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Corona-Medienkonferenz
«Mutation kann sich wie eine zweite Epidemie in der Pandemie ausbreiten»

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Das Wichtigste in Kürze:

  • Die Anzahl der Neuinfektionen stagniert auf hohem Niveau.

  • Der R-Wert ist vor Weihnachten wieder leicht angestiegen und liegt bei 0,89.

  • Die Impfkampagne hat begonnen, es gibt aber noch zu wenig Dosen. Bis Ende Februar sollen dann 1,5 Millionen verfügbar sein.

  • Die ansteckendere Virus-Mutationen aus Grossbritannien wurde in der Schweiz in 28 Fällen nachgewiesen – unter anderem in Zürich und St. Gallen.

  • Lockerungen stellen die Experten erst für den Frühling in Aussicht. In drei bis vier Monaten soll sich eine Verbesserung der Situation ergeben.

  • Schulschliessungen sind derzeit kein Thema.

Hier geht es zu unserem Corona-Dashboard mit allen Zahlen.

Zusammenfassung

Bisher sind in der Schweiz 28 Fälle des mutierten britischen Coronavirus in sieben Kantonen bestätigt worden. Das BAG warnte am Dienstag vor einer neuen Welle über der aktuellen Welle. Es könnte erneut eine Überlastung des Gesundheitswesens drohen.

«Die Mutation aus Grossbritannien breitet sich nun in der Schweiz aus», sagte Virginie Masserey vom Bundesamt für Gesundheit (BAG) in Bern vor den Medien. Dies sei ein weiterer Grund, weshalb die Zahl der Ansteckungen weiter reduziert werden müsse. Falls die Fälle dieser Variante steigen würden, werde die Gesundheitsversorgung an ihre Grenzen kommen. Die Virus-Mutation könnte sich wie eine zweite Epidemie in der Pandemie ausbreiten, sie könnte eine neue Welle über der aktuellen Welle auslösen, sagte Masserey. Es müssten dann von allen Seiten Massnahmen getroffen werden.

«In drei bis vier Monaten...»

Die Situation sei auf hohem Niveau stagnierend – und dazu komme die neue Version des Virus. Die Lage sei schwierig. Mit Massnahmen und dem Impfen könne man hoffen, dass sich in drei bis vier Monaten die Situation stabilisiere, sagte Masserey weiter.

Das BAG fürchtet eine neue Welle: Expertin Virginie Masserey erklärt in Bern weshalb.

Die britische Variante des Coronavirus ist den Experten zufolge ansteckender als das bisherige Virus. Die Mutation führt aber laut jüngsten Erkenntnissen nicht zu einem schwereren Verlauf der Krankheit. Um die Ausbreitung der Mutation zu überwachen, sollen wöchentlich 500 Stichproben analysiert werden, sagte Masserey.

Nun nehme die Zahl der Tests nach den Feiertagen langsam wieder zu. Derzeit liege der Reproduktionswert (R-Wert) schweizweit bei 0,89 Prozent, also immer noch deutlich über dem angestrebten Wert von 0,8. In acht Kantonen liege er sogar über 1.

Beim Impfen ist Geduld gefragt

Bis jede und jeder sich gegen das Coronavirus impfen lassen kann, ist erst einmal Geduld gefragt. Bis zum Sommer sollten aber alle Impfwilligen ihre Dosen erhalten haben, hiess es an der Medienkonferenz des Bundes.

Die Nachfrage nach der Impfung sei erfreulich, und die vorhandenen Dosen reichten momentan nicht aus, um sie abzudecken, sagte Nora Kronig, Vizedirektorin und Leiterin der Abteilung Internationales im BAG.

Derzeit verfüge die Schweiz über 233'000 Dosen des Impfstoffes von Pfizer/Biontech. 107'000 davon seien bereits am 22. Dezember eingetroffen, der Rest am Montag. Im Januar sollten eine halbe Million Dosen hinzukommen und im Februar eine Million. Das hänge von der Zulassung des Moderna-Impfstoffes ab. Von diesem seien 7,5 Millionen Dosen bestellt. Sobald der Moderna-Impfstoff zugelassen sei, bessere sich die Lage.

