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White House Correspondents’ Dinner
«Wir sind nicht der Feind» – Trump meidet Medien-Galadinner erneut

Diane Macedo, Mary Bruce, Juju Chang und Martha Raddatz posieren für Fotografen beim jährlichen White House Correspondents’ Association Dinner in Washington, 2025.
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Wie üblich ohne US-Präsident Donald Trump hat die Washingtoner Hauptstadtpresse beim traditionellen Galadinner die Bedeutung unabhängiger Medien gewürdigt. «Ich weiss, dass es für alle ein extrem schwieriges Jahr war», sagte der Vorsitzende der White House Correspondents’ Association (WHCA), Eugene Daniels, zu Beginn des Essens. «Es war schwierig für diese Vereinigung. Wir wurden auf die Probe gestellt und angegriffen.» Dieses Abendessen werde sich ein wenig anders anfühlen als sonst. «Es gibt keinen Präsidenten, es gibt keinen Komiker. Es sind nur wir.»

Der Elefant im Raum war der nicht anwesende Präsident. Die Vereinigung lade den Präsidenten ein, um ihn daran zu erinnern, warum eine starke vierte Gewalt für die Demokratie unerlässlich sei, sagte Daniels erst am Ende. Das Programm war zuvor wenig konfrontativ, direkte Attacken gegen Trump blieben aus. Die Kritik am Umgang des Weissen Hauses mit den Medien fiel eher subtil aus, nur an wenigen Stellen wurde es deutlicher. Unter grossem Applaus sagte Daniels: «Was wir nicht sind, ist die Opposition. Was wir nicht sind, ist der Feind des Volkes, und was wir nicht sind, ist der Feind des Staates.» Jeder könne und sollte sich gegen staatliche Eingriffe in eine freie Presse wehren. 

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Trump geht aggressiv gegen unliebsame Medien vor

Die Journalisten-Vereinigung der im Weissen Haus akkreditierten Korrespondenten veranstaltet den Festabend seit 100 Jahren. Der Präsident ist gewöhnlich Stargast – einzig Trump nahm während seiner ersten Amtszeit nie teil. Diese Tradition setzt der Republikaner Trump, der Medien gern als «Feinde des Volkes» bezeichnet, nun auch in seiner zweiten Amtszeit fort und schlug die Einladung aus. Anwesend sind neben Journalistinnen und Journalisten in der Regel viele hochrangige Politiker und einflussreiche Strippenzieher in der US-Politik. 

Trumps Regierung hat zuletzt drastisch in die Arbeit der Reportervereinigung des Weissen Hauses eingegriffen. Das Weisse Haus mischt sich in die Zusammensetzung des sogenannten Korrespondenten-Pools ein, der den Präsidenten nahezu rund um die Uhr begleitet. So hat es zum Beispiel die US-Nachrichtenagentur Associated Press (AP) von Veranstaltungen im Oval Office im Weissen Haus ausgeschlossen. Hintergrund ist die Weigerung der AP, in ihrer Berichterstattung die von Trump verfügte Umbenennung des Golfs von Mexiko in «Golf von Amerika» zu verwenden.

«Das Herzstück der AP ist die Verpflichtung zu einem präzisen, unabhängigen, überparteilichen Journalismus, der die Mächtigen unbeirrt zur Rechenschaft zieht – unabhängig davon, welche politische Partei im Amt ist», sagte AP-Reporter Zeke Miller beim Galadinner auf der Bühne.

Aber auch andere Medien haben keinen festen Platz mehr im Pressepool, der eigentlich traditionell von der Reportervereinigung zusammengestellt wird. Generell setzt Trumps Regierung auf wohlgesonnene Berichterstatter – und lädt regelmässig rechte Influencer als Vertreter sogenannter neuer Medien zu Veranstaltungen ein. Dort dürfen diese dann häufig die erste Frage stellen, die meist eher ein Lobgesang auf den Präsidenten ist. Trump geht ausserdem mit Klagen gegen missliebige Berichterstattung vor. Auch im Pentagon mussten einige grosse US-Medien ihre festen Plätze räumen. 

Moment der Selbstreflexion für unabhängige Medien

Das Dinner war aber auch ein Moment für Selbstreflexion. Axios-Journalist Alex Thompson sprach auf der Bühne über die geistige Fitness von Trumps Vorgänger Joe Biden. «Wir, mich eingeschlossen, haben viel von dieser Geschichte verpasst, und einige Leute vertrauen uns deshalb weniger», sagte der Journalist, der auch ein Buch zu dem Thema veröffentlicht. «Ich sage das, weil das Eingestehen von Fehlern das Vertrauen stärkt und die Abwehr von Fehlern es weiter untergräbt.»

Aktuell kommen einige Bücher auf den Markt, die über Bidens nachlassende geistige Fähigkeiten während seiner Zeit im Amt berichten. Kritiker merken an, dass darüber schon viel eher hätte geschrieben werden müssen. Die Autoren halten dagegen, dass viele Quellen erst nach Bidens Abgang darüber mit ihnen gesprochen hätten. 

Komikerin Ruffin am Galadinner wieder ausgeladen

Beim diesjährigen Abendessen gab es noch eine weitere Besonderheit. In der Regel tritt beim Mediendinner eigentlich auch immer eine Komikerin oder ein Komiker auf. Dieses Mal war Komikerin Amber Ruffin eingeladen, die sich mehrfach negativ über Trump geäussert hatte. Trumps Team hatte die Auswahl kritisiert. Ruffin wurde von der Vereinigung wieder ausgeladen. Die offizielle Begründung lautete, dass die Würdigung der journalistischen Arbeit nicht von politischen Konflikten überschattet werden solle. 

Amber Ruffin bei der Planned Parenthood Gala 2025 in New York.

Üblicherweise fassen die eingeladenen Entertainer in Washington den amtierenden Präsidenten bei ihren Auftritten nicht gerade mit Samthandschuhen an. «Ich dachte, wenn man dir deine Rechte wegnimmt, deine Geschichte auslöscht und deine Freunde abschiebt, solltest du das anprangern. Aber ich habe mich geirrt», sagte Ruffin mit Blick auf den Vorgang.

DPA/step