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Interview zum IT-Fachkräftemangel
«Wir würden gerne mehr Ukrainerinnen einstellen»

Der Bedarf an Fachkräften ist hoch: 10’000 Stellen sind derzeit in der IT-Branche offen. 
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Frau Bellaiche, hat Ihr Verband bereits Ukrainerinnen oder Ukrainer eingestellt?

Swico ist ein schlanker Branchenverband und hat leider keine IT-Stellen zu vergeben. Ganz anders die Industrie, die wir vertreten: Es gibt derzeit 10’000 offene Stellen. Ukrainische Fachkräfte würden mit offenen Armen begrüsst.

Judith Bellaiche ist Nationalrätin (GLP) und Geschäftsführerin von Swico, dem Branchenverband der IT-Industrie. 

Sie haben eine Jobvermittlungsplattform mit dem etwas umständlichen Namen ITcareers-withoutborders.org aufgesetzt, die sich auch an Geflüchtete aus der Ukraine richtet. Wie gut funktioniert diese?

Die Vermittlungsplattform stösst bei den Arbeitgebern auf grosses Interesse. Wir hatten sogar Anfragen von branchenfremden Unternehmen. Nach zwei Monaten müssen wir aber feststellen, dass bislang nur vereinzelte Bewerbungen eingetroffen sind. Und nur ganz wenige Stellen konnten besetzt werden. Es ist uns offenbar nicht gelungen, unser Angebot an die geflüchteten Menschen heranzutragen.

Was unternehmen Sie?

Wir halten die Plattform am Laufen, denn die Solidarität ist ungebrochen und der Bedarf an Fachkräften bleibt hoch. Nun kontaktieren wir die Regionalen Arbeitsvermittlungsstellen. Wir sind auf ihre Hilfe angewiesen, um Leute, die auf der Suche nach einer Stelle sind, auf unser Angebot aufmerksam zu machen.

Die Online-Plattform ITcareers-withoutborders.org zeigt an, bei welchen Unternehmen es freie Stellen etwa für Programmiererinnen und Programmierer gibt.

Weshalb ist die IT-Branche attraktiv für Flüchtlinge?

Wir sind eine innovative Industrie. Die internationale Zusammenarbeit ist in unserer DNA. Etliche Mitglieder haben sehr bald nach Ausbruch des Krieges signalisiert, dass sie Geflüchtete aufnehmen würden. Das ist einfacher möglich als in anderen Berufen: Für viele Positionen muss man nicht fliessend Deutsch sprechen. Die Arbeit kann zudem vergleichsweise flexibel eingeteilt werden. Und sie ist nicht an einen Ort gebunden. Zudem gibt es derzeit viele offene Stellen.

In den Ausschreibungen werden aber oft hohe Anforderungen gestellt. Bringen genügend Ukrainerinnen und Ukrainer die gefragten Kompetenzen mit?

14 Prozent der Erwachsenen, die aus der Ukraine geflüchtet sind, sollen laut dem Bundesamt für Migration einen IT-Background haben. Es sind also viele Leute in die Schweiz gekommen, die sich auf offene Stellen bewerben könnten.

Weshalb tun sie es nicht?

Vermutlich haben wir zu Beginn die Schwierigkeiten nicht richtig eingeschätzt: Die Geflüchteten müssen die Erlebnisse zuerst verarbeiten. Sie sind damit ausgelastet, ihr Leben zu organisieren, eine Unterkunft zu beziehen, sich mit den lokalen Gegebenheiten vertraut zu machen, Betreuungsplätze für die Kinder zu finden. Deshalb braucht es bei der Arbeitsvermittlung mehr Unterstützung. Zudem rechnen wohl noch immer viele Menschen damit, dass sie bald wieder zurückkehren können. Wir haben aber auch Rückmeldungen, dass sich Leute, die eigentlich für eine Stelle qualifiziert sind, den Direkteinstieg nicht zutrauen.

Gibt es Ausbildungs- und Integrationsprogramme innerhalb der IT-Branche?

Die Organisation Powercoders, mit der wir die Plattform zusammen gebaut haben, bietet genau dies an. Sie führt Kurse für Neueinsteigerinnen und Neueinsteiger durch. Und sie unterstützt Fachkräfte dabei, sich in der neuen Umgebung zurechtzufinden. Bislang konnte aber auch Powercoders nur wenige Ukrainerinnen und Ukrainer platzieren.