Gastbeitrag von Sergio ErmottiWir werden eine UBS schaffen, auf die alle in der Schweiz stolz sein können
Die Schweiz ist ein wohlhabendes, stabiles und innovatives Land, geprägt von einer konservativen Risikokultur. Unser Geschäftsmodell bei der UBS verkörpert in vielerlei Hinsicht diese typisch schweizerischen Qualitäten.

Anfang dieser Woche konnten wir die Übernahme der Credit Suisse rechtlich abschliessen, nach einer historischen, vom Bundesrat orchestrierten Rettungsaktion. Ein solcher Prozess – von der Planung über die Ankündigung bis zum Einholen aller notwendigen Genehmigungen – dauert im Normalfall mehr als ein Jahr. Wir benötigten dafür weniger als drei Monate. Dafür gebührt allen Kolleginnen und Kollegen sowie den zahlreichen Behörden, die im In- und Ausland daran beteiligt waren, grosser Dank.
Die richtige Arbeit beginnt aber erst jetzt. Was sich für die kombinierte Bank bereits heute sagen lässt: Wir können mit Zuversicht nach vorne blicken. Denn die Aussichten für UBS sind besser denn je. Das gilt auch für die Zukunft des Schweizer Finanzplatzes und dessen wichtige Rolle in der Schweizer Wirtschaft.
Wir alle bei der UBS sind uns der grossen Verantwortung bewusst.
Die Umstände, unter denen diese Übernahme zustande kam, hätten wir uns anders gewünscht. Doch die Schweiz darf stolz sein, dass es dank entschlossenem Handeln gelungen ist, die Gefahr einer Finanzkrise abzuwenden. Unsere Regierung konnte auf die Aktivierung des Notfallplans gemäss der «Too big to fail»-Regulierung oder eine Verstaatlichung der Credit Suisse verzichten, und sie musste auch kein ausländisches Institut zu Hilfe rufen. Mit der UBS wurde eine Schweizer Lösung gefunden – an einem einzigen Wochenende.
Wir alle bei der UBS sind uns der grossen Verantwortung bewusst. Die vor uns liegende Aufgabe ist anspruchsvoll und braucht Zeit, und es müssen schwierige Entscheidungen getroffen werden. Das verlangt Fokus, Demut und eine offene Kommunikation. Auch die Frage, was mit dem Schweizer Geschäft der Credit Suisse passiert, will gut durchdacht sein. Ich bin überzeugt, dass wir durch den Zusammenschluss von UBS und Credit Suisse langfristigen Wert schaffen können – für Kunden, Aktionäre und Mitarbeitende.
Beide Banken haben ihre Bilanzen massiv verkleinert. Die Finanzkrise von 2008 war für die UBS eine harte, aber wertvolle Lektion. Meine erste Amtszeit als CEO stand im Zeichen eines massiven Rückbaus der Investmentbank. Diese steht seither ganz im Dienst unserer Kundinnen und Kunden im globalen Wealth Management und im Schweizer Universalbankengeschäft. Wir haben unsere Struktur vereinfacht, und bei allem, was wir tun, steht eine umsichtige Unternehmenskultur im Zentrum.
Wir konzentrieren uns auf unsere Kunden und helfen ihnen dabei, ihr Vermögen zu schützen und aufzubauen und ihre Ziele zu erreichen.
Mit diesen strategischen Anpassungen, die wir nun auch für die Credit Suisse umsetzen werden, verringern sich die Risiken der kombinierten Bank für die Schweiz. Dafür bieten sich umso mehr Chancen.
Zweifellos ist die UBS eine grosse Bank, aber unsere Grösse und unser Geschäftsmodell dienen dem Zweck unseres Unternehmens. Dazu gehört neben dem Bereitstellen von Krediten unser Beitrag zur Schaffung von Wohlstand für unser Land als Teil einer globalisierten Wirtschaft.
Die Schweiz ist ein wohlhabendes, stabiles, nachhaltiges und innovatives Land, geprägt von einer konservativen Risikokultur. Das Geschäftsmodell der UBS verkörpert in vielerlei Hinsicht diese typisch schweizerischen Qualitäten. Wir konzentrieren uns auf unsere Kunden – Privatpersonen, Unternehmer, Firmen – und helfen ihnen dabei, ihr Vermögen zu schützen und aufzubauen und ihre Ziele zu erreichen. Eine starke, wettbewerbsfähige und nachhaltig profitable Bank bietet auch den besten Schutz für den Steuerzahler.
Erfolgreiche multinationale Firmen sind auf einen starken Finanzplatz angewiesen, der ihre Bedürfnisse erfüllen kann. Unsere international wettbewerbsfähigen KMU, die für die Arbeitsplätze in unserem Land so entscheidend sind, müssen ihre Exporte finanzieren, Risiken absichern und durch gezielte Akquisitionen im Ausland wachsen können.
Heute gibt es immer noch rund 250 Banken in der Schweiz, und der Wettbewerb ist deutlich intensiver geworden. UBS und Credit Suisse haben ein viel kleineres Stück vom Kuchen als vor 20 Jahren.
Vertrauen und Profitabilität lassen sich nicht herbeiregulieren.
Der Finanzplatz selbst, bestehend aus starken Banken und Versicherungen mit diversifizierten Geschäftsmodellen, ist ein wichtiger Wirtschaftsfaktor und für 5 Prozent der Beschäftigung in unserem Land verantwortlich, mit einem Anteil von fast 10 Prozent am Schweizer BIP. Die Finanzbranche trägt ausserdem 40 Prozent zu den Unternehmenssteuern in der Schweiz bei.
Wir werden weiterhin ein verantwortungsvoller und starker Partner sein – für unsere Wirtschaft, für den Finanzplatz und für die Menschen in unserem Land. Und obwohl es wichtige Lehren zu ziehen gilt aus der jüngsten Krise, sollten wir auf Schnellschüsse verzichten. Deshalb unterstütze ich eine 360-Grad-Untersuchung, um genau herauszufinden, welche Elemente der Regulierung funktioniert haben – und welche nicht.
Was wir heute schon wissen: Vertrauen und Profitabilität lassen sich nicht herbeiregulieren. Beides ist das Resultat von seriöser und langfristig orientierter Arbeit, welche die Kunden und ihre Bedürfnisse ins Zentrum stellt. Gemeinsam mit den vielen talentierten Mitarbeitenden der Credit Suisse werden wir den Kunden ein noch besseres globales Angebot, erhöhte geografische Reichweite und Zugang zu noch mehr Expertise bieten können. Jetzt konzentrieren wir uns darauf, unsere Strategie umzusetzen. So werden wir eine Bank schaffen, auf die unsere Kunden, Mitarbeitenden, Investoren – und alle in der Schweiz – stolz sein können.
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