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Brennender Frachter im Atlantik
Wie Elektroautos zum Risiko auf hoher See werden

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Noch ist die Ursache des Brands auf der Felicity Ace nicht geklärt. Sicher ist nur, dass die Batterien der Elektroautos an Bord den Brand beschleunigten, eine Löschung aussichtslos wurde und die rund 4000 Porsches, Bentleys und VW an Bord zerstört wurden. Der Schaden dürfte 500 Millionen Dollar betragen. 

Die Löschequipen sahen sich nach eigenen Angaben nicht in der Lage, den Brand unter Kontrolle zu bringen, und erklärten, die geballte Fracht von Elektroautos habe zur immensen Hitze und rasanten Ausbreitung des Feuers beigetragen. João Mendes Cabeças, Kapitän des der Unfallstelle am nächsten gelegenen Hafens auf den Azoren, teilte diese Meinung. Die Lithiumbatterien der Autos «haben den Brand am Leben erhalten». Deswegen hätten auch die Flammen das Schiff bis zur Wasserlinie hinunter erfasst.

Mehr als eine Woche nach Brandausbruch treibt der mit Destination USA gestartete Frachter noch immer in portugiesischen Gewässern auf dem Atlantik. Stürmisches Wetter verhinderte es bisher, das Schiff in einen sicheren Hafen zu schleppen. 

Gefährliche Güter

Elektroautos müssen als gefährliche Güter deklariert und gesichert werden. Allerdings warnen Schifffahrtsexperten  und Versicherungen seit längerem, dass die Sicherheitsbestimmungen nicht mehr genügten. Sie müssten auf die zunehmende Verschiffung von Elektrowagen zwischen Europa, den USA und Asien angepasst werden, fordert zum Beispiel die deutsche Allianz-Versicherung. Sie warnte vor drei Jahren bereits, dass die Brandbekämpfung an Bord zwar für die Besatzungen besser geworden sei und mit den internationalen Konventionen Schritt gehalten habe, hingegen für die Fracht nicht mehr genüge.

Das deutsche Verkehrsministerium hatte sogar schon 2013 eine Studie über die Brandrisiken von Elektroautos auf Frachtschiffen erstellt und vor den grösseren Risiken von unkontrollierbaren Bränden auf hoher See gewarnt. Die deutschen Experten verlangten unter anderem, dass Elektroautos in speziellen Frachtabteilungen befördert werden, die mit Feuermeldern und automatischen Löschanlagen ausgerüstet sind. Solch feuerfeste Trennwände könnten die brennenden Autos vom Rest der Ladung abschirmen. Das sei auch für die Besatzung wichtig, da brennende Batterien extrem hohe Temperaturen und Giftgase produzierten.

Das brennende Frachtschiff vor den Azoren – auf einem Foto der portugiesischen Marine. 

Elektroautos werden mit nur teilweise geladenen Batterien verschifft, um sie manövrieren zu können. Das grösste Risiko ist gemäss einer norwegischen Studie die Verankerung der Autos. Wenn ein Wagen mit Benzinmotor verrutscht, beschädigt dies lediglich andere Autos. Rutscht hingegen ein E-Auto, kann dies gemäss der Studie die Batteriezelle beschädigen und einen Kurzschluss verursachen. Da die Autos auf Deck dicht geparkt werden, ist ein Grossbrand kaum zu verhindern.

Mit einiger Verspätung  besorgt ist auch das US-Transportministerium. «Lithiumbatterien sind ein unterschätztes und ungenügend kontrolliertes Risiko in der Transportkette», schreibt das Ministerium. Allerdings habe die Transportindustrie bisher keinen Konsens darüber erzielt, wie die Risiken reduziert werden könnten, schreibt das Ministerium, das erst jetzt Wissenschaftler und Schifffahrtexperten ersucht, entsprechende Vorschläge einzureichen. 

Einige Reedereien haben bereits reagiert

Die auf internationale Transporte spezialisierte Corsia Logistic rät ihren Kunden, Elektroautos nur in Containern zu verschiffen, um das Unfallrisiko  zu verringern. Brennende Container könnten im schlimmsten Fall über Bord geworfen werfen, bei eng parkierten Elektroautos gehe das nicht. Schon vor dem Brand der Felicity Ace hatte Maersk, eine der weltweit führenden Reedereien, gehandelt. Nachdem 2019 das Frachtschiff Grande America im Golf von Biscaya in Brand geraten und zwei Tage später gesunken war, verschärfte Maersk die Verladebestimmungen, da sich an Bord des Frachters über 2000 Autos,  darunter Audis und Porsches, befanden. Gefährliche Güter – dazu zählen Elektroautos – können auf Maersk-Schiffen nicht mehr unter Deck parkiert werden. 

Gemäss der Allianz hat die Zahl der Havarien auf hoher See in den letzten Jahren abgenommen, doch die Schwere der Unfälle hat zugenommen. Dies hängt mit den immer grösseren Schiffen und den gefährlichen Ladungen zusammen, die zudem oft nicht richtig deklariert werden. Schärfere Vorschriften hätten möglicherweise auch eine Katastrophe vor der japanischen Küste verhindern können, als 2019 ein ebenfalls in Panama registriertes  Frachtschiff, die Sincerity Ace, mit über 4000 Fahrzeugen von Nissan an Bord aus zunächst ungeklärten Gründen in Brand geriet. Fünf Besatzungsmitglieder verloren ihr Leben. Spätere Untersuchungen führten das Unglück mit grosser Wahrscheinlichkeit auf den Brand eines Autos zurück.