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20 Grad am Freitag
Tiefdruck­gebiet bringt Frühlings­wärme, Sahara­staub und Föhnsturm

Silhouetten von Eichen in einer Drumlinlandschaft am Hirzelpass bei Sonnenuntergang, mit Saharastaub in der Luft, Schweiz.
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In Kürze:
  • Saharastaub trübt die Atmosphäre in der Schweiz in den kommenden Tagen.
  • Durch die Alpentäler bläst ein Föhnsturm.
  • Temperaturen könnten über 20 Grad steigen – wenn nicht zu viel Staub in der Luft ist.

Wenn im Wetterbericht hierzulande jeweils der Begriff Südwestströmung auftaucht, dann bedeutet das in der Regel vor allem zwei Dinge: Wärme und Föhn.

Genau dies erwartet uns in den nächsten Tagen. Zwischen Donnerstag und Samstag steigen die Temperaturen tagsüber auf Höchstwerte zwischen 17 und gut 20 Grad. Fast schon sommerlich anmutende Temperaturen werden in den aktuellen Wetterprognosen für die Tieflagen der Nord- und Nordwestschweiz berechnet.

In den Alpentälern bricht im Verlauf des Donnerstags der Föhn durch und wird dann immer kräftiger. Der warme Fallwind wird sein Maximum gemäss den Wetterdiensten voraussichtlich in der Nacht von Freitag auf Samstag erreichen. Dann steigt der Druckunterschied zwischen der Alpennordseite und der Alpensüdseite auf über 12 Hektopascal.

Gemäss einer meteorologischen Faustregel stösst der Föhn bei einer Druckdifferenz von etwa vier Hektopascal in die oberen Alpentäler vor, ab einer Differenz von rund acht Hektopascal kann er auch bis ins angrenzende Flachland spürbar werden. In den klassischen Föhngebieten, also zum Beispiel dem Reusstal, dem Glarnerland oder der Jungfrauregion, könnte es durchaus ruppig werden: Bei diesen Druckunterschieden sind Föhnböen von 80 bis 100 km/h zu erwarten.

Tief greift weit nach Süden aus

Ursache für diese Wetterphänomene ist eine für die Jahreszeit ziemlich typische Wetterlage. Ein umfangreiches Tiefdruckgebiet befindet sich am Donnerstagmorgen mit seinem Zentrum zwischen der Küste Portugals und den Azoren. Dieses Tief nähert sich in der Folge dem europäischen Kontinent und bestimmt unser Wetter bis über das kommende Wochenende hinaus.

Bemerkenswert ist dabei, dass das Tief mit kräftigen südwestlichen Höhenwinden bis weit in den Süden Marokkos und Algeriens ausgreift. Dort nimmt es sehr warme Luftmassen auf und führt diese dann im Gegenuhrzeigersinn Richtung Mitteleuropa. Ebenso wirbelt das Tief über der Sahara grosse Mengen an Mineralstaubpartikeln auf. Während die grösseren Partikel rasch wieder zu Boden fallen, können die kleineren in der Höhenströmung Tausende von Kilometern weit getragen werden.

Die für den kommenden Freitagabend über der Schweiz berechneten Staubmengen sind mit etwa 3000 Mikrogramm pro Quadratmeter durchaus beachtlich. Man kann deshalb davon ausgehen, dass sich eine dünne Staubschicht auf Autos, Gartentische oder Sitzbänke legen wird. Auch der Schnee in den Alpen dürfte sich gebietsweise braun oder rot färben.

Gemäss Meteo Schweiz werden auf diese Weise pro Jahr zwischen 60 und 200 Millionen Tonnen Staub freigesetzt – und über riesige Flächen verteilt.

Karte der Staubbelastung in Nordafrika und Südeuropa mit farbiger Skala, die verschiedene Staubkonzentrationen zeigt.

Derart hohe Saharastaubkonzentrationen sind Fluch und Segen zugleich. Letztlich handelt es sich um eine Luftverschmutzung. Diese kann vor allem bei Personen, die an Atemwegserkrankungen wie Asthma leiden, zu einer Verschlimmerung der Beschwerden führen.

Allerdings führt der Saharastaub auch Mineralien wie Kalzium, Magnesium und Eisen mit sich. Wenn der Staub sich zu Boden senkt und dann durch Regen ausgewaschen wird, gelangt dieser natürliche Dünger in die Böden. Diverse Studien belegen, dass sich die globale Saharastaubverfrachtung daher grundsätzlich positiv auf das Ökosystem auswirkt.

Staub kann Temperaturanstieg dämpfen

Der Transport von Saharastaub ist auch eine Herausforderung für die Meteorologie. Wenn viel Staub in der Luft liegt, reflektiert und streut er einen Teil des Sonnenlichts. Die Wirkung ist also ähnlich wie bei einer Wolkendecke: Durch die reduzierte Einstrahlung wird die Temperaturentwicklung am Boden gedämpft.

Das kann dazu führen, dass das «Wärmepotenzial» einer Luftmasse, das bei uneingeschränkter Sonneneinstrahlung theoretisch vorhanden wäre, nicht ausgeschöpft wird. Die effektiv gemessenen Höchstwerte können dann unter den im Voraus berechneten Prognosewerten liegen.

Zwar wird die Trübung durch Saharastaub als Temperaturfaktor in den modernen Wettermodellen mit einberechnet – weil aber die Staubkonzentration in der Atmosphäre im Voraus schwer abzuschätzen ist, bleibt stets ein Rest Unsicherheit.

Gängige Faustregel greift nicht bei Saharastaub

Dieser Effekt wird sich auch in den kommenden Tagen zeigen. So erreicht die am Freitag zur Schweiz geführte Luftmasse im Bereich der freien Atmosphäre im 850-Hekopascal-Druckniveau (auf 1450 Meter Höhe) eine Temperatur von etwa 13 Grad.

Wendet man nun die gängige Faustregel an, dass die Temperatur unter normalen atmosphärischen Bedingungen pro 100 Höhenmeter im Durchschnitt um 0,65 Grad sinkt, dann müsste das Thermometer am Freitag in Bern (auf 553 Meter Höhe) etwa 19 Grad erreichen.

Diese von der Luftmasse her theoretisch mögliche Höchsttemperatur wird aber am Freitag in Bern mit ziemlicher Sicherheit nicht zustande kommen. Der Höchstwert wird wohl 1 bis 2 Grad tiefer liegen. Dafür sorgt einerseits der Saharastaub, andererseits ziehen vor allem in der Westhälfte der Schweiz Wolkenfelder aus Südwesten auf. Es bildet sich also ein Gemisch aus Staub und Wolken, das im Tagesverlauf immer dichter wird.

Das milde und «staubige» Föhnwetter wird voraussichtlich bis und mit Samstag anhalten. Zum Sonntag hin fliesst dann mit der weiteren Annäherung des Tiefdruckgebiets von Westen her feuchtere und kühlere Luft zur Schweiz. Dabei ist es gut möglich, dass es am Samstag und Sonntag gebietsweise zu sogenanntem Blutregen kommt. Das ist dann der Fall, wenn erste Regentropfen die immer noch in der Luft vorhandenen Staubpartikel auswaschen, wodurch der Regen zumindest kurzzeitig eine rötliche Färbung annimmt.