Pandemie und BildungWo Europa die Schulen dichtmacht
Wie soll die Schweiz bei steigenden Corona-Zahlen mit den Schulen umgehen? Ein Vergleich mit den Situationen in Europa zeigt, wo ein totaler Lockdown, ein Lockdown light oder lediglich verschärfte Massnahmen verordnet sind.
Die Briten gehen in einen erneuten Lockdown, aber auch andere Länder Europas verschärfen ihre Massnahmen im Kampf gegen die Corona-Pandemie. Und weil sich Sars-CoV-2 auch an Schulen verbreitet, läuft die Diskussion darüber, ob man Bildungs- und Betreuungseinrichtungen für Kinder und Jugendliche offen lässt oder schliesst, auf Hochtouren.
In der Schweiz ist der Präsenzunterricht an obligatorischen Schulen derzeit erlaubt, doch werden sich «stärkere Massnahmen nicht vermeiden lassen, wenn wir in den kommenden Wochen wieder hohe Zahlen mit einer steigenden Tendenz haben werden», sagt der oberste Gesundheitspolitiker des Landes, Lukas Engelberger. Seine warnenden Worte beziehen sich sowohl auf die Gesamtsituation in der Schweiz als auch auf die Lage der Schulen. Voraussichtlich am Mittwoch will der Bundesrat wieder über die Situation und die Massnahmen, die auch die Bildungsstätten betreffen könnten, informieren.
Wie sieht es in unseren Nachbarländern und darüber hinaus aus? Was gilt derzeit europaweit an Schulen? Wir haben die Informationen zu den Massnahmen an Bildungseinrichtungen zusammengeführt.
Schweiz
An den obligatorischen Schulen ist der Präsenzunterricht erlaubt. Die Schulen müssen laut BAG-Verordnung ein Schutzkonzept umsetzen. Dasselbe gilt auf Sekundarstufe II (Gymnasien und Berufsschulen); dort müssen alle Personen vor Ort jedoch eine Maske tragen. An Universitäten und Fachhochschulen ist der Präsenzunterricht nur dann erlaubt, wenn eine Präsenz vor Ort unbedingt notwendig ist.
Sollten die Infektionsfälle in den kommenden Wochen zunehmen, könnten strengere Corona-Massnahmen nötig werden, sagt der oberste Gesundheitspolitiker der Schweiz, Lukas Engelberger, jüngst in einem Interview. (Hier gehts zum Artikel.)
Engelberger begründete mögliche Massnahmen an Schulen damit, dass diese «Taktgeberin im Alltag» seien. Wenn die Schule mit Fernunterricht funktioniere und die Schülerinnen und Schüler sich nicht bewegten, würden Kontakte reduziert – auch weil dadurch auch die Eltern verstärkt zu Hause bleiben würden, begründete Engelberger. Es sei aber die «Ultima Ratio», das letztmögliche Mittel.
Deutschland
Das 83-Millionen-Land befindet sich seit Mitte Dezember im harten Lockdown. Schulen und Kinderbetreuungseinrichtungen sind seit Mitte Dezember geschlossen oder allenfalls für Notbetreuungen geöffnet. Die Massnahme hätte ihre Gültigkeit bis zum 10. Januar gehabt; fünf Tage vor der vermeintlichen Aufhebung haben sich die Bundeskanzlerin Angela Merkel und die Regierungschefs der Bundesländer auf eine Verlängerung des Lockdown geeinigt. Das sei eine harte, aber notwendige Entscheidung, sagte Bundesanzlerin Angela Merkel in einer Pressekonferenz.
Österreich
Der Präsenzunterricht an den Schulen soll nach dem Willen des Bildungsministeriums nach derzeit geltender Gesetzeslage trotz Verlängerung des Lockdown am 18. Januar wieder beginnen. Forciert wird dabei eine Verschärfung der Hygienemassnahmen an den Schulen; zudem wird ein «ehrgeiziges Programm» entwickelt, um Schülern und Lehrern wöchentliche Tests zu ermöglichen. Bereits ab 7. Januar gilt das «Distance Learning».
Italien
Bis zum 15. Januar gelten in Regionen, die zur Roten Zone erklärt werden, weiter strenge Ausgangsbeschränkungen. Die Menschen dürfen dem Plan der Regierung zufolge nur noch einmal am Tag das Haus verlassen und das maximal zu zweit. Kinder unter 14 Jahren werden nicht mit dazugerechnet. Die Rückkehr zum Präsenzunterricht verschob die Regierung auf den 11. Januar. Dann sollen wieder 50 Prozent der Schüler aus den höheren Jahrgangsstufen in die Schule gehen dürfen.
Frankreich
«Rentré»: Die Schule nach den Weihnachtsferien hat wieder begonnen. Die Kitas und Schulen bleiben geöffnet. Jedoch müssen auch Schüler ab 6 Jahre eine Maske im Klassenzimmer tragen.
Die Regierung verordnete einen extrem strikten Lockdown mit harten Ausgangsbeschränkungen, entschied sich aber schon früh dafür, sämtliche Kitas, Kindergärten und Schulen geöffnet zu halten.
Spanien
Spaniens Schulen blieben seit dem Ende der Sommerferien geöffnet. Laut dem Bildungsministerium waren nie mehr als zwei Prozent der Klassen in Quarantäne. Vom 21. Dezember bis 7. Januar schickte man die Kinder wie üblich in die Weihnachtsferien. Allerdings blickt die Politik sorgenvoll auf das Ferienende: Madrids Regionalregierung will Anfang Januar für Junge zwischen 18 und 29 Jahren kostenlose Antigen-Schnelltests anbieten, um zu verhindern, dass Ferienrückkehrer von ihren Familienbesuchen das Virus mit in die Hauptstadt bringen. Andere Regionen planen ähnliche Schnelltests auch für Schülerinnen und Schüler.
Grossbritannien
In Grossbritannien grassiert derzeit eine Mutation des Coronavirus, die ersten Erkenntnissen zufolge deutlich ansteckender ist als das Virus in seiner bisherigen Form. «Bleiben Sie zu Hause! Wir müssen in England einen Lockdown verhängen, um die neue Corona-Variante in den Griff zu bekommen», sagte Premierminister Boris Johnson deshalb in einer Fernsehansprache am Montag. Der dritte Lockdown in Grossbritannien hat zur Folge, dass die Schulen ab Mittwoch vermutlich bis Mitte Februar geschlossen werden.
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Die verschärften Massnahmen gelten in Schottland bereits ab heute Dienstag: Die Schulen bleiben bis Februar geschlossen. In Nordirland sind derzeit fast alle Schulen bereits geschlossen.
Hingegen hält die Republik Irland Kitas und Schulen offen. Laut Premierminister Martin dürfe die Zukunft der Kinder und Jugendlichen kein «Opfer dieser Krankheit» werden. Auch in Wales sind die Kindergärten und Grundschulen offen, in weiterführenden Schulen findet der Unterricht jedoch nur noch online statt.
Diverse Länder
In einigen Ländern und Regionen, die sich aktuell in einem Lockdown befinden, gibt es unterschiedliche Regelungen: In Tschechien sind derzeit fast alle Schulen geschlossen. In der Slowakei gibt es Präsenzunterricht nur noch für die ersten vier Schulstufen, in Polen nur bis zur dritten Klasse.
red/nag
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