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Meinung

Gastbeitrag zu seelischen Leiden
Wir müssen die psychische Gesundheit enttabuisieren

Die psychische Belastung der Bevölkerung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen.
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Wann haben Sie das letzte Mal mit jemandem über mentale Gesundheit gesprochen? Während wir uns beinahe täglich und zu Recht mit unserer physischen Gesundheit auseinandersetzen, kommt das psychische Wohlergehen zu kurz. Durch die fehlende Beachtung in unserer Gesellschaft und unserem Gesundheitssystem werden psychische Störungen oftmals nicht oder spät diagnostiziert, mit negativen Folgen einerseits für die Betroffenen, andererseits auch für deren Umfeld und für die Volkswirtschaft.

Studien zeigen: Die psychische Belastung der Bevölkerung hat in den letzten Jahren deutlich zugenommen. Was stark heraussticht, sind die erschreckenden Trends bei jungen Menschen, vor allem bei jungen Frauen. Die Ursachen für diesen Anstieg sind vielfältig, komplex und nicht abschliessend geklärt. Die vielen Krisen – Covid-19-Pandemie, Klimawandel, Ukraine-Krieg – haben sicherlich ihren Beitrag dazu geleistet.

Jeder in Prävention investierte Franken lohnt sich erwiesenermassen mehrfach.

Die Liste an Herausforderungen ist lang: starke Zunahme an Hospitalisierungen wegen psychischer Störungen und markanter Anstieg an ambulanten psychiatrischen Behandlungen bei jungen Menschen, monatelange Wartezeiten für einen Therapieplatz, überlastete niederschwellige Anlauf- und Beratungsstellen sowie fehlendes Fachpersonal. Diese Probleme gilt es ernst zu nehmen; sie einfach als kurzfristig schwierige Phase abzustempeln, wäre äusserst gefährlich. Was es braucht, ist eine gesamthafte Strategie, um das Problem möglichst an der Wurzel anzupacken, aber auch die aktuelle Situation zu entschärfen. Ein Schwerpunkt muss dabei auf präventiven Angeboten sowie auf der allgemeinen Enttabuisierung von Mental Health liegen.

Wird die psychische Gesundheit in der Gesellschaft tabuisiert, fällt es Personen zusätzlich schwer, über ihre Belastungen zu sprechen und sich professionelle Hilfe zu suchen. Es sollte für alle leicht zugänglich und breit akzeptiert sein, sich um die eigene mentale Gesundheit zu kümmern. Dafür ist es auch wichtig, dass genügend niederschwellige Erstberatungsangebote vorhanden sind und diese ausreichend bekannt sind.

Heute kennt die Hälfte der Jugendlichen keine Anlaufstelle, bei welcher sie oder er sich Hilfe holen könnte. Zusätzlich sind diese Beratungsstellen stark gefordert, ihre Mittel sind jedoch begrenzt. Das führt zu erhöhten Wartezeiten und starker Auslastung der Angebote. Deshalb braucht es nun mehr Unterstützung. Die Kantone stehen in der Verantwortung, mehr finanzielle Mittel zu sprechen. Jeder in Prävention investierte Franken lohnt sich erwiesenermassen mehrfach.

Das frühzeitige Erlernen gesunder, aktiver Stressbewältigung und eine aktive Medienerziehung müssen gestärkt werden.

Damit das Stigma, sich Hilfe zu holen, abgebaut werden kann, müssen wir einerseits als Gesellschaft lernen, vermehrt und offen über unsere Gefühle zu sprechen. Das ist schlussendlich die beste Prävention. Andererseits braucht es auch den Mut, Strukturen neu zu denken und umzugestalten. Angebote in der Frühen Förderung, das frühzeitige Erlernen gesunder, aktiver Stressbewältigung und eine aktive Medienerziehung müssen gestärkt werden. Nur so können wir die Probleme lösen und die Jugend von heute für die immer komplexer werdenden Herausforderungen künftiger Krisen vorbereiten.

Marc Rüdisüli ist Präsident der Jungen Mitte Schweiz