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Öffentlicher Verkehr fährt rauf
Wie SBB und Co. ihre Kunden zurückgewinnen wollen

Auf einem Rundgang durch den Bahnhof Bern lässt sich Simonetta Sommaruga das Schutzkonzept der ÖV-Betriebe erklären. Hier von Mitarbeitenden der SBB Reinigung.
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Ein rotes Shirt mit SBB-Aufdruck, ein aufgeklebtes Namensschild, eine Maske und eine rote Tasche: So sieht der personifizierte Aufbau von Vertrauen bei den Bundesbahnen aus. «Herzlich Willkommen zurück im ÖV», sagt der SBB-Angestellte und verteilt eifrig Desinfektionstüchlein an Passagiere im Zug. Auffällig viele Putzequipen waren an diesem Montag an Bahnhöfen und in den Zügen unterwegs. Sie wischten Tische, Armlehnen, Knöpfe und Haltestangen in den Bussen ab und putzten Zug-WCs. Die Botschaft ist klar: Hier im öffentlichen Verkehr kann man sich sicher fühlen und muss keine Ansteckung riskieren. Die Transportunternehmen ringen sichtlich darum, das Vertrauen der Passagiere zurückzugewinnen. Das Fahren im ÖV soll «wieder als einfach, selbstverständlich, sicher und fair wahrgenommen werden», wurde Ende April intern als Ziel formuliert.

Die Realität der Pendler scheint bis jetzt noch eine andere zu sein: Die dringende Maskenempfehlung im öffentlichen Verkehr ist zum Beispiel offensichtlich noch nicht in den Köpfen der Leute angekommen. Auffällig wenige tragen Masken. Da viele Züge noch nicht so voll sind, dass der 2-Meter-Abstand nicht eingehalten werden kann, ist das auch noch nicht nötig. Doch gibt es andere, weit stärker ausgelastete Verbindungen, und auch dort sind Masken rar. In den S-Bahn-Zügen allerdings, wo die Frequenzen bereits höher seien, würden auch mehr Masken getragen, heisst es bei den Bundesbahnen. Bei den SBB selbst ist die Regel klar: Alle Mitarbeitenden, die in den Zügen im Kundenkontakt sind, tragen eine Maske. Es ist wohl auch ein Zeichen an die Pendler.

Zwei Kundenbegleiter der SBB im Gespräch mit der Bundespräsidentin.

Masken und die Normalität

Bei den ÖV-Betrieben hofft man darauf, dass ihnen die Zeit in der Maskenfrage in die Hände spielt. Noch fahren deutlich weniger Leute Zug. SBB-Chef Vincent Ducrot sprach von 50 bis 60 Prozent weniger als normal in diesen Tagen. Und die Hoffnung besteht, dass gerade grosse Firmen ihre Mitarbeitenden noch länger im Homeoffice behalten – entsprechend steigt das Pendleraufkommen nicht sofort. Gerade im städtischen Gebiet gebe es schon Bus- und Tramverbindungen, bei denen es eine «spürbare Verdichtung» gebe, sagt Postauto-Chef Christian Plüss. Wann immer möglich versuche man dort die Frequenz zu erhöhen, damit die Fahrzeuge nicht allzu voll sind. «Wir zählen aber auf die Grosskonzerne, dass sie etwa ihre Sitzungen nach den Hauptverkehrszeiten ansetzen», sagt Plüss.

Doch unbegrenzt lässt sich das Angebot nicht hochfahren. Schon gar nicht auf der Schiene. Einfach längere Kompositionen fahren zu lassen, ist ein Ding der Unmöglichkeit.

Die WC-Anlagen in grossen Bahnhöfen sind derzeit gratis.

Gerade bei den Masken werden die SBB verstärkt hinschauen. Linus Looser, Leiter Bahnproduktion bei den SBB, sagt: «Ja, es tragen noch wenige Leute eine Maske. Da müssen wir auf kommunikativer Ebene weiter daran arbeiten, und es wird Zeit brauchen, bis sich das Tragen der Masken durchsetzt.» Oder wie es Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga bei einem Besuch bei SBB und Postauto sagte: «Das Maskentragen wird zur Normalität.» Nicht systematisch zu jeder Zeit, aber dann, wenn der Abstand von zwei Metern nicht eingehalten werden könne.

Sommaruga liess sich zeigen, welche Massnahmen die SBB, Postauto und Co. ergriffen haben, um den Verkehr sicher hochzufahren. Alle mit einem Ziel: Der ÖV soll nicht zur Virenschleuder werden. So sind zum Beispiel an den grössten Bahnhöfen und in den Ticketverkaufsstellen Desinfektionsmittelspender aufgestellt. Und Züge, Busse und Trams werden mehr geputzt. Pflichtbewusst desinfizierte sich Sommaruga die Hände. Ihrem Beispiel folgten aber nur wenige Pendler am Montagmorgen: Auch beim Desinfektionsmittel braucht es offenbar Zeit.

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Beim Gespräch mit einem Postauto-Chauffeur erhält die Bundesrätin ein Kompliment. «Dem Bundesrat müssen wir ein Kränzchen winden», sagt er. Die Magistratin bedankte sich auf berndeutsch.
Bundesrätin Simonetta Sommaruga putzt sich pflichtbewusst die Hände. Nur wenige Pendler folgen ihrem Beispiel.
Piktogramme sollen das Schutzkonzept den Pendlern näher bringen.

Das Angebot im öffentlichen Verkehr ist noch nicht auf dem Niveau wie vor dem Lockdown. Die Speisewagen sind zum Beispiel geschlossen. Zusatzverbindungen zu Stosszeiten werden bei den SBB noch nicht gefahren, touristische Angebote und Nachtverbindungen fallen weiterhin aus. Erst mit dem nächsten Öffnungsschritt wird das vollständige Hochfahren zum Thema. Doch treiben gerade Ausflügler den SBB-Verantwortlichen Sorgenfalten in die Stirn. Die sechzig Extrazüge, die sonst über Pfingsten und Auffahrt ins Tessin unterwegs sind, gibt es in diesem Jahr nicht. Entsprechend voll könnten die Züge an diesen Feiertagen sein.