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Grossauftrag für Ruag-Tochter
Wie Jeff Bezos die Schweizer Steuerzahler entlastet

Solche Dispenser – hier noch nicht mit Satelliten bestückt – soll Beyond Gravity künftig an Amazon liefern.
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Ruag International habe das Vertrauen der Kunden zurückgewonnen, freute sich CEO André Wall an der Bilanzmedienkonferenz Mitte März. Keinen Monat später löst er sein Versprechen ein: Die Raumfahrt-Division Ruag Space, die neuerdings Beyond Gravity heisst, zieht den bisher grössten Einzelauftrag ihrer Geschichte an Land.

Auftraggeber ist der Onlinehändler Amazon. Für dessen Tochter Kuiper wird das Schweizer Unternehmen sogenannte Dispensersysteme entwickeln und herstellen. Es handelt sich dabei um eine Art Tonnen, die von Trägerraketen transportiert werden können. Mit diesen lassen sich mehrere Dutzend Satelliten aufs Mal in erdnahe Umlaufbahnen bringen.

Amazon-Gründer Jeff Bezos will mit Kuiper 3236 Satelliten ins All schiessen, um den Menschen weltweit schnelles, erschwingliches Breitband-Internet zu ermöglichen. Der Start ist für Ende des laufenden Jahres geplant.

Beyond Gravity baut dazu ein neues Werk mit 60 Arbeitsplätzen im schwedischen Linköping. Keine neuen Arbeitsplätze entstehen hingegen in der Schweiz, wo ein Viertel der insgesamt 1600 Mitarbeitenden beschäftigt sind.

Für die hiesigen Steuerzahlerinnen und Steuerzahler ist der Amazon-Deal dennoch eine gute Nachricht. Mit ihm steigt nämlich der Wert von Beyond Gravity. Der Verkauf des Raumfahrtbereichs, der 2025 als letzter Teil von Ruag International privatisiert werden soll, dürfte damit zusätzliche Millionen in die Bundeskasse spülen.

Bereits in die Wege geleitet wurde der Verkauf der Munitionsfabrik Ammotec als grösste Ruag-Division an den italienischen Beretta-Konzern – wobei die in den Medien genannte Summe von 400 Millionen Franken nie bestätigt wurde. Keine Angaben gibt es auch zum Verkauf des militärischen Flugzeugunterhalts in Australien an das Verteidigungsunternehmen Asdam sowie der Simulations- und Trainingsabteilung an den französischen Rüstungskonzern Thales.

Alles wird neu, vom Logo bis zum Sound

Im jüngsten Auftrag sieht CEO André Wall nicht nur die Bestätigung, dass die Produkte seines Konzerns weltweit gefragt sind. Sondern auch dafür, «dass wir mit der strategischen Neuausrichtung und der Umbenennung von Ruag Space in Beyond Gravity auf dem richtigen Weg sind und wachsen werden».

Die Neuausrichtung des internationalen Teils der ehemaligen Waffenschmiede des Bundes beschränkt sich aber nicht auf den neuen Namen, der auf Deutsch «Jenseits der Schwerkraft» lautet. Vielmehr gehört ein umfassendes Rebranding dazu, eine Umfirmierung vom Logo über die richtige Schrift und den richtigen Sound bis hin zum «Farbspektrum des Universums», wie einer entsprechenden Broschüre zu entnehmen ist.

Ob das Rebranding beim Amazon-Auftrag eine Rolle gespielt hat, war nicht in Erfahrung zu bringen. Sicher war dies aber bei einem anderen Auftrag eines anderen US-Multimilliardärs nicht der Fall. Beyond Gravity beliefert nämlich auch Spacex, die Raumfahrtfirma von Tesla-Chef Elon Musk. Nicht mit Dispensern, sondern unter anderem mit Bestandteilen von Trägerraketen. Und zwar bereits seit der Zeit, als diese Sparte noch althergebracht Ruag Space hiess. 

Der neue visuelle Auftritt von Beyond Gravity.