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Nilpferde in Kolumbien
Wie Pablo Escobars «Cocaine Hippos» zur Plage wurden

Sind zu einer ökologischen Bedrohung geworden: Nilpferde auf Pablo Escobars Anwesen Hacienda Napoles, welches nun ein Themenpark ist.

Pablo Escobar, einer der berüchtigtsten Kriminellen aller Zeiten, beschäftigt sein Heimatland Kolumbien auch fast 30 Jahre nach seinem Tod. Terrorisierte das von ihm angeführte Medellín-Drogenkartell das Land in den 80er-Jahren mit Attentaten, Bombenanschlägen und Entführungen, sind es jetzt allerdings seine Nilpferde, die Ärger bereiten.

Escobar galt zur Blütezeit seines Drogenimperiums als einer der reichsten Menschen der Welt. Kein Wunder also, dass sich «El Patrón» oder «Don Pablo», wie er genannt wurde, einen privaten Zoo zulegte. In seinem 63-Millionen-Dollar-Anwesen hielt Escobar Giraffen, Tiger, Zebras, Löwen und eben auch Nilpferde.

1993 starb Escobar bei einer Razzia der Behörden und sein Luxusanwesen, welches 250 Kilometer nordwestlich der Hauptstadt Bogotá liegt, wurde beschlagnahmt. Seine Tiere wurden indes an Zoos im ganzen Land verteilt. Nur die Nilpferde durften wegen logistischer Schwierigkeiten bleiben und wurden ihrem Schicksal überlassen.

Eine ökologische Zeitbombe

Die Nilpferde gediehen und vermehrten sich unerwartet rasant. Lebten ursprünglich nur vier Nilpferde auf dem Anwesen, wird die Population mittlerweile auf 80 bis 100 Nilpferde geschätzt. Laut Carlos Valderrama, Tierarzt und Naturschützer, handelt es sich um die grösste Nilpferdherde ausserhalb Afrikas, ihrer Heimatregion. Kolumbianische Forscher bezeichnen die sogenannten «Cocaine Hippos» als ökologische Zeitbombe.

Ist nun ein Themenpark: Die Hacienda Napoles, das ehemalige Luxusanwesen des Drogenbarons Pablo Escobar.

Die Tiere haben sich mittlerweile in den umliegenden Gewässern ausgebreitet. Laut einer Studie von Forschern ist das Töten einiger Nilpferde der einzige Ausweg. «Es ist offensichtlich, dass uns diese Tiere leidtun, aber als Wissenschaftler müssen wir ehrlich sein», sagte die kolumbianische Biologin Nataly Castelblanco, eine der Autoren der Studie, der BBC. «Flusspferde sind eine invasive Art in Kolumbien. Wenn wir jetzt keinen Teil ihrer Population töten, könnte die Situation in nur 10 oder 20 Jahren ausser Kontrolle geraten.»

Forschungsmeinung geht auseinander

Laut Berechnungen von Forschern könnte die Population bis 2034 auf bis zu 1400 Nilpferde anwachsen. In der Studie wird ein ideales Szenario vorgestellt, in dem jährlich 30 Tiere getötet oder kastriert werden müssten, um dies zu verhindern. Sonst sei das lokale Ökosystem in Gefahr. Die Nilpferde könnten laut den Forschern unter anderem einheimische Arten verdrängen, die bereits vom Aussterben bedroht sind. Zudem könnten die Tiere mit ihren Exkrementen die chemische Zusammensetzung der Flüsse verändern, was wiederum die Fischerei in Gefahr bringen könnte.

Alternative Studien wollen jedoch bewiesen haben, dass Nilpferde der Umwelt sogar helfen könnten. In der Fachzeitschrift «Proceedings of the National Academy of Sciences» argumentieren Forscher, dass Nilpferde lediglich eine ökologische Nische füllten, die ursprünglich von anderen Grosssäugern besetzt worden sei. So seien die Nilpferde keine Bedrohung, sondern stellten die Funktion mehrerer ausgestorbener Arten wieder her.

Kastration zu kostspielig und gefährlich

Die Forschung ist sich höchst uneinig, was mit den Nilpferden geschehen soll. Selbst wenn die Verbreitung der Nilpferde eingedämmt werden sollte, steht immer noch die Frage nach der Umsetzung im Raum. Wäre die Sterilisation der Tiere die weit humanere Option, ist dieses Verfahren alles andere als einfach oder billig. Der Tierarzt und Naturschützer Valderrama hat damit Erfahrung: Bereits 2009 führte er im Rahmen eines Experiments die Kastration eines männlichen Nilpferds durch.

«Wir sprechen von einem Tier, das fünf Tonnen wiegen und sehr aggressiv sein kann», sagte Valderrama der BBC. «Obwohl wir das Tier sediert hatten, kippte es fast den Kran. Es war, als wäre man mit einem Dinosaurier in einem ‹Jurassic Park›-Film konfrontiert.» Zudem kostete die abenteuerliche Behandlung rund 50’000 Dollar – bei der Grösse der Nilpferdherde ein kostspieliges Unterfangen.

Das Thema polarisiert die Kolumbianer und Kolumbianerinnen. Nachdem lokale Medien über das Nilpferd-Dilemma und die Studie berichtet hatten, erhielt Castelblanco mehrere Morddrohungen. Und während sich die Bevölkerung und die Forscher streiten, gedeihen und vermehren sich die «Cocaine Hippos» ungestört weiter.