Neues RecyclingverfahrenWie Sika mit Altbeton Geld verdienen will
Der Schweizer Konzern will die Baubranche mit einer neuen Methode zur Betonverwertung umweltfreundlicher machen und erhofft sich davon gute Geschäfte.
Wenn heute in der Schweiz ein Haus abgerissen wird, dann entstehen dabei Tonnen von Bauschutt. Alte Ziegel, Stahl und Beton. Die landen dann entweder im Strassenbau oder auf Deponien. Nur ein Bruchteil davon wird recycelt und für den Bau neuer Häuser verwendet – obwohl viele Baumaterialien eigentlich Mangelware sind.
Der Bauchemiekonzern Sika will hier nun Abhilfe schaffen und mit dem Recycling von Betonabfall Geld verdienen. Dafür hat das Unternehmen ein neues Verfahren entwickelt. Eine eigens dafür konstruierte Anlage zermahlt den Altbeton zunächst. Anschliessend wird dieser mithilfe eines speziellen Zusatzmittels von Sika in seine Einzelbestandteile zerlegt: Kiesel und Sand.
Zusätzlich entsteht dabei ein feines Pulver, das als Zementersatz verwendet werden kann. Damit das funktioniert, braucht die Anlage Kohlendioxid, das der Atmosphäre entzogen wird.
Beton wird in Bestandteile zerlegt
Sika-Chef Thomas Hasler spricht von einem «fantastischen Prozess, um Betonabfall zu rezyklieren», als er die Entwicklung Investoren und Medienschaffenden vorstellt. Mit dem neuen Verfahren lasse sich künftig gleich auf drei Arten Geld verdienen. Zum einen mit dem wiedergewonnenen Kiesel und Sand. Denn nicht überall stehen diese Materialien uneingeschränkt zur Verfügung. Sand beispielsweise ist knapp.
Zum anderen könne das feine Pulver als Zementersatz verkauft werden. Damit macht Sika mit dem neuen Verfahren etablierten Zementherstellern wie Holcim Konkurrenz.
Und drittens braucht die Methode CO₂. Wer das klimaschädliche Gas der Atmosphäre entzieht, kann damit ebenfalls Geld verdienen – etwa in Form von CO₂-Zertifikaten, die dann an die Verursacher verkauft werden. «Bei allen drei Aspekten denken wir, dass sie früher oder später eine grosse Rolle spielen», sagt Hasler.
Preisaufschlag für umweltfreundliche Bauprodukte
Wie viel Geld sich genau mit der Methode verdienen lässt, ist noch offen und von Land zu Land verschieden. Sika hat den Prozess patentiert.
Eine erste Pilotanlage steht derzeit auf dem Gelände des auf Bau und Recycling spezialisierten Familienunternehmens Eberhard in der Nähe des Zürcher Flughafens. Dort werden aktuell maximal 5 Tonnen Altbeton pro Stunde rezykliert. Wenn sich das Verfahren durchsetzt, sind jedoch industrielle Anlagen mit einer Kapazität von 50 bis 200 Tonnen pro Stunde denkbar.
Nach Angaben von Sika haben bereits etliche Firmen aus dem In- und Ausland Interesse an der Technologie bekundet und sich die Anlage angeschaut. Wie viele davon verkauft werden, ist noch offen.
Auch Eberhard ist nicht abgeneigt, eine solche Recyclinganlage zu betreiben. Zwar habe die Firma noch keinen Geschäftsplan erstellt, sagt Eberhard-Entwicklungsleiter Patric Van der Haegen. Doch das umweltfreundlich wiedergewonnene Baumaterial lasse sich mit einem Aufschlag von 20 Prozent verkaufen. «Das ist wie bei Biolebensmittel, da gibt es auch höhere Preise», sagt Van der Haegen. Und das sei attraktiv.
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