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Geldblog: Amortisieren statt investieren
Wie Sie dank Amortisation von einer risikolosen Rendite profitieren

Hypothekenfreies Eigenheim: Auch wenn damit viel Kapital in der Immobilie gebunden ist, rentieren Amortisationen.
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Ich möchte Sie um einen Rat bitten: Ich bin 75, meine Frau 72, wir haben keine Kinder. Wir haben ein Haus mit einer Festhypothek von 180'000 Franken, besitzen 100 Aktien bei Novartis, 100 Aktien bei Nestlé, 200 UBS-Aktien, eine Anlage Raiffeisen Pension Invest plus Bargeld von 300'000 Franken. Da die Festhypothek Ende Jahr mit 1,14 Prozent ausläuft, möchte ich Sie fragen: Wäre es sinnvoll, die Festhypothek – ganz oder zu einem grossen Teil – zu amortisieren oder das Geld anders zu investieren? Leider verstehen wir vom Geldinvestieren sehr wenig. Leserfrage von G.F.

Derzeit zahlen Sie für Ihre Festhypothek von 180'000 Franken etwas mehr als 2000 Franken Zins pro Jahr. Je nach Laufzeit und Bank dürften Sie in der Lage sein, noch eine Festhypothek zu mehr oder weniger gleichen Konditionen abzuschliessen, vorausgesetzt, dass die Tragbarkeit der Hypothek von den Banken weiterhin als positiv eingeschätzt wird, wovon ich allerdings ausgehe, da sich Ihre Einkommens- und Vermögenssituation nicht grundlegend verändert hat.

Wenn Sie nun vor der Entscheidung stehen, ob Sie erneut eine Festhypothek abschliessen wollen oder die Hypothek stattdessen ganz oder teilweise amortisieren möchten, würde ich den jährlichen Zins von rund 2000 Franken, den Sie der Bank abliefern mit den Renditen vergleichen, die Sie auf Ihrem Geld erwirtschaften. Bei den Aktien von Novartis und Nestlé profitieren Sie von einer ansprechenden Dividendenrendite – so auch bei den Aktien der UBS, doch diese dürften Ihnen gleichzeitig in den letzten Jahren beträchtliche Buchverluste gebracht haben.

Beim Fonds Raiffeisen Pension Invest Futura, den Sie ebenfalls im Depot haben, handelt es sich um einen Strategiefonds, der breit diversifiziert weltweit in Aktien-, Obligationen- und Geldmarktanlagen investiert. Da der Fonds aktiv gemanagt wird und die Investments auf der Basis von ökologischen, sozialen und ethischen Kriterien erfolgen, ist der Fonds nicht ganz günstig, aber immerhin professionell geführt. Gar keine Rendite haben Sie indes auf den 300'000 Franken, die Sie als liquide Mittel auf dem Konto parkiert haben. Hier riskieren Sie sogar, dass Sie unter Umständen einmal Negativzinsen bezahlen.

Eine neue Hypothek bekommt man im Alter nur noch schwer oder gar nicht mehr. 

Vor diesem Hintergrund wäre es zweifellos sinnvoll, wenn Sie Ihre Hypothek mit dem Bargeld, das keine Rendite bringt, ganz oder teilweise amortisieren. So sparen Sie sich wenigstens bei einer ganzen Amortisation die 2000 Franken Zins, die Sie jetzt der Bank pro Jahr abliefern. Faktisch ist dies eine risikolose Rendite, indem Sie Ihre Kosten senken. Sie haben selbst nach einer vollständigen Amortisation immer noch 120'000 Franken an liquiden Mitteln. Natürlich könnten Sie die 300'000 Franken auch investieren. Doch hier bin ich skeptisch: Denn mit einem solchen Investment tragen Sie automatisch zusätzliche Anlagerisiken.

Sehr sichere Anlagen ohne stärkere Schwankungen wie etwa Frankenobligationen von sehr sicheren Schuldnern bringen keine Rendite. Rendite versprechende Aktien sind hingegen starken Schwankungen ausgesetzt. Aufgrund des Krieges in der Ukraine, der steigenden Zinsen in den USA und der hohen Inflation in den USA und Europa rechne ich auch künftig mit Turbulenzen an den Aktienmärkten und starken Schwankungen. Sie müssen sich selbst fragen, ob Sie wirklich höhere Anlagerisiken in Kauf nehmen wollen.

Mit steigendem Alter rate ich, die Anlagerisiken eher zu senken. Wenn Sie die Hypothek amortisieren, haben Sie weniger liquide Mittel und der Grossteil Ihres Geldes steckt im Haus. Das könnte ein Nachteil sein, wenn Sie unerwartet doch noch viel mehr liquide Mittel benötigen würden als Sie selbst nach einer Amortisation immer noch haben. Eine neue Hypothek bekommt man im Alter nur noch schwer oder gar nicht mehr. Dies gilt es zu beachten. Auch können Sie in der Steuererklärung die Zinskosten nicht mehr abziehen, was meist aber nicht wirklich viel ausmacht. Falls Sie, wie ich aufgrund Ihrer Zeilen annehme, ein gutes Renteneinkommen aufweisen, mit dem Sie Ihre laufenden Kosten gut bewältigen können und dafür nicht auf Ihr Erspartes zurückgreifen müssen, würde ich in Ihrer Situation eher die Hypothek ganz oder teilweise amortisieren und so die Kosten für den Bankkredit sparen.