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Korruption im Kongo
Wie der Kabila-Clan die Staatskasse plünderte und Millionen zur UBS flossen

Joseph Kabila bei der Stimmabgabe bei den Wahlen von Ende 2018.
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«Congo Hold-Up» – Raubüberfall auf Kongo. So tauften Journalisten und Nichtregierungsorganisationen (NGOs) ein neues Datenleck aus Afrika, das am Freitag publik wurde. Die Daten, rund 3,5 Millionen Dokumente, stammen aus der Bank BGFI mit Sitz in Gabun. Sie zeigen, dass enge Vertraute des ehemaligen Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Joseph Kabila, während dessen langer Regierungszeit (2001–2019) riesige Summen veruntreut haben.

Laut einem Beitrag des französischen Medienhauses Mediapart gelangten zwischen 2013 und 2018 mindestens 138 Millionen Dollar direkt über die Bank BGFI zum Kabila-Clan. Hinzu kommen mehr als 100 Millionen Dollar, die via BGFI-Konten bei der kongolesischen Zentralbank geflossen sind.

Diese Zahlen machen das Datenleck «Congo Hold-Up» zu einem der grössten afrikanischen Kleptokratie-Fälle in den letzten Jahren, in welchen eine Bereicherung so direkt nachgewiesen werden konnte. Und es ist einer der schwerwiegendsten dazu: Die Demokratische Republik Kongo ist etwa so gross wie Westeuropa und zählt rund 100 Millionen Einwohner. Gemessen am Bruttoinlandsprodukt pro Kopf ist sie das sechstärmste Land der Welt.

Auch Hilfsgelder der Vereinten Nationen betroffen

Das veruntreute Geld stammte von verschiedenen staatlichen Institutionen, darunter die Zentralbank (50 Millionen), das staatliche Bergbauunternehmen Gecamines (20 Millionen Dollar) oder der nationale Strassenunterhaltsfonds (10 Millionen). Selbst rund 7 Millionen Dollar an Hilfsgeldern der Vereinten Nationen für die kongolesischen Blauhelme wurden abgezweigt.

«Das Datenleck gibt einen Gesamteindruck über die Plünderung unter Kabila. Das ist neu», sagt Agathe Duparc von Public Eye. Die Schweizer NGO war neben 13 Partnern des Journalisten-Konsortiums EIC und 4 weiteren NGOs an der Recherche beteiligt.

Gegen den langjährigen Präsidenten der Demokratischen Republik Kongo, Joseph Kabila, gab es schon früher Korruptionsvorwürfe. 

Wichtigstes Vehikel für die Veruntreuung war eine Phantomgesellschaft namens Sud Oil. Sie gehörte der Schwester von Joseph Kabila und der Ehefrau des Direktors der Bank BGFI Kongo. An der Bank war Kabilas Schwester ebenfalls zu 40 Prozent beteiligt. Der Bankdirektor seinerseits ist der adoptierte Bruder von Kabila und amtete als Chef der Sud Oil.

12 Millionen flossen zur UBS in Genf

Gemäss der «Congo Hold-Up»-Recherche erhielt Sud Oil im letzten Jahrzehnt 92 Millionen Dollar aus der Kasse des kongolesischen Staates, davon 51,5 Millionen von der Zentralbank. Der grösste Teil dieses Geldes wurde dann in bar abgehoben.

Daneben überwies Sud Oil auch rund 12 Millionen Dollar auf ein Konto bei der UBS in Genf. Knapp die Hälfte davon kam vorher von der kongolesischen Zentralbank zu Sud Oil. Das Geld diente zum Kauf eines Gebäudes in der Hauptstadt Kinshasa. Die UBS kommentiert den Fall nicht, betonte aber generell, die Sorgfaltspflichten im Kampf gegen Geldwäscherei strikte einzuhalten.

Die Frage ist nun, welche Auswirkungen die Enthüllungen in der Demokratischen Republik Kongo haben werden. Joseph Kabila ist zwar immer noch «Senator auf Lebenszeit», aber einige seiner engsten Vertrauten sind nicht mehr so unantastbar, wie sie einst waren. So bezeichnet der Chef der kongolesischen Finanzaufsichtsbehörde gegenüber dem «Congo Hold-Up»-Kollektiv die örtliche Niederlassung der Bank BGFI als «mafiöse Bank». Weder die BGFI noch der Ex-Präsident und seine Vertrauten nahmen zu Fragen der Journalisten Stellung.