Ende

Die Pressekonferenz ist beendet. Vielen Dank für Ihr Interesse.

Frage: Gibt es bereits Probleme mit der Handhabung des Impfstoffs?

Gemäss Rudolf Hauri ist die Handhabung des Impfstoffs nicht einfach. Ein Journalist möchte am Telefon wissen, ob deswegen unbenutzte Impfdosen auch schon entsorgt werden mussten. «Ja, das kann es immer geben. Man kann immer einen Fehler machen», sagt Rudolf Hauri. Wegen der genauen Regeln zur Nutzung des Impfstoffs sollte jedoch so wenig Vakzin wie möglich verloren gehen.

Frage: Müssen Restaurants bis Ende Februar geschlossen bleiben?

Die Entscheidung über die Schliessungen der Restaurants liegt laut Virgine Masserey beim Bundesrat.

Nora Kronig mahnt erneut zur Geduld. «Wir sind alle müde. Wir wollen alle, dass es vorbei ist.» Am wichtigsten seien die Grundregeln, die es seit Anbeginn der Pandemie gelten: Hände waschen, Masken tragen, Abstand halten.

Mehr zum Thema: Berset will Gastro-Lockdown bis Ende Februar verlängern

Frage: Wie lang sind Lieferfristen für die Kantone?

«Die Impfdosen werden so schnell wie möglich geliefert», sagt Virgine Masserey. «Der Kanton bestellt und die entsprechende Dosen werden geliefert.»

Die Anzahl der Impfdosen, die jedem Kanton zustehen, hängt von der Einwohnerzahl und der Anzahl der vulnerablen Personen in den Kantonen ab.

Ein Mann vom Zivilschutz liefert den Impfstoff in die Räumlichkeiten des Impfzentrums Allmend in Luzern. (23. Dezember 2020)

Frage: Führt die Mutation zu einer zweiten Pandemie?

«Ja, die neue Variante kann sich wie eine zweite Epidemie in der aktuellen Pandemie entwickeln», erklärt Virgine Masserey. Die Bedrohung der neuen Mutation sei immens.

Eine weitere Welle könne jedoch mit der Impfung und den Schutzmassnahmen eingedämmt werden. «Wir hoffen nun, in drei bis vier Monaten eine positive Entwicklung der Situation zu erreichen.»

Grossbritannien hat auf die neue Bedrohung bereits mit einem strengen Lockdown reagiert. Auch in der Schweiz fordert eine Allianz verschiedener Parteien nun sofortige Massnahmen, um die Fall- und Todeszahlen endlich senken zu können.

Frage: Wird es rechtzeitig genug Impfstoff geben?

1,5 Millionen Impfdosen sollten bis Februar gesamthaft verfügbar sein. Man sei in Verhandlungen, ob die Impfvolumen noch vergrössert werden können, sagt Nora Kronig. «Dass es im ersten Trimester zu Knappheiten kommt, wurde einkalkuliert. Ziel ist, dass wir so früh wie möglich so viel wie möglich bekommen.»

Nora Kronig

Frage: Sollten Lehrer priorisiert geimpft werden?

«Es ist derzeit nicht vorgesehen, dass diese Berufsgruppe bevorzugt wird», sagt Virgine Masserey. «Aber bis im Frühling hoffen wir, dass sich alle Erwachsenen impfen lassen können.»

Nora Kronig ergänzt, dass die derzeit priorisierten Gruppen aus epidemiologischen Gründen ausgewählt wurden, um möglichst bald viele schwere Erkrankungen verhindern zu können.

Frage: Sind die Experten wegen der Mutation beunruhigt?

«Ich bin nicht ganz gelassen. Wir müssen Anstrengungen unternehmen, aber auch allgemein die Fallzahlen senken», antwortet Virgine Masserey. Im Moment steht die Positivitätsrate bei der Variante aus Grossbritannien unter einem Prozent. Der Bund werde die Situation aber laufend beobachten.

Frage: Wie hoch ist die Dunkelziffer bei Ansteckungen mit der Mutation?

«Unser Ziel ist es, eine grosse Anzahl Stichproben zu entnehmen, um mehr darüber zu erfahren», so Virgine Masserey. Im Moment steht die Positivitätsrate bei dieser Variante unter einem Prozent. Man werde die Situation laufend beobachten.

Frage: Impfpflicht für das Gesundheitspersonal?

Berichten zufolge gibt es im Gesundheitssystem Skepsis gegenüber der Impfung. Viele würden sich deshalb nicht impfen lassen wollen. Ist eine Impfpflicht für das Gesundheitspersonal denkbar? Virgine Masserey verneint die Frage: «Die beste Entscheidung ist, sich gut zu informieren und sich dann impfen zu lassen. Wir setzen also auf Transparenz.»

Aktuell werden besonders gefährdete Personen prioritär geimpft. «Erst dann ist das Gesundheitspersonal dran. Die Betroffenen können es sich daher noch überlegen.»

Frage: Sollte das BAG bei den Todesfällen besser kommunizieren?

Über die Festtage berichteten Medien vom Todesfall des jungen Mannes aus dem Kanton Zürich, der nicht an Covid-19 starb, aber in der Statistik der Corona-Toten aufgelistet wird, weil er positiv auf das Virus getestet wurde. Sollte das BAG seine Kommunikation diesbezüglich ändern?

«Alle Todesfälle müssen mitgeteilt werden», antwortet Virgine Masserey. «Ein Formular muss ausgefüllt werden, ohne dass die exakte Todesursache bekannt ist.» Dies sei so entschieden worden. Man werde das Deklarationssystem nicht ändern. Die Covid-Todesfälle, die durch das BAG mitgeteilt werden, beträfen aber immer Personen, die wegen einer Corona-Infektion behandelt wurden.

Mehr zu diesem Thema: Schweizer Corona-Statistik? «Wie in einem Entwicklungsland»

Frage: Könnte jede Person auch nur einmal geimpft werden?

Jede Person bekommt in der Schweiz zwei Dosen des Impfstoffs im Abstand von drei bis vier Wochen. Grossbritannien fährt seit kurzem eine andere Impfstrategie. Dort bekommen nun möglichst viele Menschen die erste Impfdosis und die zweite verzögert sich. Eine Verzögerung sei tolerierbar, sagt Christoph Berger., die zweite Impfung könne auch erst nach fünf oder sechs Wochen erfolgen, aber nicht später. «Unsere Studien wurden mit zwei Impfdosen innert kurzer Zeit gemacht. So wurde auch die Zulassung erteilt und der Impfstoff muss gemäss Zulassung verabreicht werden.»

Weniger Impfstoff aus den Dosen zu ziehen, erachtet Berger als keine gute Idee. Wie zuvor erklärt wurde, sei der Umgang mit den Fläschchen schwierig und es sei nicht zu verantworten, dass eine Person weniger Impfstoff als vorgesehen erhalte.

Lesen Sie dazu: Nur eine Dosis, dafür mehr Geimpfte? Schweizer Experten winken ab

Warum wird die Armee nicht zum Impfen eingesetzt?

«Wir haben noch zu wenig Impfstoff, als dass ein Einsatz der Armee nötig wäre», sagt Rudolf Hauri.

Frage: Müssen die Schulen wieder geschlossen werden?

Berichten zufolge werden bei der neuen Virus-Variante vermehrt auch Kinder infiziert. Sind Schulschliessungen daher wieder möglich? «Die Kinder sind nicht die Treiber der Pandemie. Auch wenn die Ansteckung mit der Mutation unter Kindern etwas mehr begünstigt wird», sagt Christoph Berger. Man müsse die Situation natürlich weiterhin beobachten. «Aber zumindest Schliessungen der obligatorischen Schule sehen wir derzeit nicht als sinnvoll.»

Wie andere Länder dies handhaben: Wo Europa die Schulen dichtmacht

Frage: Braucht es neue Massnahmen?

Nun können die anwesenden Journalisten Fragen stellen. Vor allem in Bezug auf die hochansteckenden Corona-Mutationen steht die Frage nach verschärften Corona-Massnahmen im Raum. «Wir befragen viel mehr Leute und verfolgen die Kontaktkette viel weiter zurück als im Frühling», antwortet Rudolf Hauri.

In der Schweiz gebe es aktuell jedoch noch wenige Proben der neuen Varianten. «Wenn sich die Mutation noch stärker verbreitet, sind jedoch weitere Massnahmen angezeigt.»

Rudolf Hauri

«Die Mutationen sind deutlich ansteckender»

Hauri bezieht sich auch auf die Virus-Mutationen aus Südafrika und Grossbritannien. «Diese Varianten sind deutlich ansteckender, das heisst, dass sie schneller mehr Menschen infizieren können», erklärt der Kantonsarzt. Da in der Schweiz eine ohnehin viel zu hohe Virusbelastung vorherrschend ist, müsse die Verbreitung der Mutanten unbedingt verhindert werden.

Der Bund verfolgt die bekannten Fälle der Mutationen laut Hauri viel intensiver und stehe mit den betroffenen Personen in Kontakt.

«Der Impfstoff ist nicht ganz einfach im Umgang»

«Der Impfstoff ist nicht ganz einfach im Umgang. Nicht nur wegen der Logistik, sondern auch wegen der Handhabung», erklärt Rudolf Hauri. Das Vakzin dürfe auf keinen Fall geschüttelt werden, sondern nur gedreht. Wenn er eine homogene Farbe zeige, dürfe der Stoff intramuskulär gespritzt werden. Nicht gebrauchter Impfstoff müsse nach wenigen Stunden entsorgt werden.

«Der Impfstoff muss zur richtigen Zeit, am richtigen Ort und in der richtigen Menge verfügbar sein», so Hauri. «Es braucht ein System zur Verwaltung und Registrierung, welches nun eingeführt wird.» Auch Personen ohne IT-Zugang müssen gemäss dem Kantonsarzt aber die Möglichkeit haben, sich für eine Impfung anzumelden. Da arbeite der Bund an einer Lösung.

«Alle, die möchten, werden eine Impfung erhalten»

Christoph Berger erläutert noch einmal die Schweizer Impfstrategie. «Zuerst werden die über 75-jährigen und Personen mit Vorerkrankungen sowie deren Kontaktpersonen geimpft.» Wegen der Knappheit, müsse zu Beginn sehr stark priorisiert werden. Es sei auch ein grosser logistischer Aufwand. «Bitte haben Sie Geduld. Alle, die sich impfen lassen möchten, werden eine Impfung erhalten. Es können aber nicht alle die Ersten sein.»

Der Impfstoff ist laut Berger gut. «Er wirkt und er zeigt praktisch keine Nebenwirkungen – ausser bei bekannten Allergien auf Inhaltsstoffe.»

Der Impfstoff sei ein zusätzliches Element bei den Schutzmassnahmen, so Berger. Es stünden schwierige drei Monate vor uns. Die Schutzmassnahmen müssten unbedingt weiterhin eingehalten werden. Lockerungen werden frühestens für Sommer in Aussicht gestellt. Werde zu früh gelockert, so gäbe es Rückschläge.

«Wir rechnen mit Knappheit des Impfstoffs»

Nun übernimmt Nora Kronig das Wort. Man habe sich sehr gefreut, dass am 23. Dezember mit Impfungen in der Schweiz begonnen werden konnte. Die Nachfrage nach dem Impfstoff sei erfreulich. «Unser Ziel ist weiterhin, dass wir bis im Sommer alle Menschen in der Schweiz, die das wollen, impfen können», sagt Kronig.

Aktuell habe die Schweiz 233'000 Impfdosen des Vakzins von Biontech und Pfizer erhalten. «Wir rechnen in der ersten Phase mit Knappheit. Die grosse Nachfrage zieht eine gewisse Frustration nach sich.»