Ihr Browser ist veraltet. Bitte aktualisieren Sie Ihren Browser auf die neueste Version, oder wechseln Sie auf einen anderen Browser wie ChromeSafariFirefox oder Edge um Sicherheitslücken zu vermeiden und eine bestmögliche Performance zu gewährleisten.

Zum Hauptinhalt springen

Social Media manipuliert
Wie Tesla und Musk von Twitter-Bots profitieren

Von automatisierten Twitter-Accounts wurde Tesla-Chef Elon Musk über Jahre hinweg als «visionärster Unternehmenslenker» gepriesen. 
Jetzt abonnieren und von der Vorlesefunktion profitieren.
BotTalk

Tesla-Chef Elon Musk ist für seine Volten berüchtigt. Erst wollte er Twitter übernehmen. Dann bremste er den Deal Ende letzter Woche wieder aus. Er wolle erst Berechnungen abwarten, ob Accounts, hinter denen keine echten Nutzer stecken, tatsächlich weniger als 5 Prozent der 229 Millionen Nutzer ausmachten, meldete  Musk auf Twitter. Musk gilt mit über 93 Millionen Follower als ungekrönter Twitter-König. 

Ob es weniger als fünf Prozent sind, ist laut Fachleuten entscheidend für die Bewertung von Media-Plattformen. Und damit für den Preis, den ein Investor bereit ist, für eine Übernahme zu bezahlen.

Und nun das: Ausgerechnet Musks eigene Firma, der Autobauer Tesla, soll in den letzten Jahren in grossem Masse von automatisch gesteuerten Accounts, sogenannten Bots, profitiert haben. Dies zeigt eine Studie von zwei Forschern von der University of Maryland.

Die Studie zur «Corporate Computational Propaganda» soll im Juni auf einem Elektroautokongress in Oslo präsentiert werden. Das deutsche «Manager Magazin» hat sich das Papier vorab beschafft und es publiziert. 

«Niemand hat von der Existenz von Twitter mehr profitiert als Elon Musk.»

David A. Kirsch, Studienautor

Weit über vier Millionen Tweets mit den Schlagworten #TSLA und $TSLA sind ausgewertet worden. Die Tweets wurden im Zeitraum von Teslas Börsengang 2010 bis Ende 2020 veröffentlicht. Bei #TSLA stammen laut der Studie ein Viertel von nicht menschlichen Robo-Accounts. 

Teslas Börsenwert stieg in diesem Zeitraum auf fast 670 Milliarden Dollar. «Niemand hat von der Existenz von Twitter mehr profitiert als Elon Musk», wird David A. Kirsch, einer der beiden Forscher, im «Manager Magazin» zitiert.

Ein ganzes Heer von Bots habe immer wieder die Kernbotschaften des Elektroautoherstellers verbreitet. Alles deute darauf hin, dass die Bots gezielt programmiert worden seien, um Tesla zu stärken. Eine Anfrage des Magazins bei Tesla blieb unbeantwortet. 

Die beiden Forscher nutzten ein Programm namens «Botometer». Damit fanden sie heraus, dass 1,4 Millionen der relevantesten Tweets mit dem Cashtag $TSLA – er bezieht sich auf börsennotierte Unternehmen – im Beobachtungsraum von nur 400 Accounts stammten. Zehn Prozent aller Tweets ordnete Botometer Bots zu. 

Die Forscher identifizierten 186 nicht menschliche Fanbot-Accounts, die zu den aktiven Meinungsmachern auf Twitter seit dem Tesla-Börsengang zählten. Diese Accounts posten in hoher Schlagzahl positive Botschaften, wie beispielsweise «Tesla hat auf lange Sicht enormes Wachstumspotenzial». Oder «Tesla hat mit Elon Musk den visionärsten Unternehmenslenker». 

30’000 positive Tweets

Die beiden Forscher analysierten auch die Ereignisse vom 7. November 2013. Tesla geriet damals wegen brennender Fahrzeuge in die Schlagzeilen. Bereits am Abend tauchten auf Twitter innerhalb von 75 Minuten acht neue Accounts auf, die als Bots identifiziert wurden. Sie setzten bis 2020 über 30’000 Tweets zu Tesla ab. «Art und Zeitpunkt dieser Tweets ähnelten nicht denen eines menschlichen Nutzers, da sie zyklisch über einen 24-Stunden-Tag verteilt waren», schreiben die Forscher. 

Ob diese Tweets den Börsenkurs von Tesla angefeuert haben, bleibt nach Ansicht der Forscher eine offene Frage. Für einen kausalen Zusammenhang würden Belege fehlen. Auch wisse niemand, wer hinter den Bots stecke.

Aber: Allein die Existenz dieser Fanbots und das Ausmass ihres Beitrags zur Gesamtheit aller Tesla-Tweets lässt laut der Studie darauf schliessen, dass die Urheber davon ausgingen, damit die Tesla-Story zu stärken und so Teslas Aktienkurs zu stützen.