflussen. «Die Leute sollten seine jüngste Ruhestandsankündigung nicht ernst nehmen», sagt Carlos Zarate, ein Politiker und Aktivist aus Davao, der die politische Karriere Dutertes seit Jahren verfolgt. «Das ist ganz klar Teil der dubiosen Machenschaften der Duterte-Clique, ein Täuschungsmanöver vor der Wahl.»

Duterte wird sich politische Immunität sichern

Allein schon weil der Internationale Strafgerichtshof in Den Haag Untersuchungen gegen den amtierenden Präsidenten eingeleitet hat, wird vermutet, dass sich Rodrigo Duterte nicht ins Privatleben zurückziehen kann und sich durch politische Immunität davor schützen will, angeklagt zu werden. Sein «war on drugs», die ultraharte Linie gegen Drogenvergehen, hatte ihm 2016 die Präsidentschaft gesichert. In den ersten sechs Monaten nach seiner Amtsübernahme starben etwa 7000 Dealer, viele davon Kleinkriminelle, die regelrecht exekutiert wurden, wie Amnesty International berichtete.

In den vergangenen zwei Wochen gab es zudem weitere Kandidaten. Einer davon ist Ferdinand Marcos Junior, der Sohn von Imelda und Ferdinand Marcos, der das Land 21 Jahre als Diktator regiert hatte. Marcos Jr. ist 64 Jahre alt und nach Umfragen der Kandidat mit den zweitbesten Chancen nach Sara Duterte-Carpio. Dabei hatte er als junger Playboy das vom Volk ergaunerte Vermögen seiner Eltern durchgebracht, die nach Hawaii geflüchtet waren.

Gegenspielerin des Präsidenten

Auch die amtierende Vizepräsidentin Leni Robredo (56) hätte wohl Chancen, wenn sie denn kandidieren würde. 2016 hatte sie Ferdinand Marcos Jr. als Vizepräsidenten durch ihr eigenes Engagement knapp verhindern können. Sie gilt nach den Jahren unter Duterte als dessen Gegenspielerin und hat sich vor allem durch Armutsbekämpfung eine Wählerschaft gesichert.

Das alles kann sich freilich noch ändern, denn die Kandidatinnen und Kandidaten dürfen sich bis zum 15. November um die Präsidentschaft bewerben. Dann erst beginnt der Wahlkampf